Systematische Fehlkalkulationen
IT-Kalkulationen und Science Fiction
Systematische Fehlkalkulationen
Einige von Ihnen werden sich daran erinnern, dass eines der vielen Juwelen in Per Anhalter durch die Galaxis das Konzept der Bistromath gewesen ist. Das ist die Mathematik, die von Kellnern in Bistros ausgeführt wird, wenn sie in Lichtgeschwindigkeit etwas auf kleine Zettelchen bringen, was sich auf etwas bezieht, das nur wenig Ähnlichkeit mit dem zu haben scheint, was man soeben gegessen hat.
Auf diese unnachahmliche Weise hat Douglas Adams daraus eine neue Art der Mathematik entwickelt in seiner Beschreibung einer interstellaren Reise. Daran wurde ich letzte Woche erinnert, als ich eine News Story las, wo eine Mega-Firma A eine Mega-Firma B kaufte und es behauptet wurde, dass “durch IT mehr als die Hälfte der Kosten gespart würden, was bei 65 Millionen liege”. Dann wurde noch gesagt, dass “45 Millionen gespart würden, mittels Migration von blah, blah in ein einziges System blah, blah.
Per Anhalter durch die Spreadsheets
Ich brauchte nicht weiterlesen, denn ich bin sicher, dass Sie solchen Unsinn in der Vergangenheit bereits gehört haben. Die Fragen, die ich stellen möchte sind
a) wie in aller Welt sind sie zu diesen Zahlen gekommen und
b) ist wirklich jemand so bescheuert, dies zu glauben, außer denjenigen Personen, die sie zusammenstellen?
Man muss sich daran erinnern, dass dies ein Zeitalter ist, in dem die meisten Firmen keine Ahnung haben, was Software- fehler kosten oder wie viel ihre Wartung erfordert, wenn sie erst einmal in Betrieb genommen ist.
Das bringt mich zum Thema Tabellen, den Freund des Finanzmenschen. In den letzten 20 Jahren wurden größere Untersuchungen durchgeführt, die sich auf fehlerhafte Tabellen beziehen.
Fakt ist, dass bis 1997 Studien gezeigt haben, dass ca. 25 Prozent aller getesteten Tabellen ernsthafte Fehler aufwiesen, was die Ergebnisse um mindestens fünf Prozent beeinflusste.
Da seit 1997 mit gewissenhafteren Testmethoden gearbeitet wird, ist der Anteil von fragwürdigen Tabellen auf 91 Prozent gestiegen. Man beachte, dass das nicht heißt, dass wir alle Probleme finden. Es bedeutet nur, dass die Chance, eine Tabelle zu finden, die zumindest eine Fehlerquote von fünf Prozent aufweist, fast eine Sicherheit ist, falls sie nicht getestet wurde. Werfen Sie doch einen Blick auf Professor Raymond Panko’s Arbeit unter der angegebenen Webadresse. Dort finden Sie mehr Einzelheiten.
Die Sheetomathematik
Die Untersuchungen haben auch ergeben, dass die Nutzer von Tabellen ein hohes Maß an Vertrauen in die Richtigkeit ihrer Tabellen hatten, auch wenn sie fehlerhaft waren. Von jetzt an werde ich Tabellenkalkulation als Sheetomath bezeichnen, zu Ehren des großen verstorbenen Douglas Adams. Achten Sie auf die Sprechweise!
Programmierer werden von diesen Erkenntnissen nicht überrascht sein. Der mentale Prozess, ein Finanzmodell aufzustellen mittels einer Tabelle, ist ähnlich dem mentalen Prozess, ein anderes abstraktes Model aufzubauen, das in ein Computersystem integriert werden soll. Was in der seltsamen Welt von Sheetomath zu fehlen scheint, ist eine Art Qualitätskontrolle, die jede Firma z.B. von ihrer IT-Abteilung fordern würde.
Gehen wir nun zu den Zahlen vom Anfang zurück. Eine Firma behauptet, dass sie durch IT 65 Millionen einsparen kann. Selbst wenn die Firma mit der gehörigen Sorgfalt im Finanzbereich arbeitet, beliefe sich der Fehler in der Tabellenkalkulation wahrscheinlich auf +/- 3 bis 4 Millionen.
In der Praxis liegt der Fehler wahrscheinlich viel höher. Die Kosten für einen Wechsel eines gigantischen IT-Systems abzuschätzen ist noch nicht einmal Sheetomath, es ist Bistromath oder noch schlimmer: Footballmath. Und Footballmath hat mit normaler Arithmetik sowieso nicht die geringste Ähnlichkeit.