Mobile Security – Glosse
Heutzutage ist jeder ein Sicherheitsrisiko
Mobile Security – Glosse
Ich bin ein offizielles Sicherheitsrisiko. “Offiziell”, weil ich es schon seit einiger Zeit bin, es bisher aber noch keiner bemerkt hatte. Ich bin mittlerweile stolzer Besitzer eines Apple iPod Mini (Silber)- und wenn Sie noch nicht wissen, weshalb mich das zu einem Sicherheitsrisiko macht, sollten Sie weiterlesen.
Obwohl ich vor ein paar Monaten in den USA war, ist es mir erst kürzlich gelungen, meine schmuddligen Finger um dieses Gerät zu schließen. Ich habe dafür eBay genutzt, die Online-Auktions-Site. Natürlich habe ich schon früher so eingekauft, aber bislang habe ich mich auf obskure Filme und CDs beschränkt. Das war das erste Mal, dass ich mehr als 75 Euro ausgegeben habe, und daher hatte ich so meine Zweifel, was wohl mit der Post kommen würde.
Ich hatte Visionen von einer Fabrik in Taiwan, die am laufenden Band ?Aplee oPids? in Farben wie “Blau im richtigen Licht”, “Bling Bling Gold” und “Braunrot-Grün” ausstößt, die an ahnungslose – oder flüchtig lesende – Bieter verschickt werden.
Aber mein Misstrauen war verfehlt. Als der Postbote erschöpft zur unchristlichen Zeit von 8.15 Uhr an meine Tür klopfte, riss ich ihm das Paket aus der Hand, öffnete es in einem Wirbel von braunem Papier und fand zu meiner Erleichterung heraus, dass mein “fast silberner oPid” das echte Ding war, vielleicht nicht ganz so glänzend, wie ich es mir vorgestellt hatte.
“Mit meinem iPod fühle ich mich wie der virus-tragende Affe im Katastrophenfilm Outbreak”
Ich habe allerdings inzwischen feststellen müssen, dass mein Vergnügen an dem iPod eingeschränkt sein könnte. Da er als bewegliches Speichergerät funktioniert, stellt er ein Sicherheitsrisiko dar – und da ich der Träger bin (das klingt nach dem Affen in dem Virus-Horrorfilm Outbreak), müssen meine Bewegungen überwacht werden. Schließlich will niemand, dass ich alle diese Pressemiteilungen herunterlade und mit nach Hause nehme – bedenken Sie nur, was das für die Weltwirtschaft bedeuten würde. Ihnen fäll nichts ein? Nun, mir auch nicht.
Aber laut Ruggero Contu vom Analysten-Unternehmen Gartner “setzen sich Firmen in immer stärkerem Maße Gefahren aus, da sie den unautorisierten und unkontrollierten Einsatz von tragbaren Speichergeräten erlauben. Sie sollten die Verwendung von unkontrollierten, in Privatbesitz befindlichen Geräten an Firmen-PCs untersagen.”
Na, vielen Dank, Contu, aber sind Ihnen da nicht ein paar Risiken entgangen?
Können wir wirklich sicher sein, dass die sommersprossige 12-jägrige Tochter von Rudi aus der Buchhaltung, die beim “Tag der Offenen Tür” auftaucht nicht in Wahrheit ein Zwerg ist, der für Industriespionage ausgebildet wurde? Und ist ihr beiläufiges Desinteresse an den Dateien nicht nur eine ausgefeilte Tarnung?
Sollten wir nicht jeden mit Notizbuch, Stift und der Fähigkeit, sehr schnell zu schreiben, ins Visier nehmen oder jeden, der mit einem fotografischen – oder halbwegs ordentlichen – Gedächtnis gesegnet ist? Und sollte nicht auch jeder verdächtig sein, der Zugang zu einem Handy mit Kamera oder einer Diskette oder E-Mail oder einem Drucker hat? Sollte man sie nicht alle des Gebäudes verweisen? Immerhin haben sie alle die Möglichkeit, Daten aufzuklauben und in den Informations-Superabfluss zu schicken.
“Sagen Sie es nicht weiter, aber es entwickelt sich gerade eine Kultur von Paranoia und Geheimhaltung”
Sagen Sie es nicht weiter, aber es entwickelt sich gerade eine Kultur von Paranoia und Geheimhaltung – vieles davon wird von Analysten ausgebrütet, die auf sich aufmerksam machen wollen.
Alle Unternehmen sollten ihre Sicherheit mit äußerster Ernsthaftigkeit und Seriosität betreiben, aber es muss auf jeden Fall eine Linie gezogen werden, damit der gesunde Menschenverstand an den Arbeitsplatz zurückkehrt – zusammen mit meinem iPod, bitte.