E-Commerce
Das Web verdirbt das Internet
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Vor einem Jahrzehnt machte das Web das Internet nutzbar. Dokumente mit Hyperlinks boten einfachen Zugang zu einer riesigen Menge von Informationen und versetzten jeden in die Lage, selbst zu publizieren. Das machte 1991 Sinn, als der erste öffentliche Web-Server online ging – es ist allerdings bedauerlich, dass viele User immer noch denken, das Internet sei nur das, was man in einem Web-Browser sieht.
Die zu starke Konzentration auf Websites hatte die Industrie für das Potential des Internets blind gemacht; eine Tatsache, die sich deutlich bemerkbar macht, wenn man versucht, mit Hilfe eines kleinen Gerätes irgend etwas nützliches aus dem Web zu holen. Bei Smartphones gibt es keine Probleme mit der Internet-Verbindung, aber da immer vorausgesetzt wird, dass man mit einem Browser und großem Bildschirm, Maus und Tastatur arbeitet, ist der meiste Content nutzlos.
Internet-Publisher sollten darauf achten, wie groß das Wachstum bei Mobilgeräten mit ständiger Internet-Verbindung ist. Diese Geräte haben vielleicht keine großen Bildschirme, aber sie verfügen über umfassende APIs für Anwendungen, substantiellen lokalen Speicher und mehr Prozessorleistung als der durchschnittliche Desktop-Computer zu bieten hatte, als Tim Berners-Lee seinerzeit das Web erfand.
Und wenn man sich anschaut, was an Internet-Technologie neu und interessant ist, spielen Web-Browser dabei kaum eine Rolle. Es gibt Really Simple Syndication (RSS), mit deren Hilfe Websites Content als XML publizieren können, das auf den Desktop gepusht wird und mit speziellen Anwendungen zugänglich ist. Es gibt Voice-over-IP. Es gibt Instant Messaging. Es gibt Technologien wie Flex von Macromedia, mit denen man J2EE-Rich-Clients erschaffen kann, die in Flash laufen, vollständig plattformübergreifend und mit nahtlosem, transparentem Anwendungs-Download.
Am wichtigsten ist aber, dass die Vorabeiten von Firmen wie Microsoft, IBM und Sun zu XML-Web-Services es ermöglicht haben, dass Anwendungsentwickler mühelos XML-basierte APIs über das Internet veröffentlichen und sie in Java- oder dot-NET-Clients verwenden können. Mit Hilfe dieser Technologien können Unternehmen aus der Browser-Schachtel ausbrechen und Internet-gebundene Anwendungen liefern, die umfangreicher und benutzerfreundlicher sind und die, falls erforderlich, auch offline funktionieren. Die Installation ist nicht so einfach wie das das Ansteuern einer URL, aber mit Java Web Start oder ClickOnce von Microsoft ist es nicht so viel schwieriger. Diese Techniken automatisieren Downloads und synchronisieren lokale Versionen mit Server-Versionen.
Traditionelle Websites werden natürlich nicht verschwinden. Sie sind perfekt für das Publizieren von Dokumenten und anderem Content geeignet. Wenn es allerdings um Web-Anwendungen geht, ist der Browser vielleicht gar nicht der beste Client. Wenn Sie jemals eine Medienanwendung wie iTunes oder Windows Media benutzen, können Sie erkennen, wie nahtlos sie ins Internet gehen, um Detailinformationen zu der CD zu finden, die Sie gerade abspielen, oder zu den bestverkauften Downloads oder anderen Musik-News. Dieses Niveau von Integration lässt sich auch bei Business-Anwendungen erreichen. Wenn Sie das nächste Mal über der Web-Präsenz Ihres Unternehmens brüten, streichen Sie “Web” aus, schreiben Sie “Internet” hin, und denken Sie über den Browser hinaus.