US-Musikindustrie rechnet sich Umsätze absichtlich schlecht
Eines der Hauptargumente der Musik-Lobby gegen Filesharing und für die
ersatzlose Streichung von Konsumentenrechten ist die jährlich
wiederkehrende Schreckensmeldung sinkender Absatzzahlen. Diese werden
auf zu Piraten stilisierte Musikfreunde zurückgeführt, die es wagen,
aktuelle Songs aus dem Internet zu laden.
Eine Nachprüfung der
von den US-amerikanischen Marktforschern bei Nielsen Ratings ermittelten
Verkaufszahlen ergab, dass die offiziellen Angaben der Industrie
zumindest anzuzweifeln sind. Während die Lobby-Organisation RIAA
lautstark verkündet, dass böse Piraten den Jahresumsatz der Branche
schon wieder um sieben Prozent verringerten, wertet Nielsen die Barcodes
aller in den USA verkauften Audio-CDs ganz anders aus: Im ersten Quartal
2003 zählte man 147 Millionen verkaufte CDs, für das erste des laufenden
Jahres ermittelte man dagegen 160 Millionen; eine Steigerung um 13 Mio.
Silberplatten oder 9,4 Prozent.
Die Auflösung des Dilemmas wird
von unabhängigen Branchenbeobachtern präsentiert: während Marktforscher
tatsächlich verkaufte Stückzahlen ermitteln, spricht die RIAA von
ausgelieferten Einheiten ihrer Mitgliedsfirmen. Firmen, die nicht in der
Lobby vertreten sind, machen zwar steigende Umsätze, werden aber nicht
mitgezählt, ebenso wenig wie der Wechsel des CD-Grosshandels von
Masseneinkäufen früherer Jahre zu gezielten, an der Nachfrage
orientierten “On-Demand”-Bestellungen bei der Industrie. Vergleicht man
die vorliegenden Zahlen, dann ergibt sich, dass Filesharing die Umsätze
mit Audio-CDs begünstigt, während die Konzerne mit Luftzahlen operieren,
um ihre Gewinne zu optimieren. (dd)