Brother kündigt Tintendrucker mit bis zu 100 Seiten pro Minute an

Brother hat heute auf einer europäischen Presseveranstaltung in Berlin einen unter dem Codenamen “Cobra” entwickelten besonders schnellen Tintendrucker vorgestellt. Mit dem Gerät unterstreiche man den Anspruch nicht nur bei kleinen und mittleren Firmen eine bestimmende Kraft im Druckermarkt zu sein, sondern auch im Enterprisemarkt eine Rolle spielen zu wollen, so Chris Marshall, Senior Manager Printer & Solutions Business von Brother in Europa.
Das Druckgerät liefert laut Hersteller bis zu hundert Seiten pro Minute. Damit liegt es deutlich über den schnellsten Laserdruckern, die in der Regel zwischen 65 und 70 Seiten liefern. Außerdem benötigt es laut Marshall nur die Hälfte der Energie, die die Laserkonkurrenz verbraucht. “Durch technische Verbesserungen bei Laser lassen sich vielleicht noch einmal zwei oder die Seiten mehr erreichen, grundsätzlich ist die Technologie aber ausgereizt”, so Marshall.
Verbesserungen müssten also durch einen Technologiewechsel erreicht werden. Brother hat für seinen kommenden Schwarzweiß-Drucker einen mit 8,5 Zoll seitenbreiten Druckkopf entwickelt. Mit dessen Hilfe lassen sich A4-Seiten im Single-Pass-Verfahren ausdrucken, das heißt, der Druckkopf flitzt nicht über das Papier, um die Tinte am richtigen Ort aufzubringen, sondern das Papier wird unter ihm hindurchgezogen. Mit Hilfe von 5000 Düsen bringt das Gerät dabei die Tinte auf das Papier. Ausdrucke erfolgen laut Brother “in Laserqualität”, der erste liegt nach Auskunft eines japanischen Entwicklers nach rund zehn Sekunden im Ausgabefach.
“Wir glauben, dass wir damit den Markt für Bürodrucker verändern können”, so Marshall in Berlin. Das Gerät soll zur Jahreswende 2012/13 in Europa verkauft werden. Als Zubehör werden bis zu drei Papierfächer sowie ein 500 Blätter fassendes Ausgabefach angeboten. Ein Preis steht noch nicht fest.
Mit seitenbreiten Druckköpfen haben in der jüngeren Vergangenheit auch andere Anbieter experimentiert. Zum Beispiel hatte Medion zur CeBIT 2011 einen Prototypen mit Technologie des neuseeländischen Unternehmens Memjet gezeigt, der dank eines solchen bis zu 60 Farbseiten pro Minute zu Papier bringen kann. Allerdings verschob sich die Markteinführung aufgrund von Schwierigkeiten bei der technischen Feinabstimmung vom zunächst anvisierten Termin im Sommer 2011 auf Sommer 2012.
Hewlett-Packard hatte schon früher mit der als “Edgeline” vermarkteten Technologie dem Tintendruck zu mehr Geschwindiglkeit verhelfen wollen. Das Edgeline-Druckkopfmodul ist halb so breit wie eine DIN-A4-Seite und besteht aus fünf versetzt angebrachten Tintendruckköpfen. In den Geräten der HP-CM8000-Color-MFP-Serie arbeiteten zwei Druckkopfmodule nebeneinander, so dass sich die komplette Breite einer DIN-A4-Seite in einem Zug bedrucken lässt. Jeder der Tintendruckköpfe ist mit 2112 Düsen ausgerüstet, ein Druckkopfmodul mit 10.560. Es lassen sich zwei Farben mit je 5280 Düsen gleichzeitig drucken. Die damit ausgestatteten Multifunktionsgeräte CM8060 Color MFP und CM8050 Color MFP erreichen pro Minute bis zu 60 DIN-A4-Seiten in Schwarzweiß und 50 in Farbe, beziehungsweise 50 in Schwarzweiß und 40 in Farbe. Sie sind damit etwas so schnell wie Lasergeräte zur zeit ihrer Markteinführung. Den Schwerpunkt legte HP jedoch auf das hohe durchschnittliche monatliche Druckvolumen: Das gab der Konzern mit 50.000 Seiten an. Die Serie war jedoch – auch wegen der komplizierten Vertriebsstrukturen dafür – wenig erfolgreich.