Russland will Internet-Nutzer neu registrieren – neue Kontrollsucht?

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Die Masse der russischen Bevölkerung hat ohnehin keinen Zugang zum Internet – und die wenigen Nutzer, die ihn haben, werden gegängelt. Die Regierung versucht massiv, das Internet unter Kontrolle zu bekommen, fast schon so wie im Iran oder in China. Die Soziologin Katy Teubener vom Institut für Soziologie der Universität Münster berichtet heue: “Aktuell wird wieder einmal darüber diskutiert, alle Internetnutzer zu registrieren. Aber im Grunde hat die Regierung bereits einen sehr effektiven Weg gefunden, um den Zugang zu kontrollieren: Sie hat die Deutungshoheit über das Internet”

Als Beispiel nennt sie den Moskauer Oberbürgermeister Juri Luschkow der das Internet vorwiegend mit negativen Metaphern belege: Drogen, Gewalt, Menschenhandel, Kinderprostitution, weltweiter Terrorismus würden nach seinen Worten das WWW heutzutage ausmachen. “Da die meisten Menschen das Internet nicht aus eigener Anschauung kennen, gibt es aufgrund dieser Darstellung große Ängste in der Bevölkerung”, berichtet Teubener.

Die Zensur findet quasi in den Köpfen statt: Weil die meisten Russen das Internet nicht kennen, assoziieren es Viele mit einer “Müllhalde”. In den Großstädten haben unter den wenigen Prozent der Internet nutzenden Bevölkerung immerhin Weblogs eine ungeheure Popularität. Kritik ist darin nicht so gerne gesehen, doch ein liberales Urheberrecht erlaubt es, Zeitschriftenartikel 1:1 ins Netz zu stellen. Dahinter stehe offensichtlich die Idee eines offenen Zugangs zu Informationen nicht nur für eine kaufkräftige Elite, meint die Soziologin. Eine klare Linie in der russischen Internet-Politik gibt es aber offenbar nicht. Wohl deshalb gibt es nun gemeinsam mit anderen Universitäten das “Project Russian Cyberspace“, das die seltsame Beziehung der Russen zum internationalen Netz ausleuchtet. (mk)

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