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Anything goes im Internet-Universum. Im Web finden sich derzeit über 5000 deutschsprachige Podcasts. Die Themenvielfalt ist fast so groß wie die Anzahl der Angebote. Thomas Wanhoff (http://wissenschaft.wanhoff.de) möchte seinen Hörern die »Wunderbare Welt der Wissenschaft« näher bringen, referiert über Themen wie Buschfleisch, Gewichtsreduktion oder Tuberkulose und erklärt, »warum es innerhalb von 30 Jahren in Kalifornien kracht«. Norman Osthus hingegen (www.normcast.de) beackert das weite Feld der Musik und informiert seine Hörer über »die akustische Umsetzung von biologischen Gasen«, erzählt etwas »über den schluckaktiven Schleissheimer Doppelwachholder« und verrät, »wie Dieter Nuhr zu Gütersloh steht«. Daneben finden sich aber auch gesprochene Horoskope, Sprachkurse, Hörspiele, Regionalnachrichten und und und. Nichts scheint uninteressant genug, um nicht als Hörenswert zu taugen.
Der heimliche Star der deutschen Szene ist Annik Rubens mitsamt ihrem »Schlaflos in München« (www.annikrubens.de). Vegetarier, Angst und Regenschirm lauten ihre Themen. Sie kennen Annik Rubens nicht? Dann gehören Sie zu der immer kleiner werdenden Gruppe von Internet-Nutzern, die noch nicht dem Hype erlegen sind.

Bild: ARD-Korrespondent Reinhard Baumgartner im Interview mit einem Bettler in Kairo. Was den Mann beschäftig, ist auf der für den Grimme-Online-Award nominierten Webseite www.weltweit24maerz.de zu finden.

Definition

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Doch was ist das überhaupt? Podcast, zusammengesetzt aus »Pod« von iPod und »Cast« von Broadcasting, nennt sich der neueste Trend im Web. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um nichts anderes als um MP3-Dateien, die kostenlos zu haben sind. Der Großteil dieser Stücke besteht aus Redebeiträgen, wie sie aus dem Radio bekannt sind. Der Unterschied zum Webradio: Podcasts sind nicht für Streaming, also das direkte Live-Abspielen im Browser, konzipiert. Vielmehr lädt eine spezielle Software die Audiodateien aus dem Netz. Dann stehen MP3-Dateien bereit, die wie gewohnt mit einer Playersoftware am Computer oder mit einem portablen Endgerät zu hören sind. Auch wenn es die Bezeichnung vermuten ließe: Ein iPod ist keineswegs Pflicht. Handys, Organizer und portable Musikplayer anderer Hersteller sind ebenso zum Abspielen geeignet, sofern sie das Dateiformat MP3 unterstützen.

Entstehung

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Erfunden hat das Prinzip Dave Winner. Den Durchbruch verdankt diese Form der Unterhaltung allerdings dem ehemaligen MTV-VJ Adam Curry. Die Zusammenarbeit der beiden Tüftler schlug sich im Programm iPodder 2.0 (http://ipodder.sourceforge.net) nieder, der weltweit ersten Software zum Empfang von Podcasts. Solche Programme, die die Szene auch als Podcatcher bezeichnet, stellen das Bindeglied zwischen dem Anbieter und dem Podder (dem Hörer) dar.

Podcasts im Abo
Das wichtigste Merkmal der Podcatcher ist, dass sich Podcasts abonnieren lassen. Anstatt also jeden Tag die bevorzugten Homepages abzuklappern, ist das Programm so eingerichtet, dass es automatisch im Internet nach neuen Folgen beliebter Lieferanten sucht und die Dateien auf den Rechner lädt.
Die etablierten Medien, allen voran die kommerziellen Radiosender, haben dieses Thema bisher nur in Spurenelementmengen für sich entdeckt. Zwar stellen inzwischen auch einige regionale Radiosender, beispielsweise M94,5 (www.afk.de) und Radio-Z 95,8 (www.radio-z.net), Ausschnitte des täglichen Programms auch als Podcasts zur Verfügung; die großen Radioanstalten sucht man hingegen vergeblich.

Positive Ausnahme ist SWR2
Der Baden-Badener Sender stellt zwar bislang auch nicht alle Redebeiträge online, präsentierte aber bereits mehrmals Sondersendungen zum Thema. Das erste Experiment startete unter dem Motto »Weltweit Der 24. März 2005« (www.weltweit24maerz.de). Menschen von überall auf dem Globus hatten die Möglichkeit, etwas von sich zu erzählen, von ihrem Leben und ihren Träumen. Das Projekt und die zugehörige Webseite sind inzwischen für den Grimme-Online-Award nominiert. Auf SWR2 geht es am 22. Juli weiter.
Abgesehen davon sieht es aber weiterhin mau aus. Nicht viel besser machen sich die Printmedien. Lediglich die Tageszeitungen Die Zeit und das Handelsblatt sind auch auf diesem Gebiet aktiv.

7 Mio Nutzer

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Die zunehmende Beliebtheit von Podcasts belegt eine aktuelle Studie von Pew Internet & American Life Project. Einer Umfrage vom April 2005 zufolge sind inzwischen rund 22 Millionen US-Amerikaner im Besitz eines MP3-Players. Ein Drittel davon gibt an, bereits solche Hörschnäppchen aus dem Web geladen zu haben. Das entspricht immerhin rund sechs Millionen Erwachsenen. Nicht berücksichtigt sind dabei allerdings Nutzer, die Podcasts aus dem Internet laden und anschließend am Computer wiedergeben oder auf ein Handy überspielen. Somit dürfte die tatsächliche Anzahl der Personen, die bereits dem Hype erlegen sind, wesentlich höher sein. Allerdings ist die Akzeptanz bei den großen US-Medienunternehmen wesentlich größer als in Deutschland. Während sich deutsche Medien zurückhaltend geben, verbreiten ABC News und NBC Nachrichten auch als Podcasts.

Wenig beachtet
In Deutschland dagegen hält sich die Beliebtheit noch in engen Grenzen. Zwar haben bereits zahlreiche Medien, darunter etwa die Süddeutsche Zeitung und das Wochenmagazin Focus, das Thema aufs Tapet gebracht. Dennoch steht das das Thema ganz klar im Schatten von Weblogs. Podcasts, die mehrere hundert regelmäßige Zuhörer haben, gelten bereits als hitverdächtige Angebote.
Zukünftig könnte sich dies jedoch ändern. Der Grund: Immer mehr Lieferanten setzen auf die Trumpfkarte Musik. Anstatt ihre Hörer mit (oftmals) belanglosen Themen zu langweilen, stellen Soundcaster ihre eigenen Mixes zur Verfügung. Illegal ist das Ganze nicht, weil die Hobby-DJs meist lizenzfreie, unter der Creative-Commons-Lizenz veröffentlichte Stücke verwenden. Die beste Anlaufstelle ist Garageband.com, ein Portal, auf dem es über 100 000 lizenzfreie Musikstücke kostenlos gibt.
Unerwartete Schützenhilfe erhält die weltweite Fangemeinde neuerdings von Apple-Chef Steve Jobs. Der visionäre Vater des iPod teilte auf der vom Wall Street Journal abgehaltenen Messe »D3: All the things Digital« mit, dass demnächst Apple iTunes 4.9 um eine Podcasting-Funktion erweitert werde.

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