Fehlerhafte KondensatorenSpontaner Mainboard-Tod
Elkos können den PC abstürzen lassen
Fehlerhafte Kondensatoren
Schimpfen Sie immer auf Windows, wenn der Rechner abstürzt? Das ist vielleicht ein Irrtum. Die Ursache könnten vielmehr fehlerhafte Kondensatoren auf dem Mainboard sein. In den Jahren zwischen 1999 und 2003 wurden viele Boards namhafter Hersteller mit solchen Kondensatoren (Elkos) verkauft. Der Absturz des PCs ist dabei noch harmlos: Die Elkos können auch zum kompletten Ausfall führen. Dann sind in der Regel ausgelaufene oder sogar explodierte Kondensatoren auf dem Board zu sehen. Inzwischen werden die anfälligen Elkos nicht mehr verbaut. Aber in PCs, die beispielsweise 2003 gekauft wurden, könnten sich durchaus noch solche Elkos finden. Elektrolyt-Kondensatoren sind Bestandteil der Mainboard-Spannungsregelung.
Der Hintergrund der Elko-Panne ist nach Informationen des Fachmagazins IEEE Spektrum ein Fall von Industriespionage: Demnach hatte ein Angestellter eines japanischen Elektrolyt-Herstellers die Elektrolyt-Formel an die taiwanische Konkurrenz verkauft, die damit eine Reihe von Kondensatorfabrikanten belieferte. Die Formel war jedoch unvollständig: Durch fehlende Additive bildet sich in den Elkos Wasserstoff, der sie platzen lässt.
Fehlerhafte Elkos identifizieren
Indizien dafür, dass Elkos auf einem Mainboard nicht mehr richtig funktionieren, sind häufige Abstürze oder der Umstand, dass der PC erst nach wiederholtem Einschalten startet. Auch eine schwankende Spannung der CPU-Stromversorgung kann ein Indiz sein. Zu erkennen ist diese mit Diagnose-Tools, die viele Mainboard-Hersteller mitliefern. Defekte Elkos sind an den aufgewölbten Deckeln zu erkennen.
In den USA macht das Thema derzeit Furore, schließlich sind Platinen aus dem Jahr 2003 noch weit verbreitet. Abit hat sich nach einer Sammelklage entschlossen, Boards mit den fehlerhaften Bauteilen auch nach Ablauf der Garantie zu reparieren. PC Professionell hat bei deutschen Mainboard-Herstellern nachgefragt, wie sie mit fehlerhaften Elkos umgehen. Asus, Aopen und Fujitsu Siemens verwenden nach eigenen Angaben keine Bauteile der betroffenen Lieferanten. Die europäische Abit-Niederlassung dagegen ist weniger kulant als die in den USA. Kunden, die auf Reparatur oder Austausch hoffen (technical@abit.nl), erhalten lediglich neue Elkos; für die Montage müssen sie selbst sorgen. PCpro empfiehlt, dies einem Fachmann zu überlassen.
Laut Ralf Reichertz von der Verbraucherzentrale Thüringen ist Abits Praxis rechtlich in Ordnung. »Ein Rechtsanspruch besteht nach Ablauf der Gewährleistung nicht«, so Reichertz gegenüber PC Professionell. Bessere Chancen haben Kunden unter Umständen, wenn sie sich nicht an Abit, sondern an den Händler wenden. Gigabyte repariert Mainboards kostenfrei, ebenso MSI. Die Abwicklung erfolgt über den Händler, bei dem das Board oder der PC gekauft wurde.
Kondensatoren haben eine Mindest-Lebensdauer von etwa 3,7 Jahren im Dauerbetrieb unter normalen Temperaturbedingungen. Eine um 20 Grad Celsius höhere Betriebstemperatur etwa durch ein schlecht belüftetes Gehäuse lässt Elkos rapider altern: Ihre Lebensdauer reduziert sich bei 85 Grad Temperatur auf ein Viertel.