Warum OpenSource für Qualität sorgtVerderben viele Köche den Brei? – Keineswegs!

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Die Weisheit der Masse

Warum OpenSource für Qualität sorgt

Ich habe diese Woche ein ausgezeichnetes Buch mit dem Titel “The Wisdom of Crowds: Why the Many are Smarter than the Few” von James Surowiecki gelesen. Der Grund, warum ich es kommentieren möchte, ist, dass sein Inhalt etwas sehr Wichtiges beiträgt zur Debatte um das Thema Proprietäre Software kontra Open Source.

Mir ist es nicht ganz leicht gefallen, vollständig zu verstehen, wie es ein paar Enthusiasten gelingen konnte, aus einer als reichlich chaotisch angesehenen Software die wohl zuverlässigste komplexe Anwendung der Entwicklungsgeschichte, den Linux-Kernel, zu entwickeln – neben einigen anderen vergleichbar hochkarätigen Anwendungen wie etwa Apache.

Man kann hier freilich ein paar offensichtliche Zusammenhänge finden, zum Beispiel die “Many Eyeballs”-Theorie – viele Augen sehen mehr als eines -, die von Eric Raymond ausführlich in seinem überzeugenden Essay “The Cathedral and the Bazaar” beschrieben wurde und die wir auch als “large-scale code inspections” kennen.

Daneben gibt es ein paar weniger offensichtliche Gründe für den Erfolg, etwa den ungewöhnlich hohen Standard bei der Produktpflege – einer Pflege, die verbessert, ohne die Funktionalität zu verändern. Doch wenn ich Surowieckis Buch bis jetzt richtig verstanden habe, haben wir es hier noch mit einem anderen Phänomen zu tun.

Massentheorie: Gespenstische Gleichungen

Warum OpenSource für Qualität sorgt

Surowieckis Buch basiert schlicht und einfach auf ein paar Gleichungen, die Kommunikationstechnikern schon seit Jahren bekannt sind. Lassen Sie mich das etwas anschaulich machen. Stellen Sie sich einmal vor, 1000 Leute horchen nach einem fernen Geräusch, das so leise ist, dass einige nicht in der Lage sind, es überhaupt wahrzunehmen. Alles, was sie tun müssen, ist “ja” zu sagen, wenn sie es hören, und “nein”, wenn sie es nicht hören. Das Erstaunliche daran: Wenn man die Ja- und Nein-Stimmen auswertet, lässt sich die Lautstärke des Tons daraus recht genau ableiten.

Surowiecki konkretisiert die Theorie an verschiedenen Beispielen, von denen einige ehrlich gesagt etwas gespenstisch anmuten, wenn sie auch einen Mathematiker vermutlich wenig überraschen. Er berichtet von einem Wissenschaftler aus dem 19. Jahrhundert namens Francis Galton, der einen Jahrmarkt besuchte, auf dem die Menge aufgefordert wurde, das Gewicht eines Ochsen zu schätzen. Als er den Durchschnitt der Schätzungen errechnete, lag dieser nur um ein Pfund daneben. Das ist kein Zufall.

Verschwundene U-Boote und gefundene OpenSource-Lösungen

Warum OpenSource für Qualität sorgt

Noch überzeugender ist die Geschichte, wie das amerikanische U-Boot Scorpion gefunden wurde, das 1968 verschwand. Die Ratschläge einzelner Experten blieben erfolglos, das U-Boot konnte nicht gefunden werden, da das Gebiet zu riesig war. Doch der Marineoffizier John Craven ging daran, viele Expertenhinweise zu kombinieren, und wandte dabei das so genannte Bayes-Theorem an. Die daraus errechnete Position deckte sich mit keinem der einzelnen Expertenhinweise, doch das gesuchte U-Boot lag nur 200 Meter davon entfernt.

Der Grund, warum Leute aus einer beliebigen Menge, die an derselben Aufgabe arbeiten, dieses scheinbar überraschende Ergebnis zustande bringen, ist, dass sie alle etwas Vorwissen mitbringen und jeder für sich auf eine bestimmte Weise effektiv ist. Laut Surowieckis Theorie ist ein Forum dann erfolgreich, wenn die konstante Zufuhr neuer Ideen gewährleistet ist und diese Ideen von einer Menge Leute ständig entweder unterstützt (Ja-Stimmen) oder nicht unterstützt (Nein-Stimmen) werden.

Die Unabhängigkeit der anonymen Menge – Qualität ist hier Gesetz
Das entspricht exakt dem Entwicklungsprozess einer Open-Source-Software. Gute Alternativen werden mit untrüglicher Sicherheit herausgefiltert mit Hilfe des Wissens und der Unabhängigkeit einer anonymen Menge. Qualitativ hochwerte Open-Source-Produkte sind also keine Überraschung, sie sind Gesetz.

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