Einblick ins Philips-Forschungslabor
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Forschen ohne kommerziellen Druck

Einblick ins Philips-Forschungslabor

Elektronikriese Philips ist nicht nur als Fußball-WM-Sponsor allgegenwärtig. Die Niederländer forschen auch in derart vielen Bereichen, dass ihre Erfindungen und Patente von elektrischen Zahnbürsten bis hin zum Kernspintomographen reichen.

Bei einer Tour durch das europäische Forschungszentrum hatte PC Professionell die Chance, Techniken und Produkte von morgen und übermorgen hautnah zu erleben. Eines wurde bei all den gezeigten Forschungsprojekten immer wieder betont: Die Wissenschaftler forschen und arbeiten ohne kommerziellen Druck. Einerseits sind solche Arbeitsbedingungen natürlich beneidenswert. Aus Sicht des technikverliebten Konsumenten und Journalisten allerdings auch frustrierend, denn bei keiner der technischen Neuerungen ist klar, wann sie in den Handel kommt oder was sie dann kosten wird.

Und noch etwas ist allen in der Entwicklung befindlichen Neuheiten gemeinsam: Vernetzung steht über allem anderen. Keiner der Zukunftsträume steht für sich selbst. Meist ist das Internet als Informationslieferant im Spiel. Obendrein geht es nicht ohne ein klassisches Hausnetzwerk mit Ethernetkabeln, ein Mobilfunknetz oder zumindest einen simplen USB-Anschluss.

Einfach nur spiegeln war gestern

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So wäre der »Interaktive Spiegel« ohne einen Internet-Anschluss nur eine nette Mischung aus Spiegel und TFT-Display. Teile des Spiegels zeigen auf Wunsch zum Beispiel Webseiten, TV-Bilder oder geben das Bild von Webcams wieder. Die Cams stehen aber keineswegs irgendwo auf der Welt, sondern sind über und hinter dem Spiegel montiert und können so den vor dem Spiegel stehenden Menschen beispielsweise von hinten zeigen so muss dieser sich nicht mehr den Hals verrenken, wenn er sich kämmt oder die Kleidung kontrollieren will.

Durch die Spiegel-Menüs wird per Fingerdruck auf den Bildrahmen neben dem Icon oder Menüpunkt navigiert. Wirklich faszinierend ist die zweite Steuerungsart: Der Finger schwebt einige Millimeter über dem Glas und »klickt« so berührungslos auf Icons oder zoomt durch Aufziehen eines Rechtecks in Ausschnitte aus dem Kamerabild: Vergrößerungsspiegel einmal anders.

Seine volle Leistung entfaltet der intelligente Spiegel aber erst, wenn er Online-Informationen mit einbezieht. Dann streamt der Spiegel nämlich die aktuellen Fernsehnachrichten oder er gibt Tipps zur Kleiderwahl auf Basis des Wetterberichts aus dem Netz. Oder er warnt vor Verkehrsstaus und nötigt den gerade gemütlich Zähneputzenden zur Eile.

Verständnisvoller Hausgeist

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Ganz andere Arten von Hilfestellungen leistet »Dimi«. Dimi ähnelt eher einer modernen Tischleuchte als dem Hirn des vernetzen Hauses. Und dennoch versteht Dimi englische Sprachkommandos und erkennt dank eingebauter Kamera Menschen anhand ihres Gesichts. So kann das Helferlein den jeweils vor ihm stehenden Anwender mit den neuesten E-Mails oder Sprachnachrichten versorgen, die zuletzt gehörte CD vom MP3-Server wiedergeben oder aber die persönlichen Bilder aus dem letzten Urlaub anzeigen.

Um auch den Regeln der Höflichkeit zu genügen, setzt Dimi die Kommandos nicht nur einfach um. Vielmehr neigt sich der obere Teil nach vorn und hinten, um ein Nicken anzudeuten. Außerdem ändern die Leuchtsegmente ihre Farbe, je nach Ergebnis der Anfrage oder des Kommandos. Da sich die oberen beiden Segmente um die eigene Achse drehen können, folgt Dimi dem Menschen mit seinem »Blick« durch den Raum und behält ihn so immer im Bild.

Verkaufen wird Philips den bunten Mitbewohner allerdings nur an andere Firmen, die ihn dann wiederum ihren Kunden anbieten sollen. Denn ohne exakte Anpassung an die jeweiligen örtlichen und familiären Gegebenheiten ist Dimi hilflos da nützt auch die schönste Farbgebung nichts.

Schluss mit lahmen LCD-TVs

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Im Heim der Zukunft steht natürlich ein großformatiger LCD-TV. Da diese Geräte aber im Moment mit schnellen Kameraschwenks oder Action-Szenen ihre liebe Mühe haben und unabhängig von der Reaktionszeit zu hässlichem Ruckeln neigen, hat Philips sich dieses Problems angenommen.

Der Trick ist eine intelligente Hintergrundbeleuchtung, Dynamic Scanning Backlight genannt. Jede der insgesamt acht Lampen hinter dem Display leuchten nur dann, wenn sie auch an der Bildanzeige beteiligt sind. Da Bilder immer Zeile für Zeile von oben nach unten aufgebaut werden, rolliert das Leuchten ebenfalls blitzschnell von oben nach unten. Dadurch werden die Kanten von sich bewegenden Objekten auf dem großformatigen LC-Schirm schärfer.
Außerdem reduziert das gezielte Abschalten der Lampen die Bewegungsunschärfe, da immer nur der Teil eines dargestellten Objekts ausgeleuchtet wird, der gerade sichtbar ist. Die Bildpunkte um die unmittelbar an der Bewegungsdarstellung beteiligten Pixel bleiben dunkel und verwirren das menschliche Auge nicht.

Gleichzeitig erhöht diese Technik auch den Kontrast in Nachtszenen: Die Teile des Bildes, die zum Beispiel dunklen Himmel anzeigen, werden durch einen Bildprozessor erkannt. Dieser weist die Hintergrundbeleuchtung an, die entsprechenden Bildteile nicht auszuleuchten. Das Ergebnis: ein zehnmal höheres Kontrastverhältnis.

Das Schöne an dieser Technik: Sie steht bereits vor der Tür. Bereits zur IFA im September sollen erste LCD-Fernseher mit intelligenter Hintergrundbeleuchtung »Aptura« genannt in den Handel kommen.

Vom Heim ins Auto

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Neben ihrem Zuhause gibt es für die meisten Menschen einen zweiten Ort, an dem sie einen Großteil ihrer Zeit verbringen: das Auto. Um auch das Fahrer- beziehungsweise Beifahrerleben so angenehm wie möglich zu gestalten, arbeiten die Philips-Ingenieure an einem sogenannten Dual-View-Display.

Dieser 9 Zoll große Schirm soll eines Tages die Mittelkonsole im Auto zieren und je nach Blickwinkel unterschiedliche Bildschirminhalte anzeigen: So sieht der Fahrer wichtige Informationen wie die Karten des Navigationssystems oder die Infos des Bordcomputers. Der neben ihm sitzende Beifahrer erblickt aus seiner Sitzposition hingegen etwas gänzlich anderes zum Beispiel einen Spielfilm vom DVD-Player. So hat die Langeweile keine Chance.

Für mobilen Einsatz ganz anderer Art sind die Bildverbesserungstechniken Mobile Pixel Plus und Mobile Natural Motion gedacht. Sie sollen die Bildqualität von Videos verbessern, die nur mit geringer Bandbreite zum Beispiel per UMTS auf ein Handy gestreamt werden können. Natural Motion erhöht die Bildrate mit cleveren Algorithmen, die die fehlenden Bilder durch Interpolation errechnen. So wird aus dem ruckelnden 10-Frames-pro-Sekunde-Video ein flüssig ablaufendes Filmchen mit 30 Frames pro Sekunde. Mobile Pixel Plus macht das Gleiche mit der Auflösung: Aus einem 200 x 100 Pixel-Video wird so ein Film mit halber VGA-Auflösung und das ohne hässliche Artefakte.

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