Praxis: Medienserver
Der eigene TV-Sender
Modulationsbasierendes Video-Entertainment-System
Praxis: Medienserver
Der PC als Multimedia-Zentrale, der Videos auf den Fernseher und Musik auf die Stereoanlage schickt eine schöne Vision, die sich bislang nur unbefriedigend umsetzen ließ.
Zwar gibt es Media-Adapter, die über eine Netzwerkverbindung diese Aufgabe erfüllen, sie haben jedoch entscheidende Nachteile: Sie unterstützen nicht alle Formate und erfordern eine Abspieleinheit am Fernseher das ist nicht jedermanns Sache.
Einen völlig neuen Ansatz verfolgt das modulationsbasierende Video-Entertainment-System, kurz Modves: Netzwerkverbindung und Abspieleinheit sind hier nicht notwendig. Stattdessen werden die Inhalte über einen TV-Kanal auf den Fernseher gebracht. Als Transportweg wird das in jedem Haushalt vorhandene Antennennetz genutzt.
Basis ist ein Rechner, der als Medienserver dient. Ein absolutes Novum der Modves-Lösung: Der Medienserver kann bequem von jedem Raum aus bedient werden diesen Komfort bietet kein Media-Adapter-System. So lassen sich über den neuen TV-Kanal nämlich nicht nur Videos, Musik und Bilder wiedergeben, der Benutzer kann auch Anwendungen vom Multimediaserver aufrufen. Ist dieser zum Beispiel mit dem Internet verbunden, kann er gemütlich über den Fernseher im Internet surfen oder E-Mails lesen.
Der Traum vom grenzenlosen Multimedia-Vergnügen scheint damit greifbar nah. PC Professionell hat diese Alternative zu den herkömmlichen Media-Adapter-Lösungen umfassend getestet. Das dazu verwendete Referenzsystem besteht aus geprüften und sorgsam aufeinander abgestimmten Komponenten, die für einen stabilen Testlauf sorgen. Bei Geräten anderer Hersteller können unter Umständen Stabilitäts- oder Kompatibilitätsprobleme auftreten. In seinem Forum auf www.modves.de gibt der Autor aber konkrete Tipps und Hilfen bei Problemen.
Bequem und bedienbar
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Filme, Bilder und Musik lassen sich nur richtig genießen, wenn das System bequem und flexibel zu bedienen ist. Um dies zu gewährleisten, wird im Referenzsystem als Bedienoberfläche das Programm TVcentral von Buhl Data (50 Euro) eingesetzt. Mit der Software lassen sich nicht nur Filme, Musik oder Bilder wiedergeben, sondern auch Sendungen per Direktaufnahme mitschneiden, über die Timeshift-Funktion zeitversetzt wiedergeben und per elektronischem Programmführer (EPG) planen.
Standardmäßig unterstützt der elektronische Programmplaner acht Sender. Das Abonnement für die restlichen EPG-Daten kostet 30 Euro im Jahr. Das Feature Pack 1 bietet hierzu für analoge TV-Karten eine kostenfreie Alternative in Form der Nextview-EPG-Funktion einem integrierten Datenabruf der EPG-Informationen über das Sendersignal von RTL 2. Darüber hinaus ist mit dem Director’s-Cut-Feature innerhalb der Club-Edition von Tvcentral eine Funktion zum Entfernen von Werbeblöcken integriert.
Investition in die Zukunft
Praxis: Medienserver
Neben den Kosten für eine leistungsfähige Software müssen für ein Modves-System weitere Investitionen in Kauf genommen werden. Denn zusätzlich zur TV-Karte für den Multimediaserver-PC ist noch ein TV-Modulator für zirka 160 Euro nötig. Darüber hinaus müssen einige Veränderungen am heimischen Kabelnetz vorgenommen werden.
Wenn Sie über die notwendigen Kenntnisse verfügen, können Sie den Anschluss selbst installieren, ansonsten sollte dies ein Fachmann erledigen. Der Einsatz des TV-Experten für die Installationen dürfte bei etwa 200 bis 300 Euro liegen. Konkrete Angaben liefert jedoch nur ein Kostenvoranschlag, der die vorhandene Kabelanlage und den damit verbundenen Installationsaufwand berücksichtigt.
Sobald das Netz angepasst ist, steht dem eigenen TV-Sender nichts mehr im Weg. Das Signal des neuen TV-Kanals setzt sich aus dem duplizierten PC-Monitorbild und dem Stereo-Audiosignal des Multimediaservers zusammen. Die Umwandlung der Audio- und Videosignale übernimmt der TV-Modulator. Nachdem das Ausgangssignal des Modulators ins Antennennetz eingespeist wurde, lässt sich der neue TV-Kanal per Sendersuchlauf an jedem Fernsehgerät einstellen. Bestehende TV-Programme bleiben hiervon völlig unberührt.
TV-Modulator konfigurieren
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Als Kernkomponente des Modves-Konzepts kommt dem TV-Modulator besondere Bedeutung zu. Für das Referenzsystem wurde der leistungsfähige Moduline Twin von CGV ausgewählt.
Neben zwei Scarteingängen auf der Rückseite bietet das Gerät zudem die Möglichkeit, zwei TV-Kanäle gleichzeitig zu erzeugen. Dadurch erhöht sich der Funktionsspielraum des Modves-Systems. Für die Modulation stehen die UHF-Kanäle 21 bis 69 zur Auswahl. Damit ist genügend Spielraum vorhanden, um im Antennennetz freie Kanäle zu finden.
Die Signale lassen sich sehr einfach in den TV-Modulator einspeisen. Im Referenzsystem wird hierzu das Universal-PC-TV-Verbindungskabel von Hama verwendet. An einem Ende des Kabels befindet sich ein Scartstecker, das andere Kabelende teilt sich in einen S-Video- und einen 3,5-Millimeter- Stereo-Klinkenstecker auf. Der S-Videostecker wird in die S-Video-Ausgangsbuchse der Grafikkarte, das 3,5-mm-Stereo-Klinkenkabel in die Line-out-Buchse der Soundkarte gesteckt. Anschließend wird der Scartstecker des Verbindungskabels mit dem ersten Eingang (Input 1) des TV-Modulators verbunden.
Wichtig hierbei: Die Scarteingänge des TV-Modulators können keine S-Video-Signale verarbeiten. Ist eine S-Videoquelle angeschlossen, bleibt das Bild schwarzweiß. Um dieses Problem zu beseitigen, wird der Umschalter am Scartstecker auf die Position Convert-On verschoben.
Nur noch wenige Schritte
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Zur Konfiguration des TV-Modulators befinden sich an der Vorderseite des Geräts vier Taster und eine LED-Anzeige. Um den TV-Kanal für den ersten Modulationseingang einzurichten, wird der erste Taster gedrückt gehalten. Anschließend lässt sich der Kanal über die Plus- und Minustaster einstellen. Der Test zeigt, dass das beste Ergebnis mit Kanal 21 erzielt wird. Wird ein höherer Modulationskanal gewählt, fällt die Dämpfung größer aus. Dies führt zu einem geringeren Ausgangspegel und somit zwangsweise zu niedrigerer Bildqualität.
Für einen ersten Test den Computer einschalten und den Modulator über den Antennenausgang mit dem Antenneneingang des Fernsehers verbinden. Danach wird der TV-Modus der Grafikkarte aktiviert. Hat die Grafikkarte mehr als einen Videoausgang, ist der S-Videoausgang einzuschalten. Für ein optimales Ergebnis sollte die Grafikkarte maximal mit 1024 x 768 Pixeln und einer Farbtiefe von 32 Bit arbeiten. Anschließend den Sendersuchlauf des Fernsehers starten und den neuen Kanal auf einem Programmplatz ablegen. Bleibt beim Video-Playback das TV-Bild schwarz, sind die Grafikkartenvorgaben für das primäre Overlay-Display im Kartentreiber zu ändern. Als primäres Overlay-Display ist dabei nicht der Monitor, sondern das TV-Gerät einzustellen.
Modulierte TV-Kanäle einspeisen
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Die Installation des TV-Modulators ist von der Verteilstruktur des Antennennetzes abhängig. Meist liegt eine baumförmige oder sternförmige Verteilung vor. Die baumförmige Verteilstruktur findet sich häufig in älteren Wohnhäusern. Das Antennensignal wird hier vom Breitbandkabel-Übergangspunkt (B
K) aus an alle Antennensteckdosen verteilt. In einem Mehrfamilienhaus wird die erste Antennendose zum Einschleifen des Signals benutzt werden. Am Ende ist das Signal über einen Kanalfilter wieder zu entfernen. Ansonsten können die Nachbarn die modulierten TV-Kanäle empfangen.
Um das Signal des TV-Modulators einzuspeisen, wird der Kabelstrang kurz nach dem Breitbandkabel-Übergabepunkt aufgetrennt. Anschließend werden das aufgetrennte Signal des BK-Übergangspunktes und das Signal des Modulators zusammengeführt. In professionellen Referenz-Installationen wird hierzu eine Einspeisweiche wie die BKE 101 von Preisner verwendet. Das aufgetrennte BK-Signal des Übergangspunktes und der UHF-Eingang mit dem Signal des Modulators werden mit den Eingängen der Einspeisweiche verbunden. Der Ausgang der Weiche speist die beiden Signale in das Antennenkabel der Wohnung ein.
Basteln für Schüsselbesitzer
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Sternförmige Antennennetze gibt es vorrangig in Hausinstallationen mit einer digitalen Satellitenempfangsanlage. Die Verteilung der Signale übernimmt ein Multiswitch. Neben Eingängen für den Anschluss der digitalen Empfangseinheiten (LNBs) sowie Teilnehmerausgängen zu den Antennendosen haben einige Geräte zusätzlich einen terrestrischen Eingang für analoge Antennensignale. An diesen wird das Antennenausgangssignal des Modulators eingespeist.
Egal ob Baum- oder Sternaufbau: Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, sollte bei beiden Antennenstrukturen die Länge der Audio- und Videoverbindung vom PC zum TV-Modulator fünf Meter nicht überschreiten. Muss das Kabel länger sein, wirkt ein Zwischenverstärker einem qualitätsmindernden Pegelverlust entgegen.
Zusätzlichen TV-Kanal einspeisen
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Der zweite Kanal des TV-Modulators kann zum Anschluss zusätzlicher Geräte verwendet werden. Je nach Bedarf lassen sich analoge Endgeräte wie zum Beispiel ein Videorekorder oder ein DVD-Player einspeisen. Zur Auswahl des zweiten Kanals wird an der Vorderseite des Modulators der zweite Taster gedrückt gehalten und über die Plus- und Minus-Taster der Kanal eingestellt. Damit sich die beiden modulierten TV-Kanäle gegenseitig nicht stören, ist ein Abstand von einem Kanal einzuhalten. Belegt der erste Kanal den UHF-Kanal 21, ist für den zweiten TV-Kanal also der UHF-Kanal 23 zu wählen.
IR-Rückkanalsteuerung aufbauen
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Da eine normale Infrarot-Fernbedienung (IR) keine größere Entfernung überbrücken kann und nicht durch Wände hindurch funktioniert, wird für die Steuerung des Multimediaservers ein andere Lösung benötigt. Im Referenzsystem wird das Infrarot-Übertragungsset Powermid XL von Marmitek verwendet (35 Euro). Das Set aus IR-Sender und -Empfänger überbrückt rund 30 Meter. Der IR-Sender wird in dem Raum aufgestellt, in dem Sie den Mediaserver steuern wollen in der Regel das Wohnzimmer.
Der IR-Empfänger wird vor den Mediaserver gestellt beziehungsweise vor dessen Infrarotempfänger. Wird nun im Wohnzimmer eine Taste auf der Fernbedienung betätigt, wird das Signal vom Powermid-XL-Empfänger erfasst, in ein Funksignal umgewandelt und an den Powermid-XL-Sender geschickt. Dieser wandelt das Signal zurück in ein Infrarot-Signal, welches dann an den IR-Empfänger des PCs gesendet wird. Falls der Abstand zwischen dem Powermid XL und dem PC zu groß ist, kann die Strecke mit dem IR-Emitterkabel RX-570 überbrückt werden.
Der optimale Modves-PC
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Prinzipiell eignet sich jedes herkömmliche PC-System als Medienserver für Modves. Soll der Rechner aber parallel zu seiner Tätigkeit als Server noch als Arbeitsplatz-PC genutzt werden, darf die Hardware nicht zu schwach sein. Ein AMD Athlon 64 3500 FX oder eine 3-GHz-Intel-CPU sowie 1 GByte Arbeitsspeicher sollten es mindestens sein. Sonst bringen die gleichzeitig anfallenden Aufgaben wie zum Beispiel das Abspielen und die Aufnahme von TV-Sendungen sowie ein Virenscan oder die Client-Software für einen Netzwerkplayer die Maschine sehr schnell an ihr Limit.
Ein bisschen mehr darf es auch bei den Festplatten sein. Am besten ist es, mehrere Platten für die verschiedenen Aufgaben einzubauen. So empfiehlt es sich, eine eigenständige Hard-Disk für das Betriebssystem zu verwenden und dieser zwei im Raid-0-Verbund (Stripe-Set) laufende Platten zur Seite zu stellen. Das Raid-System ist flott genug, um Videostreams in Echtzeit zu speichern und wiederzugeben. Da Videos sehr viel Speicherplatz beanspruchen, sollten die Raid-Platten möglichst groß sein. Zweimal 250 GByte sind sicherlich kein Fehler, will man die aufgezeichneten Filme nicht ständig löschen.
Einzige Voraussetzungen für die Grafikkarte: Sie muss eine Unterstützung des TV-Modus über eine S-Videoausgangsbuchse bieten und mit den Treibern des TV-Karten-Herstellers sowie über die Multimediaoberfläche ein einwandfreies Overlaybild liefern. Die Betriebssystemwahl kann frei erfolgen. Der vorgestellte Rechner arbeitet unter Windows XP Professional mit SP 2.
Optionale Komponenten
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Wer mehrere analoge Endgeräte an dem zusätzlichen TV-Kanal betreiben möchte, greift am besten auf ein analoges Videomischpult zurück. Diese sind bei eBay inzwischen günstig zu bekommen: Das empfehlenswerte Hama AV Processor 128 ging zum Beispiel für 50 Euro über die virtuelle Ladentheke. Das Gerät wird über den Scartausgang mit dem Scarteingang (Input 2) des Modulators verbunden.
An das Mischpult lassen sich insgesamt vier analoge Endgeräte anschließen. Über einen Taster kann bequem zwischen ihnen umgeschaltet werden. Ein weiterer Vorteil: Der eingebaute Videoprozessor optimiert das Signal. Die notwendigen Korrektureinstellungen lassen sich einfach über Drehregler für Farbe, Kontrast, Helligkeit, Luminanz, Schärfe und Bildrauschen vornehmen.
Zwei Programme mit einem PC
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Mehr Komfort in der Programmauswahl bietet die Einbindung eines Netzwerkplayers in das Modves-Konzept. Dadurch können über die beiden modulierten TV-Kanäle zwei verschiedene Filme gleichzeitig in einer Wohnung wiedergegeben werden. Zur Integration des Players in das Modves-Konzept wird das Gerät über die analogen Ausgangsbuchsen mit dem zweiten Scarteingang des TV-Modulators oder dem Mischpult verbunden. Anschließend wird der Player in das Netzwerk eingebunden und die Client-Software auf dem Multimediaserver installiert. So lassen sich die Funktionen des Netzwerkplayers über den Fernseher nutzen, ohne dass er direkt am TV-Gerät angeschlossen werden muss.
Achtung Aufnahme!
Praxis: Medienserver
Wer den eigenen TV-Kanal aufnehmen möchte, braucht eine zweite TV-Karte. Bewährt hat sich hier die Hauppauge WinTV-PVR 150 mit einem integrierten MPEG-2-Encoder-Chip. Dieser Chip entlastet den PC während der Aufnahme und verarbeitet hohe MPEG-2-Datenraten. Die Aufnahme des zusätzlich modulierten TV-Kanals erfolgt bei Bedarf über die mitgelieferte TV-Software des Herstellers.
Der Entwickler von Modves bietet auf www.modves.de Unterstützung bei Problemen. Im Forum finden Sie Erfahrungsberichte und Verbesserungsvorschläge.