Behördenanfragen: die sieben willfährigsten Internetdienste

David Petraeus hat sich redlich Mühe gegeben, seiner Geliebte Paula Broadwell Nachrichten unbemerkt zukommen zu lassen. Er schickte sie von seinem Gmail-Account gar nicht erst ab, sondern speicherte alle E-Mails nur als Entwurf. Paula Broadwell konnte sie lesen, indem sie sich in den Gmail-Account einloggte. So vermieden es die beiden Turteltauben, Nachrichten über das abhörgefährdete Internet zu schicken – warum wird Petraeus als ehemaliger CIA-Chef wohl am besten wissen.
Umso unverständlicher ist daher, dass er offenbar nicht damit rechnete, dass Behörden ohne viel Aufwand Zugriff auf die unverschlüsselt bei Google liegenden E-Mail-Entwürfe haben: Staatlichen Behörden ist es bei “dringendem Tatverdacht” erlaubt, Einsicht in persönlichen Informationen bei Service-Providern wie Google und Facebook zu nehmen.

Google legt die Zahlen dazu seit einiger Zeit in einem so genannten Transparenzbericht offen. Laut der vor kurzem erschienenen aktuellen Ausgabe des Berichts forderten Behörden im ersten Halbjahr 2012 Google weltweit 20.938-mal auf, Daten von Nutzern herauszugeben. Das entspricht einem Anstieg von 56 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
“Das ist das sechste Mal, dass wir diese Daten herausgeben, und ein Trend wird deutlich: Die Überwachung durch Regierungen nimmt zu”, schreibt Dorothy Chou, Senior Policy Analyst bei Google, im offiziellen Google-Blog. “Die Informationen, die wir bereitstellen, sind nur isolierte Splitter, die zeigen, wie Regierungen mit dem Internet umgehen. In den meisten Fällen wissen wir nicht, welche Anfragen an andere Technologie- oder Telekommunikationsunternehmen gestellt werden.”
Aus Deutschland kamen im ersten Halbjahr 2012 1533 Anfragen (plus 44 Prozent) zu Personenauskünften. Google kam den Anträgen nach eigenen Angaben zu 39 Prozent ganz oder teilweise nach. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 66 Prozent.
“E-Mails sind auf ihrer Reise durchs Internet leicht abzufangen. Aber auch E-Mails, die bei Freemailern gehostet werden, dürfen von Providern und staatlichen Stellen eingesehen werden, ohne Durchsuchungsbefehl und ohne Kenntnis des Account-Inhabers”, erklärt Gabriel Yoran, Geschäftsführer von Steganos. “Deshalb können wir allen Nutzern nur dringend raten, E-Mails niemals unverschlüsselt zu verschicken.”
Mitte Oktober hat der Oberste Gerichtshof von South Carolina übrigens ein Urteil gefällt, dass es Internetkonzernen wie Google und Yahoo erlaubt, ganz legal die Nachrichten ihrer Nutzer zu lesen. Als einer der letzten großen Internet-Dienstleister hat laut Steganos am 19. Oktober auch Microsoft seine Nutzungsbedingungen an die neue Gesetzeslage angepasst. Wie es bei den sieben größten Diensten aussieht, zeigt die folgende Infografik des deutschen Sicherheitsunternehmens.