Enterprise Computing
Hardware auf Spezialisierungs-Kurs

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Es sieht so aus, als ob Microsoft sich bei der Entwicklung anwendungsspezifischer Hardware als Schwergewicht einbringen will. Der Software-Gigant hat in einem Schritt, der Geschäftsführern nicht ganz gleichgültig sein kann, sein Label auf ein spezielles Projektmanagement-System namens “Project PC” gedrückt, das von
Scan Computers International
zusammengebaut und verkauft wird.

Der Project PC ist im Wesentlichen ein Standalone-Computer, aber sein Konzept weist auf einen Trend zu Servern und anderen Systemen hin, die für spezielle Anwendungen optimiert sind. Man will hier der Forderung nach Zugriff auf ein breites Spektrum von projektorientierten Funktionen gerecht werden, und die Lösung soll ein Intel Pentium 4-basiertes System mit zwei Displays, 1-Gigabyte RAM, 160 GByte Festplatte, einer guten Grafikkarte und natürlich mit Microsoft Project 2003 sein.

Das System unterscheidet sich zugegebenermaßen kaum von einem normalen Allzweck-PC, und es könnte sich auch um einen zynischen Versuch Microsofts handeln, einfach einen aufgepeppten PC umzubenennen und mit einer speziellen Microsoft-Software zu bestücken. Mit einem Preis von fast 3000 Euro ist er darüber hinaus entschieden teurer als ein allgemeiner Desktop-Computer, und ich bin mir sicher, dass viele Unternehmen in der Lage wären, ein ähnliches Gerät selbst und weitaus billiger zusammenzubauen.

Andererseits ist Microsoft hier einen Schritt in Richtung Spezifizierung und Konstruktion gegangen und zeigt sich damit bereit, seinen Ruf aufs Spiel zu stellen.

“Das bekannte vom Analysten Gartner aufgestellte TCO-Modell (Total Cost of Ownership) könnte in ein bodenständigeres Konzept mutieren, so etwas wie ein ‘Total Cost of Getting the Job Done'”.

Da IT-Systeme bei ihrer Weiterentwicklung immer mehr das “I” von Information und weniger das “T” von Technologie in den Vordergrund stellen, ist es vorstellbar, dass einige Unternehmen zu dem Schluss kommen, ein bisschen Geld in ein spezialisiertes System zu investieren könnte unterm Strich Zeit und Geld sparen. Das bekannte vom Analysten Gartner aufgestellte TCO-Modell (Total Cost of Ownership) könnte in ein bodenständigeres Konzept mutieren, so etwas wie ein “Total Cost of Getting the Job Done”.

Diese Logik entspricht auch dem Grundgedanken der Verwendung von Servern. Anwendungsspezifische Server sind letztendlich nichts anderes als Systeme beliebiger Technologie, die nur beim Preis-Leistungs-Verhältnis für die jeweilige Anwendung gut abschneiden muss. NAS-Systeme (Network attached Storage) haben Allzweckserver mehr oder weniger ersetzt und übernehmen dieselben Aufgaben. Für Unternehmen scheint es nicht so relevant zu sein, auf welcher Software die Server basieren, und es stehen ihnen eine Vielzahl von Modellen mit unterschiedlicher Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit zur Verfügung.

Andererseits will man bei der Hardware vor allem auch flexibel bleiben, und deshalb hat sich der Einsatz spezialisierter Systeme nicht wirklich durchgesetzt. Ein Beispiel dafür sind Server mit der speziellen Funktion von Routern. Es gibt sie zwar auf dem Markt, aber in fast allen Firmen übernehmen normale PCs diese Aufgabe.

“Datenzentren erfordern immer ein größeres Spektrum von Server-Technologien und -Konfigurationen”

Ganz klar: Isolierte, anwendungsspezifische Server bieten naturgemäß nicht so viel Flexibilität. Allzweck-Server, vor allem in Datenzentren, sind in der Lage, wann immer nötig neue Anwendungen zu integrieren; eine Option, die bei spezifizierten Bausätzen völlig fehlt. Doch die Flexibilität der Allround-Server hat ihren Preis. Sie sind eben nicht für eine ganz spezifische Aufgabe besonders optimiert, so dass häufig mehr als einer benötigt wird, um die Arbeit zu erledigen.

Wie immer sich die Einkaufs-Experten der IT-Unternehmen entscheiden, eines scheint ganz klar: Datenzentren erfordern immer ein größeres Spektrum von Server-Technologien und -Konfigurationen – und das sollte bei der Planung nicht übersehen werden.

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