Windows 8: der große Kaufberater

In einem Überblick über die Neuheiten rund um Windows 8 haben wir bereits Funktionen, Kritiken, Geräte und Zubehör zum neuen System genauer betrachtet. All dem Mediengewitter zum Trotz zeigt sich nun: Windows 8 ist nicht gleich Windows 8 und die Wahl des passenden Windows-8-PCs für den richtigen Zweck ist weit schwerer als die Hardwareauswahl für Windows-7-, Mac- oder Android-Geräte.
Was die Wenigsten wissen: Auch, wenn Microsoft Windows 8 für PCs und Tablets, Windows Phone 8 für Smartphones und Windows RT für Geräte mit ARM-Prozessor verkauft, als seien sie ein einziges System mit einem einheitlichem Look & Feel (das in seinen Varianten nur an die jeweilige Hardware angepasst ist), sind es doch völlig unterschiedliche Betriebssysteme. Das meint zumindest Danny Sullivan von CNET, der sich alle Varianten ansah – und schon aufgrund Microsofts mangelnder Führung durch die Wahl der passenden Varianten von “Konfusion” spricht.
Bei Apple ist alles klar strukturiert, vergleicht Sullivan, und auch auf den deutschen Apple-Webseiten leistet der Hersteller Hilfe bei der Auswahl. Bei Microsoft dagegen ist das Ganze sehr viel komplizierter. Bis auf die Surface-Tablets bietet Microsoft selbst keine Windows-8-Systeme, führt aber auch keine konkrete Liste der verfügbaren Rechner anderer Hersteller. Stattdessen kommt die folgende nichtssagende Seite:
Mit Verlaub, das erinnert an das Lied “Never trust a poodle” der deutschen Fun-Punk-Band “Die leeren Versprechungen” aus den 80er-Jahren. Auch das geht los mit den ähnlichen Worten “Seid Ihr bereit?”, um dann im jämmerlichen Gewinsel vieler Hunde zu enden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt und Parallelen zu Windows 8 und seinen Varianten zieht.
Immerhin verlinkt der Werbetext dann doch zu Online-Updates zum Sonderpreis. Sullivan fügt noch an, dass es sich bei seinem Artikel nicht um eines der vielen Windows-gegen-Mac-Machwerke handelt – er nutze Windows selbst und sei kein “Apple-Fanboy”.
Windows 8 oder Windows RT?
RT ist eine Windows-8-Variante, die speziell für Tablets entwickelt wurde und kein Outlook für E-Mails enthält – und dann auch noch an den Microsoft-Store gebunden ist.

Wer lieber mit traditionellen Desktop-Apps arbeitet, ist sicherlich mit der Intel-Variante besser beraten – an all die Tablets und Hybridgeräte mit dieser Variante lassen sich laut Tester Dan Ackerman von CNET ebenso traditionelle Eingabegeräte leichter anschließen und bedienen als mit den reinen RT-Geräten.
Zu Windows RT müssen meist für einen Zusatzpreis Docks oder Tastaturhüllen erworben werden (für letztere sehen verschiedene Tastaturhersteller schon einen lukrativen Markt). Zudem können RT-Tablets nur Apps ausführen, die über den (eingebauten) Windows-App-Store heruntergeladen wurden.
Bildergalerie: Ausgewählte Windows-8-Rechner mit Intel-Prozessor
Um den Unterschied auch seinen eigenen Verkäufern klarzumachen, bot Microsoft seinen Mitarbeitern in den USA sogar eine Schulung an. Ob deren Inhalt bei den Kunden ankommt, muss sich noch zeigen.
RT sei nicht unbedingt kompatibel zu geläufigen Windows-Anwendungen, zitiert CNET-Autor Brooke Crothers Microsoft-Mitarbeiter. Windows 8 und Windows 8 Pro dagegen kämen, gepowert von Intel-Chips, auch mit allen alten Anwendungen zurecht.
Windows-RT-Systeme sind billiger als Windows-8-Rechner – ohne die für PC-Arbeit notwendigen Ergänzungen. Bisher habe sich jedoch nur wenige Anbieter entschieden, entsprechende “WoA”-Tablets (“Windows on ARM” war der Projektname für Windows RT) zu bringen. Toshiba, Dell und HP haben allesamt ihre Pläne für solche Geräte eingestellt.

Asustek hat sein “VivoTab RT”, Dell überlegt angeblich noch immer, später sein XPS10 in RT-Version zu veröffentlichen und auch Acer schiebt den Marktstart nach hinten.
Lenovo bringt sein “Yoga” vorsichtshalber auch in größerer Version mit Intel-Chips- Lediglich die kleine Variante kommt mit ARM-CPU.
Die ARM-Version des neuen Windows mag für einige Nutzer nicht geeignet sein, da viele ältere Anwendungen noch direkt die Intel-CPU oder die APIs zu den Intel-Funktionen aufrufen – und das neue Tablet-Feeling ohne direkte Notwendigkeit der Abwärtskompatibilität wird genauso gut von Android oder Apples iOS geliefert.
Am Ende gilt: Auf die Anwendung kommt es an – wer mit Tabellenkalkulation am Keyboard arbeitet und vorhandene Anwendungen und Daten nutzen will, wird anfangs mit Windows 8 besser zurechtkommen – wenngleich die Applikationshersteller bereits an systemübergreifenden Apps arbeiten. Wer ein System lieber für Entertainment-Zwecke nutzt, wird sich sicher schnell auf iOS oder Android umgewöhnen.
Die verschiedenen Formen der Windows-8-Rechner
Mit Windows 8 kommt eine ganze Bandbreite neuer Geräte. Die “Convertibles” sind Rechner, deren Bildschirme seitlich oder in der Mitte gedreht, gefaltet oder sonstwie angepasst werden können. Beispiele sind das Lenovo Ideapad Yoga 13 und das Dell XPS12. Systeme dagegen, deren Bildschirm einfach abgenommen werden kann, nennen sich Hybrid. Dazu gehören das HP Envy X2 und das Acer Iconia W510.

Auch hier gilt wieder: Der Anwendungs-Zweck bestimmt, welche Form die beste ist. In einem “Field Guide to Windows-8-Hardware” zeigt Scott Stein die vielen Subkategorien.
Und wann lohnt sich Windows 8 nicht?
Ohne einen Touch-Screen, und sei es nur für gelegentliches schnelles “Wischen” eines Objektes über den Bildschirm, ist die Arbeit mit Windows 8 nicht gerade angenehm. Ein traditionelles Ultrabook, gemischt mit Touchscreen-Bedienung wie auf Acers Aspire 7, befriedigt traditionelle wie “moderne” Bedienelemente.
Ein reines Ultrabook ohne Touch-Funktion braucht kein Windows 8 – Version 7 des Betriebssystems ist hier weitaus besser zu bedienen. Ein Upgrade auf Windows 8, wie Microsoft es propagiert, dürfte also hier nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen führen.