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Bizarres Japan

Europäer machen sich gern über den zügellosen Materialismus der Japaner lustig. Trotzdem lohnt sich ein Blick hinweg über den rauschhaften Konsum von Luxusprodukten von Gucci, Prada und Louis Vuitton und anderen. Perfektes Anschauungsmaterial ist die Unmenge von Geschäften, die sich auf eine Branche spezialisiert haben. Sechs Stockwerke voller Hello-Kitty-Devotionalien? Kein Problem. Oder wie wäre es mit einer Lagerhalle voller Kunstgegenstände aus Glas? Haben wir hier alles.

Einer der besten Läden dieser Art gehört einer Firma, die Spielkinder auf der ganzen Welt kennen: Takara, die Erfinder von Produkten wie dem Bowlingual-Übersetzer für Hundegebell oder dem Yumemi Kobo Traumerzeuger. Der Hinterhofladen in Tokios Nihonbashi-Viertel ist eine Oase für die Fans zweckfreier japanischer Spielzeuge.

Takara macht kein Geheimnis aus seiner Zielgruppe: Männer über 30, die noch ein wenig Erwachsenwerden vor sich haben. Sie finden bei Takara zwei Stockwerke, die proppenvoll gestopft sind mit uralten Brettspielen oder den neuesten Techno-Spielereien. Eine Gästeführung brachte vor kurzem verblüffende Geräte zu Tage.

Bizarre Spielzeuge

Der Knaller unter den Highend-Produkten ist eine elektro-getriebene, verkleiner
te Replik des Fünfziger-Jahre-Sportwagens Lotus Caterham 7. Das 13500 Euro teure (1,7 Millionen Yen) Q-Car 7 sieht nicht nur faszinierend aus es ist 30 km/h schnell und kommt 80 Kilometer weit.

Schön schräg gehts auch im Kellergeschoss zu: Dort steht der erwähnte Bowlingual-Übersetzer, der inzwischen auch ins Englische übersetzt und dem Vernehmen nach gerade vom russischen Präsidenten Putin mit seinen Schoßhunden getestet wird. Außerdem steht noch der seltsame Damens Walker (30 Euro, 4000 Yen) im Keller.

Dessen Daseinszweck ist es, die quälende Unsicherheit bei Dates mit dem anderen Geschlecht auszuräumen. Takara hat dazu Daten einer nationalen Erhebung in den PDA-großen Liebes-Analysator gestopft. Beim nächsten Treffen einfach ein paar Eckdaten über die andere Person eingegeben und schon verrät der Walker, ob sich die Investition in ein Candle-Light-Dinner lohnt.

Technik clever und weniger clever

Aber auch außerhalb des Techno-Kellers gab es in den letzten Monaten interessante Produkte. Panasonic hat endlich den ersten Blu-Ray-DVD-Rekorder am Start ein Jahr nach der Konkurrenz von Sony. Der Panasonic Diga DMR-E700BD geht für 2000 Euro über den Ladentisch und speichert auf Dual-Layer-DVDs bis zu 50 GByte Daten. Damit passen 4,5 Stunden an HDTV-Video auf eine Disc. Wird in rauschiger Analog-Qualität aufgezeichnet, sind es 63 Stunden. Dank integrierten Antennen- und Satelliten-Tunern (digital und analog) ist der Rekorder der momentan vielseitigste auf dem Planeten.

Konkurrent Sony macht derweil mit seinem ersten Festplatten-Musik-Player von sich reden. Wurde der Konzern bisher dafür gescholten, dass er Apples iPod noch nicht mal im Ansatz den Erfolg streitig machen konnte, stürzen sich die Kritiker jetzt auf einen bösen Mangel des 420 Euro teuren NW-HD1: Der Player kommt nicht mit MP3-Dateien zurecht. Stattdessen nötigt Sony seine Kunden, ihre MP3s mit der Sonicstage-Software ins Atrac3-Format zu konvertieren. Es spricht nichts gegen den Ansatz, das auch beim hauseigenen Online-Musikportal Connect genutzte Format zu fördern. Aber ausschließlich darauf zu setzen und MP3 zu ignorieren, schreckt die Tech-Fans ab.

Hinsichtlich des Marketings ist der Player nicht zu schlagen: Er läuft unter dem Familiennamen Walkman. Und wenn die Japaner etwas lieben, dann den Walkman.

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