Linux-Zukunft
Interview
PC Professionell: HP hat den Itanium mit entwickelt und verkauft inzwischen keine Workstations mehr mit Intels reinem 64-Bit-Prozessor. Was werden Sie tun?
Reger: Beim Itanium auf der Workstation scheiden sich die Geister. Itanium hat Vorteile bei mathematischen Berechnungen. Aber 64-Bit ist kein Vorteil mehr, da bei AMD und Intel die Opteron- und Xeon-Prozessoren ebenfalls 64-Bit-Fähigkeiten besitzen. Die Verfügbarkeit von Software ist gering. Mehrere wichtige Hersteller haben keinen Support für Itanium angekündigt, manche ihn sogar abgekündigt. Bei Workstations gibt es einen Markt für CAD/CAM. Wir bieten weiterhin beide 64-Bit-Plattformen an und werden genau beobachten, was passiert.
Wie ist es mit Servern?
Für Ein- und Zwei-Prozessor-Server gibt es Xeon und Opteron und aus. Nur in Nischenanwendungen mit 2- bis 4-Wege-Servern beispielsweise für bei der Berechnung von Risk-Management in Banken ist der Itanium besonders geeignet. Bei großen Servern, wo nicht Leistung per se, sondern auch Zuverlässigkeit, Robustheit, Stabilität und Recovery-Fähigkeit zählen, hat der Itanium seine Vorteile. Aber einen Itanium-Massenmarkt wird es nicht geben.
Welche Zukunft hat Linux auf dem Server-Markt?
Ich mag Linux, mag aber auch präzise Aussagen. Die Kunden machen gute Erfahrungen und verwenden Linux immer mehr. Es ist der Wunsch nach Linux auf Mission-Critical Servern da. Aber Linux ist heute noch nicht so weit. Wir werden in etwa einem Jahr einen solchen Server auf Basis des Itanium anbieten.
Wie bewerten Sie den Trend zur Virtualisierung von Servern?
Virtualisierung hat viele Vorteile. Bei den Lösungen von VMware und Microsoft kann jede Anwendung unverändert eingesetzt werden. Wir bieten mit Flexframe darüber hinausgehend eine Lösung, in der wir jedem Dienst einer Anwendung bei Bedarf einen eigenen Server zuweisen. Das muss allerdings von der Anwendung explizit unterstützt werden, zum Beispiel gibt es bereits ein angepasstes SAP. Wir werden dafür kein eigenes Linux stricken, sondern mit Standard-Releases arbeiten. Ein Aufsplittern von Linux in viele verschiedene Entwicklungs-Zweige, wie man es in den achtziger Jahren bei Unix gesehen hat, werden wir nicht betreiben.