Windows 10 hat bei Express-Einstellungen wenig Respekt vor Privatsphäre

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Windows 10 Bildschirm (Bild: Microsoft)

Wählen Nutzer bei der Installation des Betriebssystems die Express-Einstellungen, greift Microsoft weitreichend auf persönliche Daten zu. Vom Umfang des Datensammelns erfahren Nutzer meist nicht und können diesem auch nicht bewusst zustimmen. Die Einstellungen lassen sich aber anpassen.

Windows 10 erlaubt sich tiefgreifenden Zugriff auf die Privatsphäre seiner Nutzer, wenn sie bei der Installation die von Microsoft vorgeschlagenen Express-Einstellungen übernehmen. Mit den erweiterten Einstellungen können sie dies begrenzen. Die Datenschutzeinstellungen lassen sich aber auch im Nachhinein ändern. Alle Übertragungen an Microsoft können aber auch damit nicht verhindert werden.

Standardmäßig darf Windows 10 auf die eigene Sprachliste zugreifen, “um die Anzeige lokal relevanter Inhalte zu ermöglichen”. Microsoft erlaubt sich für gezielte Werbeeinblendungen “die Verwendung der Werbungs-ID für App-übergreifende Erlebnisse.” Auch Standort, wie Surfverlauf, Kontakte und Termine sendet das Betriebssystem nach Redmond. Dabei greift Windows 10 auf E-Mails, Websites, installierte Apps und Inhalte privater Ordner zu. Es sammelt auch Suchanfragen an Microsofts Suchmaschine Bing sowie Unterhaltungen mit dem Sprachassistenten Cortana. Der Softwarekonzern nimmt sich auch das Recht, “Informationen zu meinem Schreibverhalten an Microsoft zu senden, um die Eingabe- und Schreibfunktionen zu verbessern”. Dabei werden “Ihre getippten und handgeschriebenen Wörter” gesammelt, wie die 45-seitigen englischsprachigen Nutzungsbedingungen ausführen.

Die Datenschutzoptionen können im Nachhinein angepasst werden (Screenshot: Thomas Joos)
Die Datenschutzoptionen können im Nachhinein angepasst werden (Screenshot: Thomas Joos/ZDNet.de)

Von diesen weitreichenden Zugriffsrechten erfahren die meisten Nutzer nicht. Sie können der Sammlung persönlicher Informationen auch nicht bewusst zustimmen, kritisieren Datenschützer. “Microsoft gewährt sich im Prinzip selbst sehr weitgehende Rechte, alles zu sammeln, was Sie mithilfe Ihrer Geräte tun, sagen und schreiben, um mehr gezielte Inserate zu verkaufen oder Ihre Daten an Dritte zu verkaufen”, zitiert die Financial Times die Datenschutzorganisation European Digital Rights.

Microsoft hingegen beteuert, es nutze nicht für gezielte Inserate, was Nutzer “in E-Mails, Chats, Videoanrufen, gesprochenen Nachrichten, Dokumenten, Fotos oder anderen persönlichen Dateien ausdrücken.” Andererseits führt es in seinen eigenen Datenschutzbestimmungen zahlreiche Gründe für Zugriffe, Enthüllung von und die Vorhaltung persönlicher Daten einschließlich der Inhalte von E-Mails, anderer privater Kommunikation oder Dateien in privaten Ordnern auf.

Microsoft hält das alles für in Ordnung, wenn es “im guten Glauben ist”, dass die Datensammlung für bestimmte, aufgeführte Zwecke notwendig ist. Dazu zählen nicht nur Anforderungen von Ermittlungsbehörden und Regierungsbehörden oder die Abwehr von Spammern und Betrügern, sondern auch Betrieb und Sicherheit seiner Dienste und der Schutz seines geistigen Eigentums.

“Windows sammelt keine persönlichen Informationen ohne Ihre Zustimmung”, erklärte Microsoft wiederum gegenüber der Presse. “Um Windows effizient als Service bereitstellen zu können, sammelt Microsoft einige leistungsbezogene, diagnostische sowie Informationen zur Nutzung, die dazu beitragen, dass Windows und Apps einwandfrei funktionieren. Microsoft nutzt diese Informationen, um Probleme zu identifizieren und Fehlerbehebungen zu entwickeln.”

Während sich die Übertragung von Diagnose- und Nutzungsdaten nicht völlig unterbinden lässt, können aufgeklärte Nutzer viele voreingestellte Eingriffe in ihre Privatsphäre abwählen. Sie müssen dazu die Datenschutzeinstellungen anpassen. Microsoft verweist außerdem auf seine Website choice.microsoft.com mit Optionen zu personalisierter Werbung von ihm und seinen Partnerunternehmen.

[mit Material von Bernd Kling, ZDNet.de]

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