IT Security
Die Tücken der Mathematik
IT Security
IT-Systeme basieren letztlich auf mathematischen Regeln, was aber nicht bedeutet, daß jeder IT-Experte auch Fachmann für die immer abstrakter werdende Welt der Mathematik ist. Deswegen hat sich wahrscheinlich auch kaum jemand Gedanken darüber gemacht, was die Meldung bedeutet, dass die so genannte Riemann-Hypothese, die 1859 aufgestellt wurde, endgültig bewiesen worden sein könnte.
Die Konsequenzen allerdings wären erheblich: Mit dieser Hypothese ließe sich nämlich das scheinbar willkürliche Muster von Primzahlen erklären, das unter einem Großteil der Internet-Kryptograhie liegt, die bei E-Commerce und Online-Banking zum Schutz von Konto- und Kreditkartendetails genutzt wird.
Louis de Branges, ein renommierte Mathematiker an der Purdue University in den USA, hat behauptet, daß er die Hypothese beweisen kann. Allerdings ist dieser Beweis so kompliziert, daß bisher niemand sagen konnte, ob seine Lösung richtig ist.
“Der vorgeschlagene Beweis ist ziemlich unverständlich”, erklärte Marcus du Sautoy von der Oxford University dem
Guardian und fügte hinzu, daß man damit ein “Primzahl-Spektrometer” erschaffen könne, das in der Lage sei, “den gesamten E-Commerce über Nacht in die Knie zu zwingen”, indem es die bisher genutzen Verschlüsselungen knackt.
Leider können die meisten IT-Manager nicht sagen, ob der Beweis richtig ist oder ob die Implikationen sich so auswirken werden, wie behauptet. Das könnte zu peinlichen Situationen führen, wenn Risiken für Corporate-Governance-Berichte eingeschätzt werden müssen, da natürlich die Pflicht besteht zuzugeben, dass die Geschäftsabläufe durch ein theoretisches Primzahl-Spektrometer gefährdet sein könnten.
Andererseits könnte man auch akzeptieren, dass Sicherheit eine Glaubenssache ist; man könnte erklären, dass nichts wirklich “bekannt” ist – und abschließend anmerken, dass laut Zen-Lehre Sicherheit wahrscheinlich ohnehin nur eine Illusion ist.