Apple Watch: Verbraucherschützer sehen Sensoren als Gefahr

Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hat die für die Sammlung von Gesundheitsinformationen erforderlichen Sensoren in der Apple Watch kritisiert. Sie seien in jeder Variante der Smartwatch enthalten, Verbraucher könnten sich nicht für ein Modell ohne sie entscheiden. Die Verbraucherschützer befürchten, dass die Daten nicht nur dabei helfen können, einen präzisen Einblick in die eigene Kondition zu gewinnen, sondern dass sie auch zu Ungunsten von Verbrauchern eingesetzt werden könnten.
In Kombination mit dem iPhone erlaube die Apple Watch eine eingehende Kontrolle aller körperlichen Aktivitäten. “Werden die höchst sensiblen Daten personenbezogen weitergegeben und ausgewertet, können sie Schaden anrichten”, wird Christian Gollner, Datenschutzexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, in einer Pressemitteilung zitiert. “Unternehmen könnten ihre Werbung, Angebote und Preise anhand des Gesundheitsprofils zum Nachteil der Verbraucher anpassen oder ihnen wegen des Gesundheitszustands bestimmte Leistungen verweigern.”
Die Verbraucherzentrale empfiehlt Anwendern der Apple Watch daher, genauer darauf zu achten, welche Berechtigungen zur Datenerhebung und -verwertung eine App bei der Installation einfordert. Es müsse auch genau untersucht werden, welche Datenschutzeinstellungen vorausgewählt seien. Überdies könnten sich Änderungen der Nutzungsbedingungen jederzeit negativ auf den Datenschutz auswirken. Die Warnung gilt selbstverständlich auch für alle anderen Wearables mit entsprechenden Sensoren.
“Der beste Datenschutz besteht, wenn Daten gar nicht erst erhoben werden können”, heißt es weiter in der Pressemeldung. Bei der Reform des EU-Datenschutzrechts will sich die Verbraucherzentrale jetzt für die Prinzipien “Privacy by Design” und “Privacy by Default” einsetzen. Damit soll sichergestellt werden, dass Geräte ab Werk nur jene Daten erheben, die für die Nutzung auch tatsächlich benötigt werden.
Apple hat derweil mit der Auslieferung der Vorbestellungen für die Apple Watch begonnen – zumindest in den USA. MacRumors zufolge sollte die Mehrzahl der Kunden seit gestern Zugang zu einer Trackingnummer haben. Deren Smartwatch trifft dem Portal zufolge noch heute bei ihnen ein.
In den Apple Stores ist die Uhr des iPhone-Anbieters jedoch weiterhin nicht verfügbar. Den vorgesehenen Verkaufsstart hatte das Unternehmen vor Kurzem auf Juni verschoben. Allerdings kann die Apple Watch ab heute in ausgewählten Modeboutiquen erworben werden. In Deutschland soll etwa Corner in Berlin noch Apple-Uhren vorrätig haben. Vermutlich ist ihre Stückzahl jedoch begrenzt und sie sind nicht in allen verfügbaren Varianten erhältlich.
Das Polit-Magazin Panorama hat darüber hinaus am Donnerstag Abend einen erwähnenswerten Beitrag zum Thema Gesundheits-Apps und Datenschutz ausgestrahlt, der mittlerweile auch bei YouTube einsehbar ist. Der Bericht verweist unter anderem auf die Datenschutzbestimmungen von Apps. Oftmals nehmen sich die Hersteller der Anwendungen nämlich das Recht heraus, die Daten der Anwender weiterzuverarbeiten. Dadurch würden Versicherungen und Arbeitgeber umfassende Informationen über den Gesundheitszustand ihrer Versicherten respektive ihrer Mitarbeiter erhalten und seien somit die Hauptprofiteure dieser Apps.
Soziologe Harald Welzer sieht durch die Gesundheits-Apps zudem die Gefahr, dass durch deren Verbreitung Verhalten standardisiert und damit eine Norm geschaffen werde, die die Überwachung der Menschen als Normalität erscheinen lasse. Wer nicht kontrolliert werden wolle, gelte als “verdächtig”. Welzer beurteilt datensammelnde Gesundheits-Apps sogar als eine Entwicklung, die die Gesellschaft so radikal verändere wie keine andere in der Nachkriegszeit.
Der Beitrag des Polit-Magazins Panorama zum Thema Gesundheits-Apps und Datenschutz vom 23.04.2015 ist nun auch als Youtube-Video verfügbar.
[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]
Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.