Betriebssysteme im Wandel
Mehr als nur ein windiges Setup-Tool
Betriebssysteme im Wandel
Die Steuerkonsole Yast von Novell verfügt über beeindruckende
Möglichkeiten zur Konfigurierung von Linux. Seine neue
Open-Source-Lizenz könnte Server-Administratoren das Leben einfacher
machen, meint Roger Howorth.
Die Nachricht, dass Novell kurz nach
dem Kauf des europäischen Linux-Anbieters Suse die Steuerkonsole Yast
unter einer Open-Source-Lizenz herausgebracht hat, ist großartig. Ich
finde es allerdings ironisch, dass Yast für “Yet Another Setup Tool”
(“nur noch ein weiteres Setup-Tool”) steht, denn es ist kaum möglich,
die Bedeutung dieser Software überzubetonen. Dieses kleine Programm kann
ganz alleine fast die gesamte Hardware und Peripherie eines
Linux-Servers konfigurieren.
Hat man einmal gelernt, ein
Linux-Setup-Tool zu benutzen, möchte man diese Übung nicht vier Mal bei
allen anderen Linux-Distributionen wiederholen, denen man noch begegnen
kann. In der Vergangenheit haben Setup-Tools Unternehmen im Endeffekt an
eine bestimmte Linux-Distribution gefesselt.
Die Veröffentlichung
von Yast mit einer Open-Source-Lizenz bedeutet dagegen, dass jede
Linux-Distribution mit dem selben Tool zur Systemverwaltung versehen
werden könnte, was Linux-Administratoren ihre Sache wesentlich einfacher
machen würde.
Schließlich verfügen die meisten Firmen über eine
Mischung von Servern: Auf einigen läuft ein altes Windows, auf anderen
ein neues Windows, auf manchen Red Hat Linux und auf den restlichen
etwas ganz anderes. Es gibt nur wenige Firmen, die nur eine einzige
Server-Plattform haben, und wenige, die Yast nicht ausgesprochen
nützlich finden werden angesichts der zunehmenden Diversität der
Linux-Systeme in ihren Datenzentren.
Dass Yast zum öffentlichen
Eigentum wird, könnte Linux in dieser Hinsicht sogar einen kleinen
Vorteil gegenüber Windows geben, da verschiedene Windows-Versionen
leicht unterschiedliche Sets von Steuerkonsolenanwendungen nutzen. Die
Steuerkonsole von Windows benötigt auch eine funktionierende grafische
Umgebung – wenn also Windows nicht startet, startet auch seine
Steuerkonsole nicht. Im Gegensatz dazu ist Yast eine Ncurses-Anwendung,
was bedeutet, dass sie das Linux-Gegenstück zu einem DOS-Karton ist.
Yast befasst sich aber nicht nur mit Low-Level-Dingen wie Hardware. Das
Programm erleichtert beispielsweise sogar das Konfigurieren der
berüchtigt komplizierten Anwendungen Sendmail und Iptables.
Sobald ein Administrator weiß, wie er Yast verwenden kann, hat er gute
Chancen, mit jeglicher Soft-und Hardware zu arbeiten, die zum Server
gehört. Leider gilt das nicht für die Systemverwaltungs-Tools von Red
Hat Linux. Wir mussten beispielsweise ein Programm namens Kudzu
aufrufen, nachdem wir eine Netzwerkkarte in unseren Red-Hat-Labor-Server
eingebaut hatten. Kudzu pflegt die Datenbank für die Hardware und
zugehörige Ressourcen wie die verwendeten PCI-Slots. Danach mussten wir
ein Programm namens Netconfig ausführen, um die IP-Adresse und eine
Reihe weiterer Software-Parameter einzustellen. Bei solchen Namen ist
sicher niemand überrascht, dass neben dem KVM-Schalter unseres Labors
ein Post-It-Zettel hängt, um uns beim nächsten Mal an die notwendigen
Befehle zu erinnern.
Natürlich gibt es Linux-Experten, die Yast
und Kudzu links liegen lassen und stattdessen lieber eine Sammlung
obskurer Konfigurationsparameter verwalten, die sich in einem Rattennest
von Dateien befinden. Aber solche Leute sind schwer zu finden und zu
rekrutieren, und es ist sogar noch schwieriger, sie bei der Stange zu
halten. Auf gut englisch: “Yast is a must!”.
Kommentare in englicher
Sprache an
roger_howorth@vnu.co.uk