IT-Markt
Für jeden Goliath gibt es einen David

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In der letzten Zeit wurde viel über den Trend hin zur Konsolidierung innerhalb der IT-Industrie geredet und die Vorteile für die Käufer durch ein überschaubareres Feld von Anbietern.

Bei manchen Prognosen klingt dies, als würden am Ende nur ein paar Schlüsselunternehmen übrigbleiben, wie es das Muster einer klassischen ausgereiften Industrie wäre. Die Rationalisierung ist zwar unvermeidbar, ich erwarte allerdings keine radikalen Veränderungen, die neue Firmen abschrecken könnten. Es war schon immer ein Charakteristikum der IT-Branche, dass schlaue Leute bei hungrigen Firmen Methoden fanden, etwas schneller, billiger und besser herzustellen, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dies nicht mehr der Fall sei. Wenn IT-Einkäufer die besten verfügbaren Produkte haben möchten, wird die Liste der Anbieter weiterhin lang bleiben.

Das Fehlen eines Marktes für Börsengänge hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass Startup-Firmen nicht in der Lage waren, eine kritische Größe zu erreichen, mit der sie mit größeren Rivalen in Wettbewerb hätten treten können. Zumindest kurzfristig erscheint es wahrscheinlich, dass weitere große IT-Firmen kleinere Unternehmen kaufen. Es ist auch wahrscheinlich dass die Zahl von Fusionen zunimmt. Viele IT-Riesen werden ihre Umsätze jenseits ihrer organischen Kapazitäten steigern müssen, wenn sie auf Wachstumskurs bleiben wollen. Vor allem Microsoft wird wahrscheinlich mittelgroße Software-Entwickler übernehmen statt selbst zu wachsen. Das ist auch der Grund für die Fusionsgespräche mit SAP, selbst wenn sie nicht zu einem Abschluss geführt haben.

Außerdem prallen die IT-Welten aufeinander, was Kombinationen möglich macht, die vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären. Die verblassenden Demarkationslinien zwischen Sicherheit und Speicher könnten eine Firma wie EMC dazu bringen, Symantec zu kaufen; die gut nachvollziehbare Konvergenz zwischen Datenverarbeitung und Kommunikation könnte ein Zusammengehen von Intel und Cisco zur Folge haben. Die Möglichkeiten sind endlos und verwirrend.

Gibt es also ein Rezept für Rationalisierung? Nur bis zu einem gewissen Punkt. Selbst in der Bärenphase des Technologiemarktes der letzten Jahre gab es Ausnahmeunternehmen wie Google und Salesforce.com, die sich ihren Status in der Öffentlichkeit durch Differenzierung erarbeitet haben.

Über den Begriff Paradigmenwechsel macht man sich oft lustig, aber er findet immer noch häufig statt. Thomas Kuhn, der diese Phrase mit Bezug auf wissenschaftliche Durchbrüche im Jahr 1962 formulierte, beschrieb sie als historisch unvermeidbar, wenn eine “Reihe von friedlichen Zwischenspielen durch intellektuell gewaltsame Revolutionen interpunktiert [werden]”. Würde Kuhn heutzutage über IT schreiben, hätte er die “friedlichen Zwischenspiele” weniger betont.

Oft geschehen Revolutionen heimlich wie bei Wipro in Offshore-Services, Red Hat in Open Source, Application-Service-Providern oder Firmen für Virtualisierungs-Software, die von VMware angeführt werden. Manchmal gibt es aber auch einen großen Knall wie bei BlackBerry von RIM.

Alle diese Firmen stellen wichtige Fragen an etablierte Unternehmen wie Siebel, Microsoft, Novell und sogar an relative Newcomer, die selbst als störende Kräfte wahrgenommen wurden, wie etwa Palm. Einige, wie VMware, wurden übernommen, aber andere werden weitermachen und erfolgreiche unabhängige Firmen werden, die sich bemerkbar machen.

Der unternehmerische Trieb, etwas von Grund auf aufzubauen, ist tief verwurzelt, und IT bleibt der dynamischste Wirtschaftsbereich. Ein wesentliches Element des Erfolgs der US-Ökonomie in den letzten 25 Jahren war es, Startups zu ermutigen. Die Großen werden zwar meistens gewinnen, aber für jeden Goliath gibt es auch einen David.

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