IT-Markt
Innovatoren entfliehen der PC-Mühsal

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IBM hat vor Kurzem eine Vereinbarung verkündet, dass das PC-Geschäft an den größten PC-Hersteller Chinas verkauft wird, die Lenovo-Gruppe – vorausgesetzt die Regulierungsbehörden stimmen zu.

Die Vereinbarung sieht vor, dass Lenovo – zu 19 Prozent im Besitz von IBM – die Kunden von IBM mit PCs beliefern wird, und dass IBM der präferierte Anbieter von Services für Lenovo sein wird.

Gerüchte über die Pläne von IBM tauchten erstmals zu Beginn des Monats auf, einige Tage, nachdem ein Bericht der Analystenfirma Gartner vorhersagte, dass drei der 10 führenden PC-Anbieter der Welt sich bis 2007 aus dem PC-Markt zurückziehen würden. Der Gartner-Untersuchung zufolge war IBM bei PCs die Nummer Drei hinter Dell und HP und hatte lediglich einen Marktanteil von 5,6 Prozent.

“Das ist ein mörderisches Geschäft”

Ich kann sehen, weshalb IBM sich auf hochwertigere Geschäftsbereiche konzentrieren möchte. Für mich ist es immer wieder überraschend, dass man für rund 600 Euro einen PC kaufen kann, der fast alle Mainstream-Business-Anforderungen erfüllt. Das ist ein mörderisches Geschäft, und wahrscheinlich gibt es auch nicht viel zu verdienen.

Als Resultat der niedrigen Preise ist es schwer, einem PC Mehrwert zu verleihen. Natürlich gibt es immer noch einen weiten Bereich von möglichen Optionen und Erweiterungen, aber den Herstellern von “Standard”-PCs für Büro oder Privatnutzung fällt es schwer, sich anders als über den Preis zu unterscheiden.

Für High-Tech-Entwickler wie IBM gibt es keine großen Chancen, dass sich die technischen Fähigkeiten in höheren Preisen auszahlen. Deshalb hat sich IBM vor einiger Zeit aus dem Konsumentenmarkt zurückgezogen und sich auf ThinkPads fokussiert, die höheren Gewinn versprechen. Im Gegensatz dazu hat Dell immer über den Preis und nicht über die Technologie konkurriert und ist daher heute von allen Herstellern am besten platziert, dieses Gefecht zu gewinnen.

PC-Verkäufe machten 12 Prozent des Umsatzes von IBM aus, aber wesentlich höherer Profit wartet im Bereich der Services, auf den sich IBM-Chief-Executive Sam Palmisano mit aller Gewalt gestürzt hat, seit er 2002 die Zügel übernahm.

Ist es wirklich wichtig, wenn große Hersteller beschließen, den PC-Markt zu verlassen? Ich denke nein.

Wenn sich technische Innovation inzwischen auf andere Bereiche konzentriert, ist es nicht überraschend, dass es ein Unternehmen, das für Innovation steht, in eine andere Richtung zieht. Ich war immer der Meinung, dass Standard-PCs Massenware sind, habe aber auch immer darauf hingewiesen, dass es die Erweiterung des Standard-Client-Geräts ist, die verhindert hat, dass der PC eine wirkliche Allerweltsware wird. Vielleicht muss ich diese Position überdenken.

PCs und Notebooks mit IBM-Logo werden vielleicht weiterhin erhältlich sein, und sie könnten die von IBM patentierte Technologie enthalten. Dass sie jetzt in China hergestellt werden könnten, rechtfertigt wohl kaum das Heulen und Zähneklappern, das ich aus bestimmten Ecken höre. Insbesondere, wo IBM seine PC-Herstellung schon vor einiger Zeit outgesourct hat.

Und es gibt noch mehr zu bedenken. Wenn IBM diesen Schachzug macht, könnten wir meines Erachtens eine Beschleunigung bei der Verbreitung von plattformunabhängigen Clients erleben, die bereits seit einiger Zeit stattfindet. Die Nutzung von Technologien wie Java Virtual Machines machen dies möglich, und die Markteinführung nutzbarer mobiler Bandbreite durch die 3G-Telefonie wird dazu führen, dass dies auf Client-Geräten neuer Art nachgefragt werden wird.

Vielleicht ist eine Erschütterung des PC-Marktes in Wahrheit genau das, was jeder Käufer von Client-Technologie braucht, um die müde gewordene Hegemonie von Windows und Intel zu durchbrechen.

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