Weihnachtsgeschenke für Wahnsinnige
Zwangsbeschenkung
Weihnachts-geschenke für Wahnsinnige
Weihnachten schenken wir uns dieses Jahr nichts. Wir haben zwar alles, aber es hilft nichts. Wieder werden wir beglückt von den gottgleichen Hard- und Software-Erfindern.
Alter Schmarrn
Wir erinnern uns: In einem genialen Schachzug wurde in den Kindertagen der Computertechnologie die Unfähigkeit der Ingenieure als fantastisches Feature vermarktet. Update hieß das Zauberwort. Es sollte uns darüber hinwegtrösten, dass das teure Zeugs beim ersten Mal in der Regel nicht funktionierte. Inzwischen, nach der zwanzigsten Generalüberholung des ewig Gleichen, sind wir User der Verschlimmbesserungen müde. Wir haben uns an die Macken gewöhnt und würden gern in Ruhe gelassen werden, basta. Doch was tun die Strategen? Datet up, sagen sie, dann lassen wir euch noch mehr in Ruhe. Zahlt, und ihr werdet nicht mehr mit der lachenden Büroklammer zwangserheitert!
Wahnsinn aus USBekistan
Früher war alles auf so Zusatzplatinchen. Neue Gerätschaften erforderten einen Steckplatz im Inneren unserer geliebten Minitower. Wenn das neue Dings reingeschraubt war, Wackelkontakte weggewackelt, die Treiber geladen waren und endlich funktioniert hat, konnte man das Gehäuse wieder zuschrauben und hatte Ruhe. Bis USB kam. Nun ist alles in kleinen Extrakästchen. Neue Welten des Wahnsinns tun sich auf: Ein PC, der an der Vorderseite nicht angeschlossene USB-Buchsen hat. Dazu Versprechungen in Sachen Schnelligkeit, die sich aber auf USB 2.0 beziehen (»Das hat Ihr uralter PC noch nicht.«). Da isser wieder, der Update-Teufel!
Zaster für Ghostbuster
Die Lieblingsgeschäftsidee: Gebt uns Geld für die Beseitigung der durch unsere Software entstandenen Fehler! Das Hauptargument der E-Mail-Anbieter ist das Spam-Sparen: Komm zu uns, bei uns bekommst du weniger E-Mail. Folgerichtig müsste derjenige Marktführer werden, der verspricht: Nimm unseren Account und dein Postfach bleibt leer. Ein Raketenstart ist dem Provider garantiert, der stabile Offline-Verbindungen garantiert (»Nie wieder ins Netz dank Nycos!«, »AUL ich bin draußen«).
Einzig wahre Anti-Ware
Zum frohen Fest geht es zu wie bei der Fachmesse für Geheimdienst-Ausrüster. Spionageabwehr-Software und Gegenspionageprogramme, Kampfschweinereien gegen das Mobbing-Gelure der Kollegen, trojanische Pferde gegen den Controletti-Wahn des Chefs, Netz-Netz-Raketen gegen die Allgegenwärtigkeitsphantasien der Konzernzentrale und die Verschwörungs-PR des CIA. Gemeinsam ist all diesen Angeboten das Wichtigkeitsgefühl, das sie vermitteln: Hurra, ich werde bespitzelt, also bin ich wichtig. Das bringt ein wenig Stasi-Wärme in den dezemberkalten Kapitalismus, etwas spekulatiusbraune Blockwartromantik von noch früher inklusive.
Grenzenlos frei
Bei so viel Nicht, Anti und Gegenstellt sich zum Christfest die absolute Sinnfrage. Was soll das alles? Warum noch vorm PC sitzen, wenn die Welt da draußen doch nur eine Matrix irgendwo da drin ist? Oder, um eines der Internet-Worte zum Sonntag zu zitieren: In a world without walls and fences, who needs Windows or Gates?