Mobile Computing
Ist WiMax der Weg nach vorne?
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WiMax wird als das nächste große Ding verkauft, aber was ist für Intel dabei drin?
Es gibt ein Problem mit PCs. Sie sind zu billig. Das ist natürlich nicht das Problem, über das Sie und ich sich Sorgen machen, aber Intel und seinen Rivalen bereitet es Kopfzerbrechen und sie suchen auf verschiedene Art, die dafür nötige “Kopfschmerztablette” zu finden.
Wofür würden Sie bei einem PC 100 Euro zusätzlich ausgeben? Blaue LEDs? Mehr Power? Geringeres Gewicht? Der neueste Trumpf ist – seltsamerweise – nicht der 64bit-Chip. Der steckt noch in der Entwicklung. Nein, im Jahr 2003 war die Trumpfkarte das Notebook-Design von Intel.
Mit Hilfe des Centrino-Pakets mit wenig Power, hoher Prozessorgeschwindigkeit und integrierter Wireless-Verbindung konnte Intel seinen Durchschnitts-Profit pro Prozessor-Chip massiv steigern. Schön für Intel, aber was sollte als nächstes As aus dem Ärmel gezogen werden?
Der Pentium 4 MProzessor hat mich beeindruckt. Er kehrte den Trend um, immer schnellere Prozessorgeschwindigkeiten durch immer höheren Stromverbrauch zu erreichen und ermöglichte einen leistungsfähigeren Rechner mit Batterieverbrauch auf Pentium II-Niveau. Intel weiß aber, dass man nicht mehr viel tun kann, um das noch zu verbessern.
“In den nächsten beiden Jahren wird Intel viel Geld in eine Technologie investieren, die oberflächlich betrachtet nicht sein wird, was man entweder verkaufen oder benutzen könnte.”
Statt mehr Prozeorpower hält man “Gratis-Internet” für den nächsten Zaubertrick. In den nächsten beiden Jahren wird Intel viel Geld in eine Technologie investieren, die oberflächlich betrachtet nicht sein wird, was man entweder verkaufen oder benutzen könnte.
Es handelt sich um eine Wireless-Technologie, die ursprüngliche als “Last Mile”-Lösung entwickelt wurde für Breitbandzugänge, die ohne das Aufreissen von Straßen installiert werden konnte. Sie nennt sich WiMax.
In der ursprünglichen Spezifikation stand, dass Privathaushalte WiMax-Receiver haben würden, die High-Speed-Daten in ein verkabeltes oder kabelloses Local Area Network (LAN) einspeisen würden. Das sollte wie ein Kabelmodem oder wie ASDL funktionieren, aber ohne Kabel; man hätte einen Router im Arbeitszimmer und würde dort Geräte anschließen.
Intel hat die WiMax-Gruppe gedrängt, eine neue Funktion hinzuzufügen. An Stelle einer Box an einem Mast, die mit einer Menge Antennen an der Ecke von Häuserdächern spricht, soll die nächste Generation von WiMax in die Motherboards mobiler Geräte eingebaut werden. Sie werden in der Lage sein, unterwegs Internet zu bekommen – schnelles Internet.
Warum frage ich mich also immer noch, was da passiert? Vom Technischen her bezweifelt niemand, dass mobiles WiMax möglich ist. Der Standard wartet (zum jetzigen Zeitpunkt) noch auf die endgültige Ratifizierung, aber auch die steht nicht in Zweifel. Und Intel entwickelt schon den Centrino 2″, der da alles können soll.
“Die Kosten sind nur ein Scheinproblem”
Die Kosten der Technologie sind ein Scheinproblem. Heute würden zu einem PC, der 500 Euro kostet, rund 400 Euro hinzukommen, was nicht annähernd attraktiv für den Massenmarkt wäre. Aber innerhalb von drei Jahren werden die Kosten laut Intel auf unter 40 Euro sinken. Und noch ein Jahr später vielleicht … unter 12 Euro.
Ich habe folgendes Problem: Ich sehe nicht, was Intel davon hat. Intel stellt Silikon her, genauer gesagt Prozessoren. WiMax ist ein Standard, den jeder anbieten kann und an dem Intel keine Exklusivrechte hat.
Es gibt keinen offenkundigen Grund dafür, dass beim Kauf eines WiMax-Computers auch ein Intel-WiMax-Chip eingebaut sein müsste, und nicht einmal dafür, dass die Chips von Intel notwendigerweise besser wären, mehr Leistung bringen oder weniger Energie verbrauchen würden als die eines anderen Anbieters.
Warum macht sich Intel dann für diesen Standard so sehr stark? Und das können sie mir glauben: Intel macht Druck. Es wird Lobby-Arbeit betrieben und es werden Infrastruktur-Outfits wie Roampoint eingerichtet, vorgeblich im Wi-Fi-Markt, aber so konzipiert, dass sie auch im WiMax-Markt funktionieren würden – und ich bezweifle nicht, dass beabsichtigt ist, dies eines Tages zu tun.
Offensichtlich will Intel damit Geld machen, aber wie? Ich glaube, es gibt zwei mögliche Einnahmenquellen. Zuerst die offensichtliche: Intel glaubt, dass mehr Notebook-PCs verkauft werden, wenn diese ständig High-Speed-Internet bieten.
Intel sieht sich ganz richtig die Telcos der Welt an und sieht, dass sie vor sich hin schlurfen. Auf einem hart umkämpften Markt wie Tokio erhält man für rund 20 Euro im Monat einen Glasfaser-Anschluß, der 10Mbps bietet, während man in London fast doppelt soviel für eine 500Kbps-DSL-Verbindung zahlt, vorausgesetzt, man wird nicht abgelehnt, weil der nächste Exchange zu weit entfernt ist. London ist da wie deutsche Großstädte auch – ein bisschen langsam.
Die Technologie ist in London nicht teurer als in Tokio: Die britische Telefongesellschaft BT sieht einfach nur eine Möglichkeit, den Kunden noch ein bisschen mehr zu melken. Und Intel möchte BT und allen anderen Telcos der Welt mit einer Nadel in den trägen Hintern stechen. “Wenn Ihr Euer Ding nicht auf die Reihe bringt, bestimmen wir das Tempo”, heißt die Nachricht. BT und Deutche Telekom, aufwachen!
Intel möchte an einem neuen Spiel teilhaben
Es gibt aber eine weitere Botschaft: Intel möchte an einem neuen Spiel teilhaben. Das heißt geistiges Eigentum” und ist Geld wert. Alle großen Prozessor-Entwickler teilen sich das “geistige Eigentum” und bekommen Zugang zu den Patenten der anderen.
Und ich glaube, dass Intel es sich einiges kosten lassen wird, weil AMD gezwungen werden soll, einen Teil seiner 64bit-X86-Technologie preiszugeben. Intel glaubt, dass sich mit WiMax so ein großes Tauschgeschäft veranstalten lässt, weil AMD sich hier nicht engagiert.
Bei einem bin ich mir allerdings ganz sicher: Intel wird nicht der größte WiMax-Produzent der Welt werden. Darum geht es gar nicht, und das werden die nächsten beiden Jahre zeigen.