Enterprise Software
Software-Verträge auf Basis von Dauerlizenzen haben ausgedient
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Manchmal muss man sich eingestehen, dass die Zeiten sich verändern. Wie Napoleon, der auf Elba steht, eine Haftmine anstarrt und sich fragt, was alles hätte passieren können. Oder Gary Barlow an der Bushaltestelle, der sich Take That auf dem Walkman anhört, während Robbie Williams aus dem iPod eines vorbeirauschenden PKWs tönt. Viele glauben, auch die Tage der Dauerlizenzen auf Prozessor-Basis seien gezählt – Dinosaurier-Futter in einem Land, das von der Zeit vergessen wurde.
Dabei ist es kein Zufall, dass viele von denen, die dieses Lizenzmodell kritisieren, Software-Händler sind. Sie würden gerne ihre Kunden von einem Abo-ähnlichen Modell überzeugen, da ihnen dies eine besser vorhersagbare Gewinnentwicklung einbrächte, die auch Wall Street-Analysten gefallen könnte.
Eine interessante aktuelle Studie zeigt allerdings, dass die Kunden die Idee gar nicht so toll finden. Mit Macrovision als einem der Sponsoren, ergab die Umfrage, dass ein Drittel aller Software-Anbieter derzeit ein Abonnement-Modell anbieten, und es bis 2006 etwa die Hälfte sein werden. Auf der anderen Seite würden ca. zwei Drittel der Unternehmenskunden lieber bei einer Dauerlizenz bleiben. Sind das etwa unzuverlässige Zahlen? Vielleicht, es wurden ja nur 100 Unternehmen befragt. Doch dass es echte Zweifel bei den Käufern gibt, ist unbestritten.
Dauerlizenzen sind vielleicht nicht das ausgeklügeltste System, aber sie werden verstanden, und die Käufer kennen die ganzen Horrorgeschichten über Wartungskosten, die gelegentlich in Ausbeutung ausufern.
“Dauerlizenzen haben etwas von einer welken Blüte”
Auf der anderen Seite haben Dauerlizenz-Modelle etwas von einer welken Blüte. Als die Benutzer noch an ihren Schreitisch gebunden waren und auf Daten über ein LAN oder die Festplatte zugriffen, war eine Festlizenz mit einer Preisbasis für 50, 250 oder 500 Nutzer in Ordnung. Aber heutzutage greifen Anwender – auch Partner und Kunden – auf Dienste verschiedenster Geräte und Standorte zu, was die Situation weit komplexer macht.
Da wundert es einen nicht, dass die Anbieter ein Auge auf neue Modelle werfen, deren Preisgestaltung sich an der Anzahl der Transaktionen, der Anzahl der für das System autorisierten Benutzer oder anderen Modellen orientiert. Ähnlich funktioniert auch das Utility-basierte Preissystem von Firmen wie IBM und HP, das mehr Dynamik zulässt und Benutzern die Möglichkeit gibt, Hard- und Software beliebig aufzustocken oder abzubauen.
Pro-CPU-Lizenzen kamen mehr oder weniger gut damit zurecht, den Wert von Unternehmens-Software einzuschätzen, sehen aber jetzt – konfrontiert mit Open-Source-Software und neuen Servermodellen – eher alt aus. Mit dem Näherrücken von Multi-Core-Prozessoren wird das den Käufern immer klarer werden. Bis jetzt haben sich Oracle, IBM und andere Anbieter, die typischerweise Lizenzverträge auf CPU-Basis abschließen, mit einer zusätzlichen Gebühr für Chips mit zwei Prozessoren aus der Bredouille gerettet, denn die Kosten liegen häufig in teuren Hardware- und Services-Verträgen. Aber je mehr die Marktführer Intel und AMD ihre Strategien auf Mehrprozessorkerne verlagern, statt nur die Megahertz zu erhöhen, desto notwendiger wird ein gründliches Umdenken.
“N iemand will jedes Mal einen Rechtsanwalt beschäftigen, wenn er einen neuen Softwarevertrag unterschreibt”
Ideal wäre sicher eine Lizenz, die die individuellen Bedürfnisse jedes Unternehmens berücksichtigt, aber niemand will jedes Mal einen Rechtsanwalt beschäftigen, wenn er einen neuen Softwarevertrag unterschreibt. Wir brauchen eine Lizenz, die man uns kurz und prägnant erklären kann. Vielleicht ein dynamisches Preismodell mit ein paar Variablen im Vertrag, oder einen Ansatz, wie Sun ihn für ein komplettes Java Enterprise System ausgearbeitet hat: ungefähr 100 Euro pro Mitarbeiter, pro Jahr – mit Alternativen für Organisationen mit sehr vielen Angestellten.
Larry Ellison von Oracle unterstützt schon lange ein Preismodell, das die Anzahl der Firmenangestellten als Basis ansetzt. Es wird wohl kein Jahr mehr vergehen, bevor die vielen Worte in klar definierten Rahmenbedingungen Ausdruck finden müssen, die sich von den heutigen Tarifsystemen deutlich unterscheiden.