Betriebssysteme im Wandel
Microsoft kämpft gegen das EU-Urteil

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Betriebssysteme im Wandel

Microsoft will bis zu einer Revisionsverhandlung die Aussetzung der
Geldbuße in Höhe von 497 Millionen Dollar und anderer Strafen erreichen,
die die Europäische Kommission in der letzten Woche gegen das
Unternehmen verhängt hat.

Die Kommission hat entschieden, dass
Microsoft gegen Gesetze verstoßen hat, dass das Unternehmen „sein
Fast-Monopol auf dem Markt für PC-Betriebssysteme als Hebel auf den
Märkten für Workgroup-Server und Medienwiedergabesysteme eingesetzt“
habe. Das Unternehmen hat bis zum 2. Juni Zeit, beim Europäischen
Gerichtshof Revision zu beantragen.

Brad Smith, General Counsel
und Corporate Secretary von Microsoft, meint, dass seine Firma am
meisten wegen des Kommissionsbeschlusses besorgt sei, innerhalb von 120
Tagen eine Version von Windows ohne Windows Media Player produzieren zu
müssen und dass man dazu gezwungen sei, innerhalb von 90 Tagen
Konkurrenten Zugang zum Netzwerkcode zu gewähren. “Man kann ein
Unternehmen nicht auffordern, lizenziertes Material herauszugeben und es
dann wieder zurückzuziehen, wenn der Revisionsprozess gewonnen wird,”
argumentiert Smith.

Der Microsoft-Manager warnt, dass der Fall
sich über vier bis fünf Jahre hinziehen könne. Paula Barrett, Partnerin
in der Kanzlei Eversheds, meint, dass die Verhandlungen bis zu drei
Jahre dauern könnten. Neil Ward-Dutton vom Analystenunternehmen Ovum
geht davon aus, dass das Urteil die Aktivitäten von Microsoft mit
anderen Geräten nicht beeinträchtigt. “Microsoft ist diesem Urteil zwei
Schritte voraus”, fügt er hinzu. “Das Unternehmen hat schon große
Schritte unternommen um sicherzustellen, dass das Format Windows Media
und die dazugehörigen Server-Produkte und Produktions-Tools von Content-
und Service-Providern auf breiter Front eingesetzt werden. Falls die
Kommission sich wirklich mit dem Thema Windows Media befassen will,
hätte sie sich mit Server-APIs, Codecs und Protokollen beschäftigen
sollen und nicht mit dem Desktop-Bereich.”

Vor dem Urteil hatte
Microsoft laut Smith angeboten, drei konkurrierende Programme zur
Medienwiedergabe in Windows zu integrieren. Dieser Vorschlag in letzter
Minute wurde vom für Kartellfragen zuständigen Kommissar Mario Monti
zurückgewiesen. David Smith von der Analystenfirma Gartner meint dazu,
dass diese Integration konkurrierender Software “den Interessen der
Kunden besser entsprochen” hätte. Er fügt hinzu, dass die Auswirkungen
des Urteils begrenzt sein dürften, da die Kommission nicht auf einem
reduzierten Preis für Versionen ohne die umstrittenen Windows-Funktionen
bestanden habe.

Paul Jackson vom Analystenunternehmen Forrester
meint, dass die Entscheidung sogar Konsequenzen für Windows Longhorn
haben könne: “Es kann sein, dass es zwei Versionen geben muss, um den
Anforderungen der Kommission gerecht zu werden: eine mit dem ganzen
Microsoft-Schnickschnack und eine minimalistische, die von anderen
Anbietern aufgeputzt werden kann”.

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