Interview: »Strom sparen durch Arbeitsspeicher«

Bis zu 23 Prozent weniger Energiekosten in Rechenzentren sollen Samsungs neue Arbeitsspeichermodule mit 30 Nanometer-Technik ermöglichen. Das verspricht Gerd Schauss, Director Marketing Intelligence bei Samsung Semiconductor Europe. Im eWEEK-Interview erklärt Schauss aber auch, ob die neuen Stromspartechniken den explosionsartig wachsenden Strombedarf von Serverfarmen bei Facebook oder Youtube ausgleichen können und ob Solid State Disks (SSDs) schon technisch ausgereift sind.
eWEEK: Wie wird die Stromersparnis bei Samsungs Advanced DDR3 erzielt?
Schauss: Der Technologievorsprung ergibt sich aus der Kombination von neuester Prozessortechnologie und Komponentendichte, was einen prozessgetriebenen Unterschied von circa 30 Prozent ausmacht. Samsung investiert kontinuierlich in diesen Bereichen, was erkennbare Früchte trägt.

Wie hoch ist der Anteil des Arbeitsspeichers am Stromverbrauch eines PCs oder Servers?
Bei Servern ab 48 Gigabyte, die mit konventioneller 50-nm- oder 60-nm-Technologie bestückt sind, macht der Anteil des Arbeitsspeichers den größten Anteil am Gesamtstromverbrauch aus. Bei Midrange- und Highend-Servern beträgt dieser Anteil sogar über 70 Prozent. Damit wird auf einen Blick deutlich, welche Bedeutung diese Komponenten haben. Unsere neueste DDR3-Technologie bietet hier ein enormes Einsparpotenzial, welches vielen IT-Verantwortlichen gar nicht bewusst ist.
Können Sie ein konkretes Beispiel geben?
Bei einer PUE (Power Usage Effectiveness) von 2.0 können mittelgroße Rechenzentren ausgestattet mit 1000 Serversystemen und durchschnittlich 96 Gigabyte pro Server nur durch die bewusste Wahl der fortschrittlichsten DDR3-Arbeitsspeicher (30 nm-Klasse statt der momentan durchaus noch gebräuchlichen Speicher der 50 nm-Klasse) bis zu 23 Prozent der insgesamt anfallenden Energiekosten sparen. Das entspricht Einsparungen von 170 kW pro Stunde oder circa 1 Million Euro bei einer Laufzeit von vier Jahren. Gleichzeitig werden damit 700 Tonnen CO2 pro Jahr weniger ausgestoßen. Diese Werte haben wir vom TÜV überprüfen lassen.
Um wie viel sind die neuen Speicherriegel teurer?
Unser aktuelles Volumenprodukt, 40 nm-Klasse-Arbeitsspeicher, ist preislich auf dem gleichem Niveau mit den Vorgängertechnologien unserer Wettbewerber. Unsere State-of-Art 30 nm Class, welche wir gerade auf dem Markt einführen, wird sich bald auf einem preislich vergleichbaren Niveau ansiedeln.

Wie wird energieeffiziente Hardware von Unternehmen in Deutschland angenommen? Schließlich ist diese teurer?
Wir stehen als Komponentenzulieferer ganz am Anfang der Wertschöpfungskette und können daher die Akzeptanz von energieeffizienten Gesamtsystemen schwer beurteilen. Was wir sehen, ist dass sich unsere Green-Komponenten sehr gut verkaufen. Überträgt man das auf die Wertschöpfungskette, müsste die Quote auch bei den Gesamtsystemen steigen.
Der Bedarf an Speicher steigt immer schneller an. Nicht zuletzt wegen Diensten wie Youtube oder Facebook. Können die Verbesserungen bei der Energieeffizienz das ausgleichen?
Sicherlich kann energieeffiziente Hardware den ansteigenden Strombedarf nicht vollständig ausgleichen – aber zumindest in einem signifikanten Ausmaß mindern. Auf Systemebene bieten unsere Green-Memory-Komponenten Einsparpotenziale von bis zu 40 Prozent. Betrachtet man die Gesamtsysteme und setzt an allen heute bekannten Stellrädchen gleichzeitig an, dann sollte ein vollständiger Ausgleich realisiert und der Energieeinsatz wahrscheinlich sogar noch reduziert werden können.
Dazu zählen beispielsweise der Ausbau virtualisierter Rechenzentrumsumgebungen bei gleichzeitiger Stilllegung alter, ineffizienter Serversysteme, die konsequente Umstellung auf Cloudservices und das regelmäßige Auswechseln von Servern nach drei bis maximal vier Jahren, um die Vorteile der neuesten technischen Fortschritte nutzen zu können.
Das EU-Parlament hat gerade eine überarbeitete Version der RoHS verabschiedet. Wann wird Samsung Electronics die Richtlinien einhalten können?
Als technologischer Vorreiter und Innovationsführer in der Branche sehen wir uns ganz vorn dabei, wenn es um die Umsetzung der neuen Richtlinie geht. Im Rahmen unserer Planet First-Kampagne arbeiten wir in allen Bereichen der Wertschöpfungskette daran, unsere Arbeitsprozesse und unsere Produkte noch umweltfreundlicher zu gestalten. Die Einhaltung von Richtlinien ist dabei eine sehr wichtige Komponente.

Samsung stellt auch Festplatten her. Werden sich die Solid State Disks (SSD) bald durchsetzen?
Zunächst muss hier das Applikationsprofil betrachtet werden: Wenn eine niedrige Latenzzeit und eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit wichtig sind, ist SSD die richtige Wahl. SSDs adressieren so zunehmend erfolgreich den Markt für Systeme, wo hohe Performanz und Zuverlässigkeit im Vordergrund stehen: Business Notebooks, Highend Desktops und natürlich auch den Servermarkt.
Geht es jedoch um die kostengünstige Speicherung von Massendaten, dann ist HDD die bessere Alternative. So sehen wir SSD und HDD auch nicht als direkte Konkurrenten, sondern vielmehr als komplementäre Technologien, die sich sehr gut ergänzen. Das zeigt sich auch bei den Verkaufszahlen: Hybridlösungen, das heißt SSD und HDD gemeinsam in einem System, liegen derzeit bei den Käufern ganz vorn.
Sind die technischen Kinderkrankheiten der SSDs überwunden?
Für die Samsung-Produkte können wir das ganz klar bestätigen – mit der vierten Generation an SSDs bieten wir ausgereifte Produkte an, die anfängliche Schwachpunkte überwunden haben.