Linux-Streit: Richter sieht keine stichhaltigen Beweise gegen IBM
Der Richter im Prozess der
SCO gegen
IBM hat erstmals öffentlich die Behauptungen des Klägers angezweifelt. Dieser wirft dem Technologiekonzern vor, urheberrechtlich geschützte Unix-Quellcodes an die Entwickler des Linux-Kernels weitergegeben zu haben. SCO fordert daher einen Schadensersatz von mehreren Milliarden Dollar. In einem gestern veröffentlichten Zwischenbericht kritisierte Bundesrichter Dale Kimball aus Salt Lake City das Unternehmen nun, bisher keine stichhaltigen Beweise für die Vorwürfe vorgelegt zu haben.
“Angesichts des massiven Missverhältnisses zwischen SCOs öffentlichen Anschuldigungen und der aktuellen Beweislage, beziehungsweise deren Nichtvorhandensein” werde ein Urteil im beschleunigten Verfahren angestrebt, so der Richter. Es gäbe bisher nicht einen stichhaltigen Beweis, dass IBMs Linux-Aktivitäten das Urheberrecht der SCO an Unix verletzt hätten.
“Der Sprachgebrauch in dem Bericht des Richters deutet darauf hin, dass SCO bereits in dieser Runde K.O. gehen könnte”, sagte John Ferrell, Anwalt bei der Kanzlei Carr & Ferrell, der das Papier für den US-Branchendienst
CNet analysierte. Nichts stelle für die eigene Prozessführung ein größeres Desaster dar, als ein verärgerter Richter. Zwar habe IBM nicht zwangsläufig gewonnen, SCO muss jedoch einen schweren Treffer einstecken, so Ferrell.
Richter Kimball kritisierte weiter die “rätselhafte” Prozessführung. So habe das Unternehmen IBM beschuldigt, Unix-Code in den Linux-Kernel kopiert zu haben. Der Kern der Klageschrift bezieht sich jedoch auf den weiteren Vertrieb des Unix-Derivates AIX, nachdem SCO die Lizenzen wegen der vermeintlichen Urheberrechtsverletzung gekündigt hatte. Hier habe sich der Kläger offenbar auf eine scheinbar sichere Position zurückgezogen und dem Gericht nicht alle Vorwürfe klar dargelegt. (dd)
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