E-Commerce: Weltbild ist insolvent

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Kritiker wefen Weltbild vor, den Sprung vom Katalog- zum E-Commerce-Unternehmen nicht geschafft zu haben (Bild: Weltbild).

Die Verlagsgruppe Weltbild GmbH in Augsburg hat beim Amtsgericht Augsburg Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das hat das Unternehmen in einer Pressemitteilung erklärt. Als Grund nennt das Unternehmen den Umsatzrückgang zwischen Juli und Dezember – woran auch die unerwartet guten Zahlen für den Dezember nichts mehr geändert hätten. Der Geschäftsbetrieb soll in Abstimmung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz von der Kanzlei Schneider Geiwitz & Partner fortgeführt werden.

Die Insolvenz betrifft lediglich die Augsburger Verlagsgruppe, die Filialen bleiben davon verschont: Sie werden gemeinsam mit Hugendubel durch die DBH Holding betrieben. Neben dem Shop unter Weltbild.de betreibt die Die Weltbild GmbH auch die Portale jokers.de und buecher.de (das von der Insolvenz aber ebenfalls nicht berührt ist). Damit ist sie nicht nur einer der größten Onlinebuchhändler in Deutschland, sondern zählte 2013 auch zu den größten E-Commerce-Unternehmen überhaupt.

Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, ist der Sanierungsbedarf in den vergangenen zwei Monaten von 70 auf rund 140 Millionen Euro gestiegen. Eigentümer von Weltbild sind vor allem katholische Bistümer. Die hätten bereits im November 130 Millionen Euro verloren.

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Weltbild-Vorstand Josef Schultheis hält eine harte Sanierung für erforderlich – die bis zu drei Jahren dauern soll (Bild: Weltbild).

Seit Anfang November soll Vorstand Josef Schultheis die Restrukturierung bei Weltbild vorantreiben. Der FAZ zufolge hält er es für möglich, dass Weltbild durch “eine harte Sanierung” überlebensfähig ist – dafür veranschlagt er knapp drei Jahre liegen. In diesem Zeitraum müsse der Anteil digitaler Bücher am Umsatz von 5 Prozent auf mindestens 25 steigen.

Gegen die “harte Sanierung” bringt sich aber bereits die Gewerkschaft Verdi in Stellung. Die Augsburger Allgemeine zitiert deren Sprecher Thomas Gürlebeck, der erklärt: “Jahrelang fette Gewinne abschöpfen und sich so die Prunkbauten mitfinanzieren lassen und dann, wenn die Belegschaft Hilfe braucht, zugesagte Gelder wieder streichen. Widerlicher geht es eigentlich nicht.”

Laut Gürlebeck haben die an Weltbild beteiligten Bistümer trotz der Zustimmung der Banken zum Sanierungsplan ihre Kapitalzusagen in Höhe von mehr als 60 Millionen Euro zurückgezogen. “Unser Unternehmen ist zukunftsfähig, davon waren wir immer überzeugt und sind es immer noch”, erklärt Betriebsratschef Peter Fitz gegenüber der lokalen Zeitung zuversichtlich. Gemeinsam mit der Gewerkschaft werde man um die Arbeitsplätze im Unternehmen kämpfen. Wie viele der rund 6000 Stellen dabei verloren gehen, ist derzeit noch offen.

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Anfang Oktober haben Statista und das EHI die fünfte Ausgabe der Studie “E-Commerce-Markt Deutschland” veröffentlicht. Die Top 10 der Onlineshops in Deutschland führt demnach unangefochten Amazon an, das hierzulande 2012 einen Umsatz von rund 4,8 Milliarden Euro erwirtschaftete. Mit weitem Abstand folgen Otto (1,7 Milliarden Euro) und mit 485 Millionen Euro Notebooksbilliger (Grafik: Statista.)

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