Will Microsoft den Berliner Senat bestechen?
Alle 141 Abgeordneten des Berliner Senats sind am 18. August zu einem “Parlamentarischen Abend” im Festsaal des Berliner Landesparlaments eingeladen. Offiziell wird es als Vorstellung der “Microsoft Initiativen für Bildung und Innovation” beim Land Berlin deklariert, inoffiziell handelt es sich OpenOffice zufolge ganz klar um eine Lobbyveranstaltung; bei dieser würde es um Updates für die rund 65 000 Desktops in den Berliner Landes- und Bezirksverwaltungen gehen, die zum Großteil noch unter Windows 2000 mit MS Office 97 laufen.
Ganz offiziell ist der Ex-Senator und Ex-Abgeordnete der CDU, Wolfgang Branoner, auch Chef-Lobbyist bei Microsoft. Titel: “Director Public Sector”. Der Festsaal kostet knapp 4000 Euro; Vermietet ist er durch die Verwaltung des Abgeordnetenhauses und ihren Chef Walter Momper, Ex-Bürgermeister von Berlin. Der hat kein Problem mit der Veranstaltung, denn es habe schon andere “Parlamentarische Abende” gegeben, etwa von einem Verband der Optikbranche und einem Forschungsverbund.
Thomas Keup von OpenOffice.org in Berlin findet das nicht lustig, denn “das Land Berlin würde allein die Umstellung auf aktuelle Versionen mehrere Millionen Euro kosten. Dazu kommen millionenschwere Kosten für neue, erforderliche PCs sowie Wartungsverträge und Folgekosten für die Makro-Umstellung auf die neuen Office-Versionen.”. Als Sprecher für OpenSource spricht er natürlich von der “Krake Microsoft” und wesentlich preisgünstigeren lizenzkostenfreien Alternativen, wie sie schon München, Wien und Zürich entschieden haben. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und sein IT-Stratege Karl-Heinz Löper wollten das Land wohl absichtlich ausplündern, zitiert de.internet.com den OpenOffice-Vertreter.
Microsoft selbst aber beteuert, wirklich nur den Zwischenstand einer Kooperation mit dem Land zu präsentieren; in dem Projekt, das es seit März 2004 gibt, geht es um Sprach-Software für Kindertagesstätten, um Existenzgründer und um E-Government. Jede Partei denkt sich, was ihr am ehesten passt – die Berliner Grünen zum Beispiel finden das Timing nicht gerade sensibel. (mk)