Mobile Computing
Kommt die 3G-Schlacht nun endlich in Gang?
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Ein guter Kenner der Telekommunikationsindustrie überraschte mich einmal mit der Aussage, dass der Breitband-Markt nicht mehr, sondern weniger Wettbewerb brauche. Sein Argument lautete, eine Hand voll finanzkräftiger stabiler Firmen als Vertreter dieses Markts sei für die Kunden weit vorteilhafter als eine Vielzahl kleinerer Betriebe.
Der zitierte Kommentator glaubte, dies gelte erst recht dann, wenn diese vielen kleinen Provider in einem ständigen Preiskampf stünden, um ihre Marktanteile zu erhöhen. In einer solchen Situation, meinte er, sei das Resultat immer niedrigere Gewinnspannen auf allen Seiten, und für die kleineren, die nicht mit finanziellen Mitteln zum Verdauen ihrer Verluste ausgestattet sind, die Aussicht auf einen Konkurs – was seinerseits zu einer weiteren Unsicherheit auf Seiten des Kunden führt, die sich nie sicher sein können, ob ihr Provider die nächsten vier Wochen noch überlebt.
Das ist mehr oder weniger eine Darstellung der Entwicklung des DSL-Markts während der letzten paar Jahre, obwohl sich meines Wissens nur wenige Anbieter ganz aus dem Geschäft zurückgezogen haben.
Durch die Präsenz der vielen konkurrierenden Unternehmen gingen die Preise für Breitband-Dienste immer weiter in den Keller. Dabei spielte auch die britische Regulierungsbehörde Ofcom eine Rolle, indem es BT aufforderte, die Gebühren zu senken, die rivalisierende Anbieter für die Miete von Zugangsnetzkapazität bezahlen müssen. Ähnlich agierte auch die deutsche RegTP, aber mit noch lange nicht so viel Erfolg.
Man kann davon ausgehen, dass der Wettbewerb zu einer größeren Verbreitung von DSL beigetragen hat. Was anders als eine wachsende Nachfrage nach Breitband-Diensten zu vernünftigem Preis sollte sonst BT veranlasst haben, diese Anschlüsse in ganz Großbritannien weiter auszubauen, und die Deutsche Telekom in Deutchland??
Der Gegensatz zwischen Breitband-DSL und den gerade aus den Federn geschlüpften 3G-Mobildiensten könnte krasser nicht sein, vor allem weil nur die Anbieter Vodafone, Orange, O2, T-Mobile, One 2 One und 3 es sich leisten konnten, trotz der stark überteuerten Lizenzen die 3G-Dienste in Großbritannien anzubieten.
Orange will sich nächste Woche Vodafone anschließen und damit der zweite Betreiber mit datenbasierten 3G-Diensten werden. T-Mobile und O2 werden vermutlich noch im Laufe dieses Jahres nachziehen. De britische Anbieter 3 wird, zumindest vorerst, sein 3G-Netzwerk weiterhin dazu verwenden, den anderen vier Anbietern Kunden auszuspannen, und zwar über den Weg eines niedrigen Anruf-Minutentarifs mit innovativen Diensten wie Videotelefonie im Gepäck.
Die Entwicklung von mehr Wettbewerb sollte freilich die hohen Gebühren für den 3G-Zugriff reduzieren und gleichzeitig für eine höhere Verbreitung sorgen, da die Betreiber um Kunden geradezu ringen. Aber die Tatsache, dass der Markt in Großbritannien gesetzlich auf fünf Unternehmen limitiert ist, wird dessen Entwicklung auch weiterhin verzögern, genau wie das auch in den letzten dreieinhalb Jahren, seit 3G-Lizenzen zugeteilt werden, geschehen ist. In Deutschland gibt es diese Limitierung zum Glück nicht – aber viel Angst vor einem Markt, der zurzeit noch mehr Kosten als Einnahmen bringt.
Die EU könnte hier hilfreich sein, indem sie die Restriktionen auf die Betreiber und ihre 3G-Lizenzen im Umfang von geschätzten 35 Milliarden Euro verlagert. Sie sollte ihnen erlauben, die Bandbreite an andere kleinere Provider weiterzuverkaufen, die dann selbst 3G-Dienste anbieten könnten, so wie auch BT seine Kupferleitungen vermietet, um den DSL-Markt anzufachen und die Deutsche Telekom ihre Leitungen an die Mitbewerber vermieten muss.