Mobile Computing: Wirkungen auf Psyche und Markt
E-Mail Entzugserscheinungen? Übereifrige Mitarbeiter klammern sich in den Ferien an die Arbeit

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Urlaub mit Kopfzerbrechen

Mobile Computing: Wirkungen auf Psyche und Markt

Als sich die Massen aufmachten, um während der Sommerferien in sonnigere Breiten zu entfliehen, wurde den Zurückgebliebenen vorige Woche denn doch etwas Trost zuteil. Nach neuesten Forschungsergebnissen des Telecom-Service Providers Sterry Communications werden fast drei Viertel der Mitarbeiter ihren Urlaub damit verbringen, sich Kopfzerbrechen über die Arbeit zu machen und 40 Prozent behaupten, dass ihnen der Urlaub durch diese Sorgen regelrecht verdorben wird.

Die Probleme, die in den Hirnen der Urlauber herumgeistern, reichen vom Misstrauen in die Kollegen, weil sie die Arbeit nicht fertig stellen könnten, bis zu der Sorge, dass der Chef herausfinden könnte, dass einige Arbeiten unerledigt geblieben sind, was nicht hätte sein dürfen. Als Folge ihrer ständigen Grübelei werden mehr als vier Fünftel der Urlauber irgendwelche Aktionen starten, die in irgendeiner Weise etwas mit Arbeit zu tun haben und mehr als ein Drittel gibt zu, dass sie ihre Firmen-E-Mail-Konten überprüfen, während sie unterwegs sind.

Sterrys Interpretation dieser Situation ist von Mitleid für die armen Opfer ihrer Arbeit geprägt, die nicht in der Lage sind, sich auch nur fünf Minuten zu entspannen, wenn sie dem Büro den Rücken gekehrt haben und den Drang in sich verspüren, während der Ferien arbeiten zu müssen. Aber einige – insbesondere diejenigen, die Angst haben, wegen nicht abgeschlossener Arbeiten erwischt zu werden – sind selber schuld an ihrer Misere.

Abhängigkeit von Firmen-Mails verringern

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Viele Leute haben als Methode, diese Ängste zu verringern, vorgeschlagen, dass längere Ferien vielleicht Abhilfe schaffen könnten. Und fast ein Fünftel meinte, dass die Möglichkeit, die Firmen-Mails lesen zu können, es ihnen leichter machen würde, während des Urlaubs zu entspannen.

Dieser letzte Punkt kommt mir dann doch etwas seltsam vor. Viele Menschen geben zu, dass sie sich während des Urlaubs Gedanken um die Arbeit machen – erschließt man ihnen nun den Zugang zu den Mails, so wird es für sie noch schwerer werden, sich zu entspannen. Und diejenigen, die sich am meisten Sorgen darüber machen, was im Büro passiert – oder schief läuft – sind die Mitarbeiter, die aller Wahrscheinlichkeit darunter leiden werden, dass die E-Mails für die Arbeit nur ein paar Klicks entfernt auf ihrem Mobiltelefon oder PDA oder Laptop sind, und sie werden sich schuldig fühlen, wenn sie nicht alle paar Stunden reinschauen.

Als Ausweg aus dieser Situation rät Sterry den Firmen, Methoden zu entwickeln, die den Mitarbeitern ein angemessenes Maß an Zugang ermöglichen, wenn sie sich während ihrer Abwesenheit ins Büro einklinken wollen – wobei aber auch die Notwendigkeit der “Work-Life-Balance” berücksichtigt werden sollte.

Aber die Verbreitung von solchem neuen Schnickschnack bedeutet, dass es wesentlich schwieriger wird, die so dringlich angestrebte Balance zwischen Arbeit und Leben zu erreichen. Die neuesten Zahlen vom Forschungsunternehmen Analysis deuten darauf hin, dass es in Großbritannien jetzt schon mehr Mobiltelefone als Menschen gibt; in Italien ist das schon länger der Fall, und Deutschland bewegt sich darauf zu.

Zusammenwachsen sorgt für Änderungen der Produktplanung

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Im Lichte derartiger Entwicklungen gehen viele IT-Anbieter vernünftigerweise davon ab, die Märkte von Unternehmen und Verbrauchern als getrennte Zielgruppen anzuvisieren. Die Verbraucher kaufen solche Geräte wie PDAs, die sie dann teilweise auch für die Arbeit verwenden und die Angestellten ziehen in zunehmendem Maße Vorteile aus der firmeneigenen IT-Ausrüstung, wie zum Beispiel Laptops, die sie dann für persönliche Zwecke außerhalb des Büros verwenden.

In ähnlicher Weise sind Technologien, die von Verbrauchern populär gemacht wurden, von Unternehmen übernommen worden. Ein erstklassiges Beispiel dafür sind die Weblogs, die heutzutage zumindest in den USA und Frankreich für viele Unternehmen zu einem Hauptinstrument geworden sind, um ihre Gedanken und Ideen (insgeheim also Marketingstrategien, das darf man nur nicht laut sagen) sowohl innerhalb als auch außerhalb publik zu machen.

Digitales Heim und Fernarbeit machen die Trennung von Arbeit und Privatleben schwierig
Die Vision des digitalen Heims der Zukunft, wo eine Kiste allein als PC, Unterhaltungssystem und Kommunikationsmanager – neben anderen Funktionen – dient, wird es noch schwieriger machen, vollständig der Arbeit zu entfliehen. Vieles dieser Entwicklungen wird man auf der IFA in Berlin besichtigen können.

Die Zunahme an Heimarbeit hat ebenfalls so ihre Auswirkungen. Viele Menschen beenden ihre Arbeit nicht mehr jeden Tag zu einem festgesetzten Zeitpunkt, nachdem sie dieses Privileg gegen die Bequemlichkeit eines Büros im eigenen Heim eingetauscht haben.

Statt weiterhin nach der perfekten “Work-Life-Balance” zu suchen, sollten Angestellte und Arbeitgeber die Notwendigkeit für eben noch flexiblere Methoden der Arbeitsgestaltung akzeptieren – denn die Fortschritte in der Technologie bedeuten, dass die Grenzlinien zwischen Arbeit und Spiel nur noch verwaschener werden.

Diskussion!

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Arbeit und Privatleben wachsen zunehmend zusammen – Ein Alptraum für Gewerkschafter. Die zunehmenden technischen Möglichkeiten verändern das Leben.

Welche Chancen können Unternehmer und Angestellte aus den neuen mobilen Arbeitswelten ziehen, ohne psychologische “Nebenwirkungen” zu erzeugen – und vor Allem: wie sollen sie das machen?

Schreiben Sie Ihre Vorschläge in die Kommentarfunktion unseres Weblogs IT Frontal – in dem wir eine große Diskussion über die Zukunft des digitalen Arbeitens starten. Klicken Sie hier!

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