Die 7 Trends der IT-Zukunft

Früher war manches einfacher. Vor allem für den IT-Administrator. Jeder Mitarbeiter hatte genau einen PC. Abteilungsleiter hatten ein Notebook. Und wenn der Administrator gute Laune hatte, dann dürfte ein technikaffiner Mitarbeiter auch mal seinen Organizer an den PC anschließen.
In den letzten fünf Jahren hat sich die Szenerie gewaltig verändert: Erst wurden die Notebooks billiger. Heute hat praktisch jeder Mitarbeiter ein Notebook. Dann kamen die Netbooks. Dann kam das iPhone und in seinem Gefolge eine ganze Armada unterschiedlicher Smartphones mit verschiedenen Betriebssystemen. Jetzt drängen die Tablet-PCs auf den Markt.
Und natürlich wollen alle Mitarbeiter ihre Mobilgeräte ans Netzwerk anschließen, damit auf Unternehmensdaten zugreifen und am liebsten noch von unterwegs den Drucker ansteuern. Und das ist noch nicht alles. Stichwort: Cloud Computing. Damit können Anwender unterwegs übers Web auf ihre Daten und sogar auf Programme zugreifen. Die Daten sind von überallher erreichbar, egal mit welchem Gerät.
Die Vielfalt der Geräte und der Trend zur Mobilität, bedeutet für IT-Administratoren eine echte Herausforderung – für manche sogar ein Alptraum.
Ein großer Report von TNS Global, in Auftrag gegeben von den Hardware-Herstellern Dell und Intel, versucht, den Veränderungen in der Arbeitswelt nachzuspüren, die die Entwicklung der technischen Möglichkeiten mit sich gebracht hat. Und aufzuzeigen, wie die moderne Arbeitswelt in Unternehmen in einigen Jahren aussehen könnte.
Denn neben Problemen für den ein oder anderen IT-Administrator bergen die neuen technischen Möglichkeiten natürlich auch eine Menge Vorteile und Chancen. Die Arbeitsmarktforscher haben insgesamt sieben Trends herausgearbeitet.
Trend 1: Crowdsourcing
Eigentlich bezeichnet der Begriff »Crowdsourcing« die massenhafte Nutzung der Ressourcen oder Arbeitskraft von engagierten Internet-Usern durch Unternehmen für bestimmte Projekte. In leicht abgewandelter Form trifft das Prinzip aber auch auf das Rekrutieren gut bezahlter Mitarbeiter oder Spezialisten zu.
Auf diese Weise werden nach Ansicht von TNS viele Unternehmen in Zukunft ihre Arbeitskräfte projektbezogen organisieren. Diese Mitarbeiter arbeiten dann beispielsweise via Cloud Computing von ganz verschiedenen Orten aus am selben Projekt. So wird sich ein Heer von »Just in time-Arbeitern« bilden, die jeweils für einzelne Projekte zusammengezogen werden.
Schneller auf den Markt reagieren
Die Unternehmen können dadurch schnell und flexibel auf den Markt reagieren und für einzelne Aufgaben die geeigneten Leute zusammenstellen. Oder aber auch bei steigender Auftragslage kurzfristig die Zahl der Mitarbeiter erhöhen. Die Arbeitsmarktforscher erwarten, dass das Crowdsourcing-Phänomen vor allem in wirtschaftlich weit entwickelten Regionen wie USA, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Deutschland an Bedeutung gewinnt.
Für besonders fähige Mitarbeiter erhöhen sich potenziell die Verdienstmöglichkeiten. Der Trend birgt aber auch große Gefahren. Denn durch den ständigen Wechsel bei den Mitarbeitern, geht der für das berühmte »gute Betriebsklima« notwendige soziale Zusammenhalt weitgehend verloren.
Kompatibilität als Voraussetzung
Auch die Technik könnte zum Problem werden. Crowdsourcing funktioniert nicht ohne einheitliche Standards bei Daten und Software. Und wenn Experten via Cloud Computing von unterschiedlichen Regionen aus tätig werden, dann ist auch auf eine einheitliche Rechtslage zu achten. Nach Ansicht der TNS-Experten wird durch Crowdsourcing auch der Trend zum Mieten von IT-Ressourcen verstärkt.
Trend 2: Produktivität wird am Output gemessen
Bis heute ist die Zahl der Wochenarbeitsstunden ein entscheidender Faktor für die Bemessung des Gehalts. Das wird sich nach Überzeugung der Arbeitsmarktforscher ändern. Entscheidend ist dann nicht mehr die Zahl der abgeleisteten Stunden, sondern die abgelieferte Leistung oder neudeutsch: der Output.
Der Trend wird vermutlich besonders in hoch entwickelten Märkten, wie beispielsweise Deutschland oder Japan an Fahrt aufnehmen. Doch die wirtschaftliche Situation und die Globalisierung geraten immer mehr Unternehmen unter Druck, ihre Produktivität und damit den Output der Mitarbeiter zu erhöhen.
Für Personalmanager ergibt sich daraus aber die knifflige Frage, wie man innerhalb einer Arbeitsgruppe eine unterschiedliche und dennoch gerechte Bezahlung erreicht. Die Gefahr, dass Spannungen innerhalb von Arbeitsgruppen oder Teams entstehen, ist nicht zu unterschätzen.
Aber nach Meinung der Arbeitsmarktforschung können auch hier digitale Technologien helfen, die individuelle Leistung von Mitarbeitern und die Arbeitsweise von Mitarbeitern deutlich zu machen.
Das wiederum führt aber schon zum nächsten Trend.
Trend 3: Gemeinsame Werte statt Regeln
Personaler, die die Leistung der Mitarbeiter bewerten wollen, kommen früher oder später zwangsläufig auf die Idee, die Computertechnik zur Kontrolle und Analyse der Mitarbeiter einzusetzen, ein vor allem in Deutschland extrem heikles Unterfangen.
Denn es erzeugt mit hoher Wahrscheinlichkeit Misstrauen und Aversionen in der Belegschaft. Nach Ansicht der Arbeitsmarktforscher lässt sich dies nur lösen, indem derartige Kontrollen vollkommen transparent geschehen und die Mitarbeiter wissen, warum und wozu diese durchgeführt werden. Denn damit wird auch ihr Lohn oder Honorar transparent.
Ganz im Gegensatz zum Kontrollwahn scheint das gegenseitige Vertrauen zwischen Unternehmen und Mitarbeitern zu einer entscheidenden Voraussetzung für den Erfolg zu werden. Angeblich legen gerade Firmen aus dem Hightech-Bereich besonderen Wert auf einen transparenten und »vertrauensvollen« Umgang mit den Kollegen.
Trend 4: Neue Wege zur Hardware
Durch die Entwicklung auf dem Mobilmarkt wird die Zahl der Geräte und Betriebssysteme, die in Betrieben Einzug halten, immer größer. Vom klassischen Desktop-PC über den All-in-One-PC und das Notebook bis hin zu Netbooks, Smartphones und Tablet-PCs reicht das Spektrum.
Entscheidend für den problemlosen Einsatz ist allerdings wieder die Kompatibilität der Daten und Anwendungen untereinander. Damit geht auch eine andere Entwicklung einher, nämlich die, dass Anwendungen immer einfacher zu bedienen sein werden. Damit könnte möglicherweise auch die Bedeutung von Spezialkenntnissen im Bereich Software zurückgehen.
Ein Motor des Trends zum Mobil-Gerätepark ist die vom Marktforschungsunternehmen Gartner schon vor Jahren postulierte Consumerisierung der Unternehmens-Hardware: Immer mehr Mitarbeiter bringen ihre privat eingesetzten Geräte in die Firma mit.
Trend 5: Kampf der IT-Generationen
Der Konflikt zwischen älteren Arbeitnehmern, die neuer Technik oft eher skeptisch gegenüberstehen und den Digital Natives gab es immer schon. Allerdings vermuten die TNS-Experten, dass sich dieser Konflikt durch die Beschleunigung des technischen Fortschritts und die Flut neuartiger Geräte und Bedienkonzepte (Touchscreen) noch verschärfen dürfte.
Doch die Spannungen aufgrund unterschiedlicher Haltung gegenüber Technik-Trends könnten auch schon innerhalb einer Altersgruppe entstehen. Im Gegensatz dazu kann ein Mitarbeiter der zur Generation X zählt, also computertechnisch gesehen in den 90er Jahren sozialisiert wurde, gegenüber Tablet-PCs genauso aufgeschlossen sein wie ein 25-jähriger, der gerade frisch in die Firma gekommen ist.
Nach Ansicht der Arbeitsmarktforscher bietet aber gerade die Technik die Möglichkeit, dass sehr unterschiedliche Anwendertypen ihre Aufgaben individuell erledigen können. Verschiedene Bedienoberflächen, Betriebssysteme und Geräte bieten jedem die Chance, seinen Job so zu erledigen, wie er das persönlich für richtig hält, egal, ob via Touchscreen-Display oder mit Maus und Tastatur.
Trend 6: Innovationsschub durch Mitarbeiter
Während bisher Aufgaben und Ziele allein durch die Unternehmensführung festgelegt und nach unten durchgereicht wurden, ändert sich das Bild auch hier. Die dezentrale Arbeitsweise erfordert selbstverantwortlich handelnde Mitarbeiter.
Dementsprechend werden die Mitarbeiter in Zukunft auch verstärkt Wert darauf legen, genau mit der Software und der Hardware zu arbeiten, die sie für ihre Aufgabe benötigen. Technisch Innovationen werden so verstärkt von Angestellten oder Mitarbeitern der Unternehmen angestoßen.
Trend 7: IT-Manager als Personalmanager
Bisher wurde die IT-Abteilung von den Kollegen häufig als Spaßbremse beim Einsatz neuer Techniken gesehen. Jeder kennt die Anekdoten, bei denen der »Admin« bestimmte Internetseiten sperrt, die Nutzung bestimmter Programme untersagt oder sich weigert, bestimmte Mobilgeräte zu unterstützen.
Auch das dürfte sich in Zukunft deutlich verändern. Die Rolle des IT-Managers ist im Umbruch. Zu seinen traditionellen Aufgaben – Netzwerk pflegen, Software verteilen, Backups organisieren, für Sicherheit sorgen, Hardware anschaffen – kommen Aufgaben hinzu, die eher projektbezogen sind. Sein Job wird zum Teil darin bestehen, neu konstituierte Teams mit passenden Geräten und Software auszustatten und die Infrastruktur bereitzustellen.
Vieles ist noch Zukunftsmusik
Die Autoren der Studie gestehen ein, dass die genannten Trends, auch wenn sie sich teilweise schon sehr deutlich abzeichnen, noch weit davon entfernt sind, Wirklichkeit zu werden. Vieles davon ist noch Zukunftsmusik. Während vor allem Unternehmen aus der IT-Branche oder der digitalen Welt sich schon sehr schnell auf die neue Situation eingestellt haben, gibt es andere, beispielsweise im produzierenden Gewerbe, die darin noch keine Vorteile sehen und sich abwartend verhalten.
Umfrage unter Arbeitnehmern folgt
Der jetzt von Dell und Intel veröffentlichte Report ist nur die erste Phase eines größer angelegten Forschungsprojektes. In diesem ersten Schritt haben die Arbeitsmarktforscher versucht, die wichtigsten Faktoren für die Veränderung der Arbeitswelt festzulegen, darunter technische, soziale, politische oder ökologische Gesichtspunkte. Im nächsten Schritt wurden Experten aus elf verschiedenen Ländern zu den ihrer Ansicht nach wichtigsten Trends befragt.
In den nächsten Monaten soll es eine quantitative Umfrage unter Mitarbeitern geben, hierbei werden auch Anwender aus Deutschland befragt.
Drei grundsätzliche Entwicklungen
Es sind wohl auch deshalb genau sieben Trends geworden, damit der Report eben auf die magische Zahl sieben kommt. Bei genauer Betrachtung lassen sich eigentlich zwei grundsätzliche Entwicklungen erkennen.
Erstens: Trennung von Arbeit und Freizeit wird aufgehoben
Seit einigen Jahren schon prognostizieren Forscher diese Entwicklung. So gibt es keine festgelegten Zeiten mehr für Arbeit oder Freizeit. Die Mitarbeiter der Zukunft werden auch abends ihre E-Mails checken, auch am Wochenende Projekte fertigstellen, auch im Urlaub erreichbar sein. Im Gegenzug dürfen sie dafür im Büro Privates erledigen oder eine Runde Videospiel einlegen.
Damit ist es aber wohl nicht getan. Kollegen, die am Wochenende oder nach Feierabend sich für die Firma einsetzen, werden zusätzlich auch eine Gegenleistung beim Gehalt erwarten.
Auch für die Technik gilt: Bei dieser wird nicht mehr nach geschäftlicher oder privater Nutzung unterschieden. Auf demselben Gerät werden sowohl berufliche wie private Funktionen installiert sein. Techniken wie Mobilgeräte, Videokonferenz-Systeme, Breitband-Internet und Cloud Computing heben auch die räumlichen Begrenzungen der Arbeit auf. Man kann eigentlich überall arbeiten.
Das klassische Büro wird nicht verschwinden, aber im Wesentlichen als eine Art zentraler Schaltstelle für den Anschluss und den Austausch von Menschen und Daten fungieren.
Zweitens: Unsicherheit und schneller Wandel
Der Arbeitsmarkt der Zukunft wird weniger von dauerhaften Arbeitsverhältnissen und mehr von sich ständig wandelnden Arbeitsverhältnissen geprägt sein. Immer mehr Mitarbeiter werden projektbezogen und für einen begrenzten Zeitraum tätig sein.
Auch die Produktpolitik der Firmen wird vom schnellen Wandel gekennzeichnet sein. Unternehmen werden versuchen, schnell und differenziert auf Bedürfnisse der Kunden und des Marktes zu reagieren. Das gilt im übrigen auch gegenüber den eigenen Mitarbeitern. Wer qualifizierte Mitarbeiter für Projekte gewinnen will, muss deren Bedürfnisse berücksichtigen.
Dafür übernehmen die Mitarbeiter mehr Verantwortung. Sie werden in stärkerem Maße eigenständig arbeiten und beispielsweise selbst entscheiden, mit welchem Gerät sie ihre Aufgaben ausführen, beziehungsweise, wann und wo sie arbeiten.
Das Unternehmen verwandelt sich also von einer monolithischen Organisation, die Anweisungen von oben nach unten durchreicht, in eine flexible Plattform, auf der sich Teams und Arbeitsgruppen für immer neue Projekte zusammenfinden.
Für den IT-Manager bedeutet das: Es verwandelt sich vom Techniker in einen IT-gestützten Personal- und Projektmanager. Seine Aufgabe wird also auch in Zukunft mit Sicherheit nicht leichter.