RFID-Funkchips werden sich auf breiter Basis durchsetzen
Funkchips mit RFID-Technologie (Radio Frequency Identification) werden
sich in Europa in den nächsten Jahren auf breiter Front durchsetzen.
Dies ist das Ergebnis einer europäischen Studie der
Beratungsgesellschaft LogicaCMG über die bei Bürgerrechtlern und
Datenschutzaktivisten umstrittenen RFID- Chips. Die Mehrzahl der
Handelsunternehmen, Nahrungsmittelhersteller und Logistikfirmen in den
wichtigsten europäischen Ländern wie Deutschland, Großbritannien und
Frankreich werden die Funkchips den Widerständen zum Trotz einführen,
hat eine europaweite Umfrage zutage gefördert, die heute in Eschborn
öffentlich vorgestellt wird.
Bei 60 Prozent der 50 befragten
Unternehmen hat RFID eine hohe oder sogar höchste Priorität. Rund die
Hälfte wollen noch in diesem Jahr RFID-Pilotprojekte starten. Die
überwiegende Mehrheit will innerhalb der nächsten drei Jahre mit der
breitflächigen Einführung der Funktechnologie beginnen.
RFID wird
von der Wirtschaft als idealer Nachfolger des althergebrachten Barcodes
gesehen. Die technische Grundlage bilden Etiketten mit integriertem Chip
und Miniantennen, die ähnlich leicht wie Barcodestreifen auf Waren
anzubringen sind. Die Chipetiketten können über mehrere Meter Entfernung
per Funk ausgelesen werden, so dass sich Waren drahtlos ohne
menschliches Zutun identifizieren und verfolgen lassen. Dadurch können
Logistikprozesse stark vereinfacht werden, wodurch sich erhebliche
Kostenvorteile ergeben.
Angesichts von Kosten in Höhe von etwa 50
Cent pro Chip bringen die Unternehmen die Funketiketten zunächst bei
Transportbehältnissen wie Kisten und Paletten zum Einsatz, die
zurückgegeben werden, hat die Studie ergeben. Für Paletten ergibt sich
durch die automatisierte Handhabung eine Kostenersparnis von rund 8,5
Prozent, so dass sich die Funktechnik nach zwei bis drei Jahren auszahlt.
In den USA haben drei der vier größten Einzelhandelsgesellschaften ihre
Lieferanten aufgefordert, ihre Transportbehältnisse schon ab nächstem
Jahr mit RFID-Etiketten zu versehen.
Breitflächiger Einsatz
erst ab 2008
Erst ab 2008 erwartet LogicaCMG aufgrund der
Umfrageergebnisse den breitflächigen Einsatz von RFID auf
Verbrauchsgütern, wenn die Chipkosten weiter nach unten gefallen sind.
Musterkalkulationen gehen bis dahin von RFID-Etikettenkosten von 5 Cent
aus, ein Betrag, den die Berater bei einem Produktionsvolumen von rund
30 Milliarden Funkchips im Jahr ansetzen. Dabei wird von so genannten
passiven Chips ausgegangen, die für die Funkabfrage keine eigene
Stromversorgung benötigen.
Sowohl technisch als auch im Hinblick
auf die Standardisierung wird die RFID-Technologie ab 2005 für den
Einsatz bereit sein, heißt es in der Studie. Die Mehrzahl der
Unternehmen setzt auf die EPC-Norm (Electronic Product Code), die noch
nicht endgültig verabschiedet ist, und das UHF-Frequenzband, dessen
Nutzung allerdings in vielen europäischen Ländern gesetzlichen
Restriktionen unterworfen ist. Die Software zur RFID-Integration in die
Informationssysteme der Unternehmen wird nach Einschätzung von LogicaCMG
bis Ende des Jahres stabil laufen.
Bis dahin erwartet man auch
eine Lösung hinsichtlich der Stärke der Funksender, die zum Auslesen der
RFID-Etiketten zum Einsatz gelangen. In den USA dürfen die Sender eine
Stärke von bis zu 2 Watt haben, in den meisten europäischen Ländern
derzeit nur von 0,5 Watt. Da die Wirtschaft jedoch eine weltweite
Vereinheitlichung anstrebt, hat das European Telekommunication Standards
Institute (ETSI) einen Vorschlag erarbeitet, der auf die Zulassung einer
Sendeleistung von 2 Watt auch in Europa hinausläuft. Die Verabschiedung
dieser Norm in den Mitgliedsländern der EU wird bis Ende dieses Jahres
erwartet.
Zugang zu deutschen WM-Stadien durch RFID-Tickets
gesichert
In Deutschland zeichnet sich nach der Einschätzung
der RFID-Einsatz auf breiter Front bereits zur Fußball-Weltmeisterschaft
2006 ab. Das Organisationskomitee hat angekündigt, den Zugang zu den
zwölf deutschen WM-Stadien durch RFID-Tickets zu sichern. Die Fans
sollen die Eintrittskarten im Internet per Kreditkarte kaufen und die
Tickets vier bis sechs Wochen vor dem Anpfiff per Post erhalten. Da
verloren gegangene Tickets elektronisch zu sperren sind, kann der
Versand durch die normale Briefpost erfolgen – die bisher in solchen
Fällen übliche Auslieferung per Wertbrief entfällt. Allein dadurch
rechnen sich die Mehrkosten für die Funkchips auf den Tickets, haben die
Organisatoren der Fußball-WM ausgerechnet. (dd)
(
de.internet.com – testticker.de)
Weitere Infos:
LogicaCMG