Betriebssysteme im Wandel
Microsoft drängelt bei NT-Umstellung
Betriebssysteme im Wandel
Über die Strategie von Microsoft, IT-Manager dazu zu zwingen, altgediente Windows-NT-Betriebssysteme für Windows Server 2003 aufzugeben, wurde bereits einiges geschrieben. Auch wenn der Software-Riese scharf darauf ist, seine Kunden zu Windows 2003 zu migrieren und auf die damit verbundenen lukrativen Support-Verträge schielt, haben viele Firmen bei dem Wechsel keine Eile.
Neue Studien von NOP haben festgestellt, daß bis zu 77 Prozent von Firmen aller Größe immer noch Windows NT innerhalb ihrer IT-Infrastruktur benutzen, obwohl nur 18 Prozent das Programm als prinzipielles Betriebssystem nutzen.
Natürlich ist es keine neue Entwicklung, daß Anbieter ihre Kunden zwingen, Geld für die neuesten Produkte auszugeben, indem sie den Support für ältere einstellen – und diese Strategie ist auch nicht auf Microsoft beschränkt. Die meisten Software-Anbieter hängen in Wahrheit davon ab, denn ansonsten würden sie lediglich eine Version jeder Anwendung schreiben und wären viel stärker von Einnahmen aus Support-Verträgen für bereits ausgelieferte Produkte abhängig.
Ginge es nicht um die Tatsache, daß Microsoft mit NT wenig oder kein Geld macht, wäre das Unternehmen wahrscheinlich damit zufrieden, daß die Kunden die Plattform bis in alle Ewigkeit nutzen und eigene Arrangements für den fortlaufenden Support treffen. Jedes Unternehmen kann auf das Wissen einer großen Heerschar von IT-Profis zurückgreifen, die einige Jahre Support für NT geboten haben. Außerdem gibt es Bibliotheken mit Büchern und Artikeln zum Thema und unzählige Online-Ressourcen.
Die meisten Firmen, die NT treu bleiben, erklären, daß sie keine Eile hätten, weil die Plattform stabil ist und es viele IT-Profis gibt, die Support für NT Server bieten – immerhin gibt es das Programm fast ein Jahrzehnt. Man müsse also nicht Microsoft für ein Privileg bezahlen. Außerdem gibt es das, was Anbieter “Stickiness” nennen, ein Phänomen, das grob als eine Vertrautheit mit einem Produkt beschrieben werden kann, die den User beim Wechsel zögerlich macht.
Die NOP-Studie kommt schließlich zu der Einschätzung, daß die große Mehrheit der Firmen wahrscheinlich neuere Plattformen benutzen. Sie impliziert aber auch, daß viele von ihnen eine skurrile Kollektion von älteren Systemen haben, die immer noch zufrieden und glücklich mit dem NT-System arbeiten, das wahrscheinlich bereits auf der Festplatte installiert war. Viele dieser Rechner stehen wahrscheinlich in einer obskuren Zimmerecke oder in einem Filialbüro und werden von der IT-Abteilung übersehen oder ignoriert.
Soweit Microsoft betroffen ist, ist allerdings jeder NT-User ein potentieller Kunde für ein neues Betriebssystem, und solange es das Geschäft von Microsoft ist, Software zu verkaufen, können die User erwarten, daß man auf Teufel komm raus versuchen wird, ihnen Upgrades zu verkaufen. Und wie die meisten Verkäufer dreht Microsoft bei seinen Produkten manchmal ganz schön auf, damit die Kunden glauben, daß die Software, die sie gar nicht benötigen, etwas sei, das man unbedingt haben müsse.