Notebook-Displays: Hochglanz oder matt?

Ein schneller Core-i5-Prozessor, USB 3.0 und vier Gigabyte Arbeitsspeicher – Notebook-Hersteller werben gerne mit den Performance-Daten ihrer Mobilrechner. Wer aber länger am Notebook sitzt, für den sind oftmals andere Qualitäten mindestens genau so wichtig. Zum Beispiel das Tastatur-Layout oder ein großes blendfreies Display. Seit dem Siegeszug der hochglänzenden Bildschirme ist das Thema “matt oder glänzend” immer mehr in die Diskussion geraten. Bei den meisten Anwendern, die beruflich mit einem Laptop arbeiten, ist diese mobile Gretchenfrage geklärt, sie wünschen sich ein blendfreies Display mit matter Beschichtung.
69 Prozent wollen ein mattes Display
Das bestätigt auch eine ITespresso-Umfrage: Für beruflich genutzte Displays oder Tablets wünschen sich 69 Prozent der Nutzer ein entspiegeltes Display. Das ist auch beim Kauf ein wichtiges Entscheidungskriterium. Weitere 17 Prozent wünschen sich ein entspiegeltes Display, dies sei aber kein Muss. Nur fünf Prozent sagen, dies sei “kein wichtiger Faktor bei der Kaufentscheidung”. Neun Prozent, also nicht mal jeder Zehnte, bevorzugen die glänzenden Glare-Displays.
Die große Mehrheit wünscht sich also die augenfreundlichen Mobilrechner mit mattem, entspiegeltem Display. Doch ein Rundgang durch Onlineshops und die Webshops der Hersteller sorgt in vielen Fällen für Verwirrung. Denn statt die Display-Typen einfach mit den Bezeichnungen “matt” oder “glänzend” zu versehen, haben sich die Marketingspezialisten der Industrie allerlei schicke Namen ausgedacht: “True Brite”, “BrightView”, “Glare”, “Non-Glare”, “Anti-Glare”, “Bright View”, “True Life”, “Comfy View” und andere mehr.
Eindeutige Bezeichnungen wie “Hochglanz” oder “Matt” haben Seltenheitswert. Manchmal steht da auch einfach nur: “HD-Display”.

Umfrage unter neun Herstellern
Un die Verwirrung aufzulösen, hat ITespresso eine Umfrage unter allen namhaften Notebook-Herstellern gestartet. Befragt wurden Acer, Asus, Dell, Fujitsu, HP, Lenovo, Samsung, Sony und Toshiba. Bis Redaktionsschluss geantwortet haben Sony, Dell, Fujitsu, Acer und Toshiba. Eventuelle Nachzügler wird die Redaktion als Update für diesen Artikel nachreichen. Einige ausführliche Statements von Dell, Sony, Fujitsu und Toshiba finden Sie im vollen Wortlaut am Ende dieses Artikels.
Die Redaktion wollte von den Herstellern wissen, wie sie es mit den Notebook-Displays halten, welche Erfahrungen sie hier mit den Kunden gemacht haben und nicht zuletzt, welche Bezeichnungen sie für ihre matten Displays gewählt haben.
Hat beispielsweise die Dominanz der Hochglanz-Display auch damit zu tun, dass diese im Regal des Händlers einfach besser aussehen? Einige Hersteller bestätigen diese Vermutung hinter vorgehaltener Hand. Sie richten sich logischerweise nach den Wünschen der Endanwender, die eben gerne zur glänzenden Variante greifen.
Hochglanz bietet bessere Farben
Die hochglänzenden Bildschirme sind allerdings nicht so schlecht wie ihr Ruf, wie etwa Dell-Manager Markus Schütz erklärt. Sie haben ein kontrastreicheres Bild mit leuchtstarken und natürlichen Farben. Für Businessanwender, die beispielsweise Bildbearbeitungsprogramme einsetzen, sind diese Displays laut Schütz deshalb die bessere Wahl. Vor allem, wenn der Hersteller ein besonders farbtreues und kontrastreiche IPS-Panel (In Plane Switching) verbaut hat.
Matte Displays spiegeln zwar nicht, doch die matte Oberfläche kommt durch eine Beschichtung zustande. Dadurch geht immer auch etwas Helligkeit und Kontrast verloren.
Letzten Endes sollte man vor dem Notebook-Kauf also gut überlegen, was wichtiger ist: ein besonders kontrastreiches und farbtreues oder ein nicht ganz so helles, aber dafür blendfreies Display.
Die Displays im Überblick
Wer nach Notebooks mit mattem Display Ausschau hält, sollte die nachfolgenden Hinweise beachten. Bei allen Herstellern sind vor allem die Business-Geräte teilweise mit mattem Display erhältlich. Displays für Endanwender haben meistens hochglänzende Displays.
• Acer
Matte Bildschirme tragen die Bezeichnung “Comfy View” und werden in den Business-Notebooks der Serie Travelmate verbaut. Laut Acer wünschen viele Endanwender Hochglanz-Displays.
Die Acer-Webseite mit Business-Notebooks.
• Asus
Asus hat bisher noch nicht geantwortet. Einige Business-Notebooks wie das P53SJ verfügen laut Spezifikationen über ein “entspiegeltes” Displays. Andere wiederum wie das B53J haben ein Display mit der Bezeichnung “Colorshine”, vermutlich eine glänzende Variante. Beim B33E, einem “Pro Notebook for Business Profis” fehlen Hinweise auf den Bildschirm-Typ.
Die Notebooks von Asus finden Sie hier.
• Dell
Für Businesskunden sind Notebooks der Serien Latitude, Precision und Vostro fast immer mit matten Displays ausgestattet. Diese werden abwechselnd mit den Begriffen “reflexionsarm”, “Antireflex” oder “Anti-Glare” gekennzeichnet. Die Hochglanz-Variante heißt bei Dell “True Life”.
Die Business-Notebooks von Dell
• Fujitsu
Auch bei Fujitsu sind Businessrecher bevorzugt mit matten Displays ausgerüstet. Sie tragen die Bezeichnungen “Non-Glare”- oder “Anti-Glare”. Bei einigen Geräten wie einem Modell der Lifebook-Serie NH532 wird der Bildschirm explizit mit dem Begriff “Hochglanz”gekennzeichnet.
Hier finden Sie Business-Notebooks von Fujitsu.
• HP
Der Hersteller hat die Anfrage noch nicht beantwortet. Auf der Webseite ist jedoch bei Businessmodellen wie dem HP ProBook 6570b von einem “blendfreien HD-Display” die Rede. Damit dürfte ein mattes Display gemeint sein. Hochglanz-Bildschirme sind mit der Bezeichnung “Bright View” versehen.
Businessrechner sind auf dieser Seite zu finden.
• Lenovo
Noch keine Antwort vom Hersteller. Für die Businessrechner der Serie Thinkpad verwendet Lenovo den Begriff “Anti-Glare”, mutmaßlich für die Matt-Beschichtung. Einige Thinkpads wiederum haben ein “Super Bright Display für den Außeneinsatz”. Ob matt oder glänzend oder einfach nur besonders hell, ist dabei nicht klar. Beim Ideapad S12 erwähnt das Datenblatt ein “LED Backlight, Wedge type”. Was “Wedge type” bedeutet, wird nicht erklärt.
Business-Notebook bei Lenovo finden Sie hier.

• Samsung
Noch keine Antwort von Samsung. Der Hersteller verwendet die Bezeichnung “Super Bright” im Prinzip für alle Display-Typen. Geräte mit mattem Display werden mit dem Zusatz “matt” oder “entspiegelt” gekennzeichnet.
Hier finden Sie die Business-Notebooks von Samsung.
• Sony
Drei verschiedene Bildschirm-Typen stehen zur Auswahl: “normale” Vaio-Display, das “Vaio-Display Plus” mit entspiegeltem Display und das “Vaio Display Premium”. Die “Gretchenfrage” nach matt oder glänzend wird so aber nicht ganz eindeutig beantwortet.
Die Webseite mit den Vaio-Notebooks.
• Toshiba
Bietet Tecra Notebooks mit “entspiegeltem Hochhelligkeits-Bildschirm”. Matte Displays als Option. Heimanwender-Notebooks der Satellite-Familie nutzen ein glänzendes “True-Brite”-Display.
Hier finden Sie die Notebooks für Businesskunden.
Die Display-Statements von Dell, Toshiba, Sony und Co.
Einige Hersteller haben ITespresso sehr ausführlich auf die Anfrage geantwortet. Nachfolgend finden Sie die Statements im Wortlaut.
Toshiba: Gabriel Willigens
Wir haben in unserem Produktportfolio sowohl Geräte mit glänzendem als auch mit matten Displays. Dabei sind die matten Displays vorwiegend in B2B-Geräten zu finden. Unsere aktuellen Ultrabook-Modelle der Z830 und Z930-Serien für Business- und Privatanwender bieten wir beispielsweise nur mit matten Displays an.

Unserer Ansicht nach kann man weder in die eine noch in die andere Richtung pauschalisieren, sondern muss auf die jeweiligen Anwendungsbereiche schauen. Unseren Erfahrungen nach wächst der Wunsch nach einem matten Display mit steigendem mobilem Einsatz. Anwender, die häufig mobil arbeiten, entscheiden sich eher für matte Displays – dies zeigt eine aktuelle Toshiba Studie. So ist für nur 20 Prozent der “stationär”-arbeitenden Notebook-Nutzer ein mattes Display eines der wichtigsten Kaufkriterien, während 39 Prozent der Mobilanwender ein entspiegeltes Display als wichtiges Kaufkriterium nennen.
Eher “stationär”-arbeitende Notebook-Nutzer sind in der Mehrheit immer noch von der höheren Farbtreue der Hochglanz-Displays angetan.
Dementsprechend gibt es Käufer für beide Technologien – auch hier gilt: Geschmäcker sind unterschiedlich und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.
Dell: Markus Schütz
Ob Displays hochglänzend oder matt sein sollen, ist ein heiß diskutiertes Thema. Die Frage stellt sich vor allem im Consumerbereich. Bei Dell fließt sehr viel Kundenfeedback in die Produkte ein. Schon während der Produktentwicklung holt Dell in Fokusgruppen die Meinung von Kunden und Interessenten ein.
Um regionalen und kulturellen Unterschieden gerecht zu werden, werden diese Umfragen von Dell in vielen verschiedenen Regionen weltweit parallel gemacht.

In einem langfristig angelegtem Test hat Dell vor zwei Jahren bei einem Consumer-Notebook identische Displays in matt und glänzend preisgleich angeboten. Das Ergebnis war, dass 85 Prozent der Käufer das glänzende Display bevorzugten – nur 15 Prozent entschieden sich für die matte Version. Das beginnt sich inzwischen leicht zu verschieben, immer mehr Kunden fragen nach Notebooks mit mattem Display.
Die Bezeichnung bei Dell für die matten Displays lautet “reflexionsarm”. Für Businesskunden sind unsere Notebooks der Serien Latitude, Precision und Vostro fast immer mit reflexionsarmen Displays ausgestattet. (Es gibt bestimmte Ausnahmen wie etwa Touch Displays).
Wir experimentieren im Consumerbereich derzeit mit der kürzlich vorgestellten Inspiron “Special Edition” Notebook-Linie. Die Einstiegs-Displays sind hier hochglänzend, eine hochaufgelöste “Full HD” Variante wird hingegen mit mattem Display ausgeliefert.

Hochglanz bietet bessere Farben
Die hochglänzenden Bildschirme haben viele Vorteile. Sie bieten mehr Helligkeit, Kontrast und Farbbrillanz. Die Mattierung auf den Bildschirmen ist eine zusätzliche Schicht, die immer ein wenig von der Farbbrillanz und der Helligkeit wegnimmt.
Für Businessanwender, die auf dem Notebook häufig grafische Anwendungen oder Bildbearbeitung nutzen, sind Notebooks mit IPS-Panel und matter Beschichtung der ideale Kompromiss.
Sony: Henrik Schäfer
Sony war einer der ersten Hersteller, der Full HD-Displays und leuchtkräftige Displays angeboten hat.
Sony bietet innerhalb des Vaio-Portfolios drei verschiedene Displays an: das “normale” Vaio-Display, das “Vaio-Display Plus” mit entspiegeltem Display und das “Vaio Display Premium”.

Je nach Modell kommen hier die unterschiedlichen Displays zum Einsatz. So sind beispielsweise im Einstiegsbereich „VAIO Displays“, in der Mittelklasse „VAIO Displays Plus“ und im Highend-Bereich „VAIO Displays Premium“ verbaut.
Im Notebookbereich gibt es je nach Nutzungsszenario verschiedenste Anforderungen von Seiten der Kunden. Um diesen gerecht zu werden, hält Sony mit seinen Vaio-Notebooks ein breites Produktangebot von Einstieg über die Mittelklasse bis hin zum Premium-Notebook bereit.
Je nach Vaio-Serie und Modell kommen dabei unterschiedliche Displays zum Einsatz, sowohl matt als auch glänzend. Im Sony Store Online haben Kunden darüber hinaus die Möglichkeit ihr Notebook nach den eigenen Bedürfnissen zu konfigurieren.
Fujitsu: Michael Melzig
Bei externen Displays bietet Fujitsu Technology Solutions keine Glare-Screen Monitore an. Diese Option gab es in der Vergangenheit, wurde aufgrund der mangelnden Kundennachfrage aber wieder eingestellt. Bei den Notebooks und Tablet PCs hat das aktuelle Portfolio Anti-Glare-Bildschirme, bei den Tablet PCs gibt es sogar verschiedene Anti-Glare-Qualitäten (Standard und Premium).
Lediglich das Business Tablet Stylistic M532 hat ein leicht glänzendes Display, das auch außerhalb des Office gute Bildqualität bietet.
Ebenfalls Anti-Glare-Displays haben die aktuellen Celsius Mobile Workstations und die aktuellen Notebooks aus dem Superior und Advanced Bereich.

Im Allround-Bereich, der auch im Heimanwender-Szenario Verwendung findet, gibt es einen Mischfaktor. Aber auch hier haben nur zwei von insgesamt neun Displays in dieser Klasse ein Glare-Display. Bei einigen wenigen Modellen haben die Kunden die Wahl. Insgesamt besteht das Portfolio von Fujitsu aber aus Anti-Glare Displays.
Fujitsu bietet im Mobile Business Segment grundsätzlich non/Anti-Glare, im Allround-Umfeld ist es vom Produkt abhängig. Der Kunde behält bei uns die Wahlfreiheit.
Ein Anti-Glare Display wirkt ergonomischer und ist aufgrund der geringeren Spiegelung stressfreier, was sich gerade bei längerer Nutzung auszahlt. Das heißt, dass besonders im professionellen Anwendungsbereich Anti-Glare immer den Vorzug haben wird. Hinzu kommt die Mobilität: Wer viel unterwegs ist und ab und zu auch im Freiern arbeitet, benötigt einen guten Bildschirm. Anti-Glare ist wesentlich angenehmer für das Auge.
Glare-Panels hingegen haben durch ihren höheren Kontrast Vorteile bei starker Sonneneinstrahlung, .
Glare wird eher im privaten Bereich genutzt. Beispielsweise wenn es um farbige Darstellung geht wie Fotos, Videos, Filme. Der Unterschied ist vergleichbar mit der Wirkung von matten zu Hochglanzbildern – hier hat jeder seine Vorliebe.