Google-I/O-Konferenz: Videocodec VP8 wird Open Source
Noch Anfang des Monats schockte Apple-Boss Steve Jobs die Internet-Aktivisten mit der Aussage, es gebe keinen freien Videocodec. Nicht Flash, nicht Ogg Theora – alles sei mit Patenten und deren Inhabern verbunden.
Schon aus dem Grund, Jobs eines Besseren zu belehren, lohnt sich der Aufwand für Apple-Gegner Google, und gemeinsam mit der Mozilla Foundation und Opera kann man genug Marktmacht in die Waagschale legen, den Kampf gegen die »MPEG-Mafia« (Branchenspott) aufzunehmen. Und weil Google mit dem Videospezialisten On2 sogar einen Videocodec erworben hatte, kann der Kampf nun beginnen.
Auf der Entwicklerkonferenz I/O in San Francisco wurde daher gestern das gemeinsame Projekt »WebM« angekündigt: VP8 soll als OpenSource nach BSD-Lizenz für alle bereitstehen und der MPEG-LA das Fürchten lehren. Der Codec soll in alle gängigen HTML5-Browser integriert werden, auch das Nachladen eines Flash-Plugins ist damit erst einmal in Chrome, Firefox und Opera nicht mehr nötig. In den gestern veröffentlichten Entwicklerversionen der beteiligten Browser ist es bereits eingebaut. Durch die neue Offenheit sollen künftig auch andere Browser und Videoplayer in der Lage sein, bewegte Bilder ohne Lizenzprobleme darstellen zu können.
Selbst Adobe will WebM in Flash integrieren und sich so mittelfristig aus der langen Lizenzleine der MPEG-Codecs befreien. YouTube soll künftig ebenfalls V8-codierte Videos für HTML5 (in 720p-Auflösung) anbieten, eine Betaversion steht bereits unter www.youtube.com/html5 online.
Die Chiphersteller AMD, ARM, Broadcom, Freescale, Marvell, Mips, Nvidia, Qualcomm und Texas Instruments (alphabetische Reihenfolge) stehen zudem auf der Partnerliste des Projekts – eine Hardware-Implementation des offenen Videocodecs ist also ebenfalls zu erwarten.
Software-Entwickler finden den Quellcode hier. Demnach verwenden WebM-Dateien VP8 für Video und Ogg Vorbis für Audio. (Manfred Kohlen)