Betriebssysteme – Linux im Unternehmen
Einfach, aber effektiv
Betriebssysteme – Linux im Unternehmen
Wie mein Sonntagsschullehrer zu sagen beliebte: “Ihr werdet die Wahrheit erfahren, und sie wird euch verrückt machen”. Wäre er je IT-Manager geworden, wüsste er, dass es nicht immer einfach ist, die Wahrheit herauszufinden, vor allem wenn es sich um Betriebssysteme, Integrationsstrategien und die wundersame Welt des Microsoft-Marketings handelt. Vielleicht hätte er zum Beispiel ein Problem, Microsofts neue Werbekampagne “Just the Facts” zu verstehen, die dazu dienen soll, den allgemeinen Mythos von OpenSource-Software aufzudecken. Man beobachtet mit Genugtuung, dass Microsoft Linux endlich als echten Konkurrenten betrachtet, aber leider beschränken sich Werbekampagnen selten auf die Verkündigung von Fakten. So beschrieb Microsofts früherer Slogan “Information at your fingertips” eher ein Ziel als die Realität. Diesmal drückt uns Microsoft voller Stolz aufs Auge, dass der britische Telekommunikations-Gigant NTL Windows als Gebührenabrechnungssystem einsetzt, und nicht Linux. Es heißt, NTL hätte ganze 28 Risc Unix-Systeme in ein einziges Windows-System überführt. Da NTL 3 Millionen Kunden in seiner Datenbank hat, sollen wir mit dieser Message assoziieren, dass Linux einfach nicht geeignet ist für große Unternehmen.
Microsofts Werbung gibt eher SQL-Server vor Oracle den Vorzug als Windows vor Linux
Nun, ich würde wohl auch keine Kundendatenbank mit 3 Millionen Datensätzen auf Linux fahren, aber auch nicht auf MySQL. MySQL ist für vieles fantastisch, aber zu seinen bekannten Stärken gehören keine verteilten Systeme zur direkten Datenverarbeitung. Dazu würde ich Oracle auf Linux in Betracht ziehen, was mich allerdings wahrscheinlich mehr Geld kosten würde als eine Windows-Lösung. Für mich sieht es deshalb so aus, als hätte NTL hier Windows die Priorität vor Oracle, nicht vor Linux eingeräumt.
Die Microsoft-Kampagne enthält auch ein paar sehr zweifelhafte Behauptungen hinsichtlich Sicherheit. Linux werde, so lautet die Message, eines Tages verletzbarer sein als Windows 2003, aber keiner konnte mir sagen, wann.
Die größten Missstände von Windows sind seine restriktiven Lizenzierungsbedingungen und die unzähligen Sicherheitslücken. Nun, IT-Manager gehen wohl kaum davon aus, ein Betriebssystem umsonst zu kriegen. Aber die Kosten für einen zusätzlichen Linux-Server sind wirklich lächerlich, während ein zusätzlicher Windows Server vermutlich ein weiteres größeres und nicht aufzufüllendes Loch ins Budget schlägt. In puncto Sicherheitslücken sieht es so aus, als ob einige Probleme schlicht nicht behoben werden könnten. Bei Linux könnte man noch sagen: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Der Gaul von Microsoft kostet Geld, aber er wiehert uns an und sagt direkt, was nicht stimmt mit einen Zähnen: Jim Allchin, Group Vice President für Plattformen bei Microsoft, bestätigte im Mai 2002, dass Microsofts Message Queue-Software einen Codefehler aufweist, der die Sicherheit von Firmensystemen, die diese Software verwenden, gefährden könnte, wenn der Fehler offen gelegt würde.
Windows besitzt Funktionen, die IT-Verantwortliche nicht brauchen
Ein anderer Punkt ist, dass IT-Verantwortliche lieber einzelne Geräte für unterschiedliche Funktionen zu verwenden scheinen als riesige Server mit einer Menge Anwendungen. Linux eignet sich für die Einzelfunktions-Variante hervorragend.
Witzig in dem Zusammenhang ist, dass genau die Funktionen, die man bei Linux einzeln anschalten oder weglassen kann, bei Microsoft immer dabei sind – auch wenn man sie nicht braucht. Auch deshalb benötigt es wohl einen europäischen Kartellrechtsprozess gegen Microsoft: Damit endlich der ganze unbrauchbare Käse entfernt werden kann und Windows wieder effektiv wie Linux wird.