Surfen im Flugzeug: Technik und Preismodelle

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Es ist nicht billig für die Fluglinien, eine Onlineverbindung auch in luftiger Höhe bereitzustellen – denn das WLAN, das inzwischen zahlreiche Anbieter kostenpflichtig anbieten, muss erst einmal selbst die Web-Verbindung über Satelliten oder Sendemasten aufbauen. Selbst, wenn viele Anwender das Angebot nutzen, rechnet sich das für die Airlines nicht immer – noch nicht.

Die Lufthansa, die ihr Internet-Probeprojekt wegen der hohen Kosten zunächst wieder eingestellt hatte, nahm es im Dezember 2010 wieder in Betrieb, diesmal mit dem Partner Deutsche Telekom und Panasonics Satellitendienst Avionics. Nach ersten Angeboten für Flüge nach den USA nahm die Lufthansa auch einzelne Flüge nach Japan mit in ihr “Flynet“-Programm auf.

Auch andere Fluglinien bieten heute Internet im Flugzeug an – zu inzwischen durchaus bezahlbaren Preisen für gelegentliches Surfen. Empfehlenswert sind dabei eher die Zeit-Flatrates als die an übertragenen Megabytes orientierten Preise, denn diese können schnell ins Ungewisse steigen.

Absichtliches Preiswirrwarr in der Luft

Bei der Lufthansa ist die Stunde Surfen für 10,95 Euro zu haben. Eine 24-Stunden-Flatrate für 19,95 Euro ist im Vergleich dazu günstig. Das Angebot ist jedoch nicht in allen Flügen erhältlich – vorheriges Nachfragen lohnt sich, zumal sich die Abrechnung am Ende als kompliziert erweisen könnte.

Bei geringem Datenvolumen kommen die Fluggäste auch mit den Megabyte-Preisen klar. So bietet etwa Oman Air in seinen Airbus A-330-Jets 26 MByte für 23,50 Euro an, jedes zusätzliche KByte kostet 0,0047 Cents. Wem das zu teuer ist, der sollte lieber zuvor im Flughafen seine elektronische Post erledigen: Dort ist das Surfen weitaus günstiger – schon deshalb sieht man oft eifrige Geschäftsleute an den Gates noch schnell vor dem Abflug das Notebook auspacken und emsig lostippen.

Wer nur innerhalb von Europa fliegt, und das vorzugsweise in den skandinavischen Ländern, kann auf das ungewöhnliche Angebot von Norwegian zugreifen: Um Fluggäste anzulocken, bietet die Airline kostenlosen Internetzugang. Bis Ende des Jahres 2012 will die Fluglinie eigenen Angaben zufolge Breitband-WiFi in allen Flügen anbieten.

Flug-Surfen: Internet-Angebote stehen nicht im Internet

Wer auf den Webseiten der Fluglinien nach den Surf-Angeboten sucht, wird oft nicht fündig: Das Fliegen an sich ist den Airlines offenbar viel wichtiger als das, was während des Fluges getan wird. Und gleich Krankenhäusern mit ihren oft unendlich teuren Zimmertelefonen wollen die Anbieter sich das Bereitstellen der Technik ordentlich bezahlen lassen – schließlich müssen sie sich alle elektronischen Einbauten in ihre Flieger auch genehmigen lassen, insbesondere Funknetzwerke.

Weil das Internet etwa durch Skype-Telefonate oder (inzwischen auch in guter Qualität) Google Talk die Telefon-Einnahmequellen verringert, verbieten einige Fluglinien Internet-Telefonie schlichtweg – offiziell lassen sie natürlich nur die Ruhestörung durch die Telefonierer nicht zu. Die kostenfreie Internet-Nutzung bei Norwegian ist da kein Ausnahmefall: Die Norweger bestehen bei Telefonaten auf die Nutzung des Dienstes SkyCall. Oman Air hat zumindest tagsüber das Telefonieren erlaubt – die Nachtruhe muss jedoch eingehalten werden.

Zahlreiche Fluglinien, die mit Airbus-Flugzeugen fliegen, haben einen Deal mit dem Anbieter OnAir, einem Joint Venture von Airbus-Hersteller EADS und Flug-IT-Spezialisten SITA. Ob die Airline als Wiederverkäufer auftritt oder OnAir den Dienst der “On-air connectivity” selbst anbietet, hängt von der jeweiligen Fluggesellschaft ab. Bei British Airways etwa überlässt die Airline das Online-Vertragsgeschäft komplett OnAir. OmanAir wiederum rechnet selbst ab und auch Thai Airways bietet auf Europa/Asien-Flügen den Dienst an. Die mit OnAir ausgestatteten Flugzeuge holen sich ihre Internet-Verbindung über den Satelliten Inmarsat. Bei Thai Airways wird über Roaming-Gebühren des eigenen Mobilfunk-Anbieters abgerechnet – das kann teuer werden.

Eine Mitteilung der OnAir-Partner TAM und Oi aus Brasilien von April stimmt den Online-Nutzer wieder positiv: In einer Promotion-Aktion wurden die Onlinepreise halbiert. Die Brasilianer hätten schon 31 Flugzeuge mit der Technik ausgestattet und somit die nötige kritische Masse erreicht, verlautbart OnAir. Damit seien Flugzeug-Surf-Angebote auch auf Inlandsflügen erschwinglich geworden.

Roaming in den Emiraten

Die arabische Emirates preist Internet-Connectivity in ihren großen A-380-Flugzeugen groß an, fügt aber im Kleingedruckten hinzu, dass der Dienst über die Mobilfunkrechnung abgerechnet wird – die eigene Mobilfunkfirma des Fluggastes müsse über ein Roaming-Abkommen mit AeroMobile verfügen. Der Preis ist also abhängig von den Roaming-Gebühren, die der eigene Provider abrechnet.

AeroMobile wiederum bietet zusammen mit der Fima Panasonic Avionics, die bereits die Internet-Verbindung für Lufthansa-Flüge bereitstellt, Inflight-Verbindungen für Fluglinien wie Etihad, Turkish Airlines, Malaysian Airlines, Cathay Pacific und Virgin Airlines an. Doch auch hier gilt: Fragen Sie lieber erst Ihren Mobilfunkprovider. Für welche Länder dieser das Roaming in Transkontinentalflügen abrechnet, ist beileibe nicht sicher.

Einige Fluglinien wie etwa die amerikanische Delta arbeiten mit dem “Flug-Provider” Gogo Air zusammen und verkaufen “Gutscheine” für eine bestimmte Surf-Zeit. Davon profitieren vor allem Vielflieger, die etwa für knapp 400 Dollar eine Jahres-Flatrate kaufen können, für 34,95 Dollar einen Traveller-Pass für einen Monat oder einen 24-Stunden-Zugang für rund 12 Dollar.

Die Online-Verbindung ist aufgrund der Kooperation mit zahlreichen US-Mobilfunk-Anbietern vor allem für den amerikanischen Kontinent gewährleistet, es kann aber sein, dass sie im europäischen Umfeld nicht funktioniert. Gogo Air gibt allerdings an, mit neuen Ka-Band-Satelliten weltweit Verbindungen anbieten zu können – Gogo-Partner Inmarsat will Mitte 2013 einen solchen Erdtrabanten in die Umlaufbahn schießen; der europäische Betreiber Eutelsat lässt einen derartigen Satelliten schon seit 2011 um die Erde kreisen. Globale Erreichbarkeit ist mit dem europäischen Satelliten jedoch nicht gewährleistet: das soll nur Inmarsat-5 bieten, dessen Services erst 2014 für die Fluglinien verfügbar sein sollen.

Gogo Air vernetzt Flieger der Linien Alaska Airlines, Delta, United, US Airways und Virgin. Auf der Gogo-Air-Website ist jeweils zu finden, welche Flugzeuge dieser einzelnen Flugunternehmen schon umgerüstet sind.

Virgin Airlines ist eine der wenigen Fluglinien, die sowohl die in Europa vermutlich bessere Avionics-Verbindung als auch die in USA gut ausgebauten Gogo-Air-Dienste nutzt. Um die eigenen Internet-Verbindungen besser zu verkaufen, hat sich Gogo Air mit Google und Samsung zusammengefunden und bietet Käufern des Samsung-Chromebook ganze 12 Internet-Gogo-Gutscheine, die über zwei Jahre hinweg genutzt werden können, kostenlos an. Das Samsung Chromebook “Series 5 550” kostet 449 Dollar – das ist billiger als zwei Jahrespässe des Flugzeug-Internet-Providers.

Internet-Preisbeispiele wichtiger Fluglinien

Fluglinie Internet/Preis
American Airlines 24 Stunden für 12 US-Dollar, VielfliegerJahres-Surf-Flatrate für 399,95 US-Dollar, Monatsflat für 34,95 US-Dollar [Europreis abhängig vom Umrechnungskurs]
Air Berlin kein Internet
Air France kein Internet/
British Airways separater Vertrag mit OnAiroder anderem Provider nötig
Condor zu Lufthansa identisches Angebot
Emirates abhängig vom eigenen Mobilfunkanbieter und dessen Roaming-Vereinbarung mit Aeromobile
Delta bei WiFi-ausgeruesteten Flugzeugen (inzwischen fast alle) 24 Stunden für 12 US-Dollar, VielfliegerJahres-Surf-Flatrate für 399,95 US-Dollar, Monatsflat ür 34,95 US-Dollar [Europreis abhängig vom Umrechnungskurs]
Deutsche Lufthansa Auf US-Flügen und einigen Japan-Flügen eine Stunde 10,95 Euro, 24 Stunden 19,95 Euro
German Wings kein Internet
KLM kein Internet [nur E-Mails über Onboard-systeme der Fluglinie]
Norwegian kostenfrei – keine Internet-Telefonie
Oman Air 23,50 Euro für 26 MByte Datenmenge, jedes weitere KByte 0,0047 Cent
Singapore Airlines 10 MByte rund 10 Euro, 26 MByte rund 23 Euro

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