Push to Talk im Praxiseinsatz
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Push-to-Talk

Push to Talk im Praxiseinsatz

Gerade 15 Minuten befinden sich die drei Nokia-Handys von T-Mobile in der Redaktion, schon tönt es aus dem Büro von AVDC-Redakteur Hans Klumbies: »Hoffentlich setzt sich das nicht durch!«
Einen Arbeitstag später sind auch die übrigen Kollegen zumindest leicht genervt. Der Grund dafür heißt Push-to-Talk; eine Funktion, die entsprechende Mobiltelefone zu Handfunkgeräten wandelt. Was für die Mitmenschen eine Qual bedeuten kann, ist für die Benutzer nicht nur eine äußerst spaßige, sondern vor allem praktische Angelegenheit.
Push to Talk (PTT) ermöglicht es, mehrere Personen auf einmal mit einem Rundruf zu erreichen. Dazu gibt es im Menü des Mobiltelefons eine Gruppenverwaltung, die optisch der Kontaktliste eines Instant Messengers gleicht. Auf einen Blick ist zu sehen, bei welcher der eingetragenen Handynummern die PTT-Funktion aktiviert ist.

PTT-Taste

Push to Talk im Praxiseinsatz

Nach dem Einladen von Freunden und Bekannten, der Gruppe beizutreten, und der entsprechenden Konfiguration der Mitgliederliste reicht künftig ein Druck auf die PTT-Taste, um eine Sprachnachricht an alle aktiven Gruppenteilnehmer zu senden. CB-Funker versetzt es dabei zurück in eine frühere Kommunikationsepoche. Denn der Knopf zum Senden befindet sich zumindest beim Nokia 5140 oben rechts; wie bei den alten Handgurken.

Sprechen nur bei gedrückter Taste
Er muss während der gesamten Sprechdauer gedrückt bleiben, und wenn einer der Empfänger gerade kein Netz hat, bleibt er uninformiert: Die Nachricht ist verloren. Eingehende Sprachdaten quäken direkt, ohne Vorwarnung und in voller Lautstärke, aus den Handys. Wie zur guten alten Zeit, als die Handfunkgeräte noch acht Akkus pro Stunde und eine 50-Zentimeter-Antenne brauchten. Beim Feuerwehreinsatz ist das sicherlich sinnvoll, in der S-Bahn reagiert aber nicht jeder Mitmensch positiv, wenn die Gattin dem ganzen Wagen mitteilt: »Die Lasagne ist gleich fertig!«.

Tarife

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Die Übertragung der Sprachdaten erfolgt über die Datenverbindung GPRS. Kosten für den Datentransport fallen weder für den Empfang noch für das Absenden der Sprachpakete an. T-Mobile berechnet noch bis Ende Juli nichts für PTT, ab dann wird ein humaner Tarif fällig:

Ein Euro pro Tag
Das Absenden der ersten Nachricht soll 1 Euro kosten, den restlichen Tag ist die Übermittlung kostenlos. Heavy User können sich gleich für eine Monatspauschale in Höhe von 18 Euro entscheiden. Weitere Kosten für den Transport ins T-Mobile-Netz fallen nicht an. Wer im Ausland »pusht«, zahlt 4 Euro für hundert Nachrichten, der Empfang ist gratis. Der wahre Renner ist PTT übrigens wo auch sonst in den USA. Dort quäkt es allerorten aus kleinen Lautsprechern, und jeder in der Umgebung bekommt das Gespräch mit. Bereits 16,8 Millionen Amerikaner nutzen diesen Kommunikationsweg, bis 2009 sollen es laut den Marktforschern von In-Stat doppelt so viel sein. Der Großteil der neuen Kunden soll übrigens nicht mehr die Schulbank drücken:

Nicht marktreif

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Vor allem Businesskunden sorgen der Studie zufolge künftig für Umsatz. Die möglichen Kosteneinsparungen sind ein entscheidendes Argument: »Aus unserer Sicht ist Push to Talk interessant, weil hier Telefon und Funkgerät in einem Gerät kombiniert sind. Ein großer Vorteil in unserem Logistikbetrieb war auch, dass sich die Mitarbeiter im Hochregallager störungsfrei verständigen konnten. Das war vorher, mit normalen Funkgeräten, aufgrund der Stahlkonstruktion nicht möglich«, so Thomas Heese-Forth, Geschäftsführer der DL Dammer-Logistik GmbH nach einem Test mit T-Mobile.
Die anderen deutschen Netzbetreiber bieten Push to Talk over Cellular (PoC) derzeit noch nicht, geben dafür aber zumindest gute Gründe an: »Push to Talk ist aus heutiger Sicht noch kein fertiges Produkt«, so Jörg-Carsten Müller, Pressesprecher von E-Plus. Ganz änhlich sieht auch Christine Knoepffler von O2 die Sachlage: »Wir halten PTT so, wie es jetzt ist, nicht für massenmarkttauglich. Die Mobilfunknetz-Interoparabilität fehlt.« Vodafone befindet sich zwar in Gesprächen mit Handyherstellern, beobachtet derzeit aber nur den Markt.

Start Ende 2005

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Tatsächlich funktioniert das Funken wunderbar. Mit den drei baugleichen Nokia-Handys und innerhalb des T-Mobile-Netzes. Mangels Standards klappt der Datentausch derzeit nicht oder nicht sicher mit Geräten anderer Hersteller, und auch die Übertragung der Sprachpakete zu Kunden anderer Mobilfunkanbieter ist noch nicht genormt. »Frühestens Ende 2005 ist ein Standard fix«, sagt Christiane Knoepffler. »Bis dahin macht es für O2 keinen Sinn, eine proprietäre Lösung einzusetzen«. Immerhin lässt sich auch noch nicht sagen, wie der typische Deutsche mit diesem neuen Medium umgehen wird: Ist es in Cafés und Bars künftig lauter, oder melden PTT-Teilnehmer ihre Handys vorher ab?
Definitiv ist es in der Redaktion jetzt wieder leiser: Die drei Nokias sind auf dem Rückweg zu T-Mobile. Hans freuts.

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