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Die Offline-Seuche
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Der Frühling naht. Nicht nur die Temperaturen steigen, sondern auch die Angst vor einer neuen, gefährlichen Seuche. Was man bisher darüber weiß, hat unser Gesundheitsbeauftragter Werner Tiki Küstenmacher zusammengetragen.
Haben Sie den Eindruck, nicht mehr ohne Spaziergang, Shopping in richtigen Geschäften oder Kontakte mit Menschen auszukommen? Dann sollten Sie sich fragen, ob Sie nicht bereits ein Opfer der Offline-Sucht (OS) geworden sind. Noch wird die Krankheit von den Medien verharmlost, aber der volkswirtschaftliche Schaden bei einem flächendeckenden Ausbruch der Seuche geht in die Milliarden.
Erste Symptome
Es beginnt mit der Unlust, frühmorgens den PC einzuschalten. Stattdessen ein heftiger Drang nach frischer Luft oder persönlichen Gesprächen. Andere berichten von einem euphorischen Schub beim Ausschalten des Computers (»Dark-Screen-Syndrom«). Vereinzelt gab es schon heftige Manipulationsversuche: Herausreißen des ISDN-Kabels, Deaktivieren von WLAN-Karten bis hin zum Lahmlegen des Netzwerks.
Wehret den Anfängen
Es beginnt wie so häufig auch bei OS harmlos. Suchtgefährdete lassen sich aus Mailinglisten streichen, bestellen Online-Newsletter ab oder verpassen vereinbarte Chats. Achten Sie auf verräterische Verhaltensweisen: Sie wollen nur einmal kurz zum Bäcker, doch daraus machen Sie einen ausgedehnten Spaziergang. Sie ertappen sich dabei, untätig auf einer Parkbank in der Sonne sitzen zu wollen.
Faszination
Von OS scheint eine unglaubliche Faszination auszugehen. Viele Suchtkranke verbringen einen enormen Anteil ihrer Lebenszeit in verrauchten Kneipen, lauten Discos oder auf überfüllten Partys. Oder geben sich hemmungslos dem Körperkult hin: in Fitness-Studios, Schwimmbädern oder Sportanlagen. Überhaupt ist die absonderliche Hinwendung zum Sport ein Merkmal vieler OS-Kranker. Anstatt echte Live-Berichte am TV-Schirm zu genießen, zwängen sie sich unter oft menschenunwürdigen Verhältnissen in ein Stadion, um die Akteure anzufeuern. Andere werden vom Wetter abhängig. Ihre Stimmung schwankt zwischen Hochgefühl bei Sonnenschein (in Süddeutschland bekannt als »Biergarten-Ekstase«) und Depression bei Niederschlägen.
Gegenmittel
Bekämpfen Sie Ihre unbegründeten Ängste! Lassen Sie sich nicht einreden, dass ein Einkauf außerhalb des Internet besser, billiger oder befriedigender sei als das klassische Online-Shopping. Setzen Sie Ihrer Verweildauer außerhalb des Netzes klare Grenzen. Und stellen Sie sich vor jedem Offline-Ausflug die Frage: Sind die Gefahren da draußen es wirklich wert, den eigenen Hintern hochzuheben?