Storage-Strategien
Erste Hilfe für den Festplattencrash
Storage-Strategien
Offensichtlich lässt sich die Hälfte aller gecrashten Festplatten dadurch reparieren, dass man ihre Firmware wieder auf Vordermann bringt. Noch praktischer: Die anderen 50 Prozent erleben, wie es scheint, eine Erfrischungskur, wenn man sie ein oder zweimal kurz gegen die Wand schlägt. Das hat mir erst kürzlich in einem interessanten Gespräch jemand erzählt, der bei einer Firma für Speichermedien arbeitet.
Nun, wie die meisten Firmen, die für viel Geld Festplatten verkaufen, bietet auch dieser Anbieter seinen Kunden einen automatischen Wartungsdienst an. Versagt die Festplatte oder hat den Anschein, es bald zu tun, wird dies von einer speziellen Hardware entdeckt und der Anbieter benachrichtigt. Der kümmert sich um eine Austauschplatte, liefert sie direkt zum Kunden und sammelt den Schrott ein.
Wie mir mein Kumpel erzählte, beginnt dann bei seiner Festplattenfirma eine akribische Untersuchung der Platte, um den Fehler zu finden. Sein Betrieb scheint ein echtes Interesse an den möglichen Ursachen für Festplatten-Crashs zu haben. Vielleicht lässt sich auf diese Weise mit dem Hersteller ein vorteilhafter Schadensersatz-Deal aushandeln, oder vielleicht kann er sogar für sein eigenes Produktdesign davon profitieren.
Man muss dazu sagen, dass dieser spezielle Anbieter zu denjenigen gehört, der Festplatten aus verschiedensten Quellen anbietet, von Seagate beispielsweise, und dann die Original-Firmware durch seine eigene ersetzt.
“Ich frage mich, ob Festplatten-Firmware von Haus aus unzuzverlässig ist”
Außerdem frage ich mich, wenn ich das höre, ob Festplatten-Firmware von Haus aus unzuverlässig ist und ob es wirklich mit einem einfachen Auswechseln getan ist.
Außerdem gibt es, wie wir alle wissen, viele Lügen und zweifelhafte Statistiken, und ich bin sicher, die genannten Zahlen sind nichts als reine Schätzungen. Doch Statistiken ziehen interessanterweise. Vor allem wenn man, wie ich kürzlich, dank eines Platten-Crashs eine Menge Daten verloren hat.
Nun habe ich zwar kein Problem, eine Wand zu finden, um die Festplatte dagegen zu hauen, aber die Beschaffung der Software zur Aktualisierung der Festplatten-Firmware gestaltet sich schon etwas schwieriger, und eine passende Firmware zu bekommen, erst recht.
Natürlich provoziert all dies auch die Frage, die ich ganz ohne Häme stelle: Was tun eigentlich die ganzen Daten-Recovery-Unternehmen, um kaputte Festplatten wieder in Ordnung zu bringen?
Sie kennen ja diese Firmen: Man schickt ihnen eine zusammengebrochene Festplatte, sie machen einen Tag oder so damit rum und schicken sie wieder zurück, Rechnung über 2000 Euro anbei. Sie werfen die Platten sicherlich nicht einfach an die Wand und – wenn das nicht funktioniert – möbeln dann die Firmware auf…
Ich möchte doch hoffen, sie sind auf irgendeine Weise mit dem Schraubenzieher zugange. Es soll schließlich schon verzweifelte Leute gegeben haben, die selbst ihre Festplatte zerlegt und wieder zusammengebaut haben – auch in einem nicht sterilen Raum – und mit einigem Erfolg.
Aber was immer diese Spezialisten tun: Es würde mich wundern, wenn sie mehr als ein paar Stunden daran arbeiteten, auch wenn sie 2000 Euro berechnen.
Und so stelle ich mir die – heute eher akademische – Frage: Wäre es nicht hübsch, wenn man beim nächsten Festplatten-Crash, zu Hause oder im Büro, auf seinen Werkzeugkasten zurückgreifen und selbst Hand anlegen könnte?