App bringt neues Tastaturlayout für Android-Tablets

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Tablets und Schreibmaschinen haben eigentlich nichts gemeinsam – außer dem Tastaturlayout. Aber auch das könnte sich bald ändern. Wissenschaftler um Antti Oulasvirta vom Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken aben jetzt nämlich ein neues Tastaturlayout für Geräte mit berührungsempfindlichen Bildschirmen entworfen.

Die Forscher werden ihre Arbeit am 1. Mai auf der CHI 2013 in Paris, einer Fachmesse für Forschung und -entwicklung auf dem Gebiet Mensch-Computer-Interaktion, vorstellen. Anschließend wird die KALQ genannte freie App für Android-Smartphones zur Verfügung gestellt.

Das von Computertastaturen vertraute QWERTY-Layout ist ebenso wie die deutsche QWERZ-Tastatur nicht an die beim Tablet eigentlich praktischste Eingabe per Daumen angepasst. Die von den Wissenschaftlern der Universitäten Saarbrücken, St. Andrews und Montana Tech nun erdachte neue Anordnung der Tasten soll das Tippen auf Tablets mittels der Eingabe mittels der beiden Daumen deutlich beschleunigen.

Nach vier bis acht Studnen Eingewöhnungszeit soll das Schreiben mit zwei Dauemn auf dem Tablet schneller gehen, als mit alternativen Schreibtechniken (Bild: Max-Planck-Institut für Informatik).
Nach vier bis acht Stunden Eingewöhnungszeit soll das Schreiben mit zwei Daumen auf dem Tablet schneller gehen, als mit alternativen Schreibtechniken (Bild: Max-Planck-Institut für Informatik).

Bei der Verwendung des QWERTY-Layouts tippten normale Nutzer mit den Daumen ungefähr 20 Wörter pro Minute. Das seien erheblich weniger als auf einer physischen Tastatur. Durch ein mit einem Computer-Optimierungsalgorithmus verknüpftes Modell der Daumenbewegungen wurden andere Möglichkeiten gesucht. Das Ergebnis waren 37 Wörter je Minute. Die einmalige Eingewöhnungszeit geben die Wissenschaftler mit vier bis acht Stunden an.

“Der Schlüssel für eine Daumen-optimierte Tastatur liegt darin, längere Eingaben mit nur einem Daumen zu vermeiden. Außerdem möchten wir häufig genutzte Buchstaben zentral und nahe beieinander anordnen“, sagt Oulasvirta. “Erfahrene Schreiber bewegen ihre Daumen simultan: Während ein Daumen einen Buchstaben eingibt, befindet sich der andere schon bei der nächsten Taste.”

“Das überkommene QWERTY bindet den Menschen bei der Verwendung von mobilen Computern an eine suboptimale Schnittstelle. Ehe die Nutzer aber QWERTY den Rücken kehren, möchten sie eine verlockende Alternative. Wir denken, dass KALQ mit einer ausreichend hohen Leistungssteigerung belohnt, um die Nutzer zum Umsteigen zu bewegen und dann von der schnelleren und komfortableren Texteingabe zu profitieren”, wirbt Per Ola Kristensson von der Universität St. Andrews.

Die erste Version der App konzentriert sich darauf, das Tablet-Schreiben für englische Texte einfacher zu machen. Sie ist für Geräte mit einem mindestens 7 Zoll großen Display ausgelegt – udn für die Benutzung durch Rechtshänder, eine Linkshänderversion soll folgen. Aufgrund der anderen Buchstabenhäufigkeit und -kombinationen im Deutschen müsste für ein optimales Schreibergebnis auch noch ein angepasstes Tastaturlayout entwickelt werden. Die Anpassung an andere Sprachen erfordert allerdings ein bis zwei Wochen, bis der Algoritmus das optimale Ergebnis gefunden hat. Sie ist also zwar machbar, aber doch recht aufwändig.

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