Videoschnittsoftware im Test
Vom Rohmaterial zur DVD
Gute Hardware
Videoschnittsoftware im Test
Die beste Ausstattung hilft nichts, wenn die Zeit zum Bearbeiten fehlt. Die Macher des Open-Source-Films »Route 66« benötigten knappe drei Monate, um alle Bilder mit dem richtigen Sound zum endgültigen Film zu arrangieren. Den größten Teil machte dabei allerdings der Qualitätsanspruch bei der 5.1-Abmischung des Sounds aus. Hier war die Software, obwohl es sich dabei mit AVID um ein professionelles Tool handelte, bei 20 000 Bildelementen (Effekte, Blendungen und Schnitte) und bis zu 30 Tonspuren immer wieder an ihrer Grenze angelangt und stürzte ab.
Viel Hauptspeicher
Etwas weniger aufwendige Eigenproduktionen mit effektvollen Schnitten und coolem Sound zu versehen geht dann doch etwas schneller. Ein leistungsfähiger PC der 3-GHz-Klasse, eine dicke Festplatte, eine Hobby-Schnittsoftware und etwas Grundwissen müssen aber sein. Damit es flott voran geht, braucht der Rechner auch eine ganze Menge Hauptspeicher. 1 GByte ist das Mindeste, sonst muss das Betriebssystem Teile des Speichers immer wieder zeitraubend auf die Festplatte auslagern.
Wer keine Zeit hat, bemüht einen Assistenten. Dieser arrangiert Videos, setzt interessante Schnitte und fügt den passenden Sound hinzu. Einfach den digitalen Helfer starten, Videoschnippsel auswählen und zurücklehnen den Rest erledigt der Computer.
Bild: An Spitzentagen liefert das Hauptstadtstudio der ARD in Berlin bis zu 22 Beiträge für die Tagesschau-Ausgaben und Tagesthemensowie Nachtmagazin- Sendungen nach Hamburg. Dabei bleiben von knapp 53 Stunden Rohmaterial lediglich 44 Minuten Film übrig. Und das 365 Mal im Jahr!
TV-Aufzeichnungen
Videoschnittsoftware im Test
Neben Urlaubsvideos oder den ersten Schritten des Sprösslings wandern heute meist Sendungen per TV-Karte auf den Rechner. Dank elektronischer Programmzeitschrift (EPG) startet die Aufnahme zum richtigen Zeitpunkt automatisch. Das Aufgenommene lässt sich jederzeit wieder abspielen. Sollen die Filme allerdings archiviert werden, lohnt es sich, sie nachzubearbeiten.
Videoschnitt spart Platz
Fliegen Werbung, Trailer und doppelte Szenen raus, spart das Speicherplatz. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Filmvergnügen später nicht ständig unterbrochen wird. Für das richtige Kinofeeling muss auch noch das Senderlogo weichen. Und nicht nur Werbeblöcke und Logos sind ruckzuck zu entfernen. Ganze TV-Serien wandern mit Menü auf DVD. Filme aufzeichnen ist die Grundlage für die Videobearbeitung. Die meisten Videoprogramme zeichnen direkt von der Fernsehkarte oder via Firewire vom Camcorder auf. Bei digitalen Cards ist allerdings eine spezielle Software nötig, die in der Packung mit dabei ist. Das Gleiche gilt für analoge TV-Erweiterungen, bei denen die MPEG-Kodierung ein eigener Prozessor erledigt.
Die Auflösung
Videoschnittsoftware im Test
Auf dem Weg von der Fernsehkarte zum Videobearbeitungsprogramm lauern Fallen. Oft spielt die Kartensoftware die MPEG-Datei zwar ab, doch das Videobearbeitungsprogramm liest die Datei nicht. Ursache hierfür ist unsauberer MPEG-Code. Der Fehler liegt oft im Header: Ist hier eine andere Bitrate angegeben, als die Datei eigentlich hat, streiken viele Programme. Die Lösung ist PVA Strumento, ein Tool zum Bereinigen des MPEG-Codes. Zum Herunterladen gibt es dieses Freewareprogramm unter www.offeryn.de.
Auch AVI-Dateien haben ihre Tücken. Da AVI ein Containerformat ist, verrät die Datei nicht auf den ersten Blick, wie sie komprimiert ist. Lässt sich eine AVI-Datei nicht öffnen, fehlt meist der richtige Codec.
Bei der Aufzeichnung von analogem Material spielt zusätzlich die Auflösung eine wichtige Rolle. Ist sie höher eingestellt als die Auflösung der Quelle, interpoliert die Software zusätzliche Bildpunkte. Das führt zu unschönen Effekten.
Nero Vision Express 3
Nero Vision Express 3 ist Bestandteil der Brenn-Suite Nero 6 Reloaded. Es liest viele Formate ein, ist allerdings heikel mit unsauberem Code, etwa MPEG Aufzeichnungen von der Videokarte. Fertige Filme brennt Nero Vision Express 3 auf VCD, SVCD oder DVD. An Dateiformaten stehen lediglich MPEG 1 und 2 sowie AVI und DV zur Wahl.
Die Testergebnisse der Schnittsoftware im Überblick.
Der Schnitt
Videoschnittsoftware im Test
Schneiden oder in einzelne Szenen zerlegen ist der erste Schritt. Die meisten Videoschnittprogramme haben dafür eine automatische Szenenerkennung, die die grobe Arbeit erledigt. Die Software sucht dabei nach großen Veränderungen im Bild, etwa einem neuen Hintergrund, und setzt an dieser Stelle eine Markierung. Je abwechslungsreicher der Film ist, desto genauer funktioniert die Automatik. Da der Computer nur selten perfekt arbeitet, lohnt es sich trotzdem, die automatisch erzeugten Szenen von Hand zu sichten. Sitzen die Schnitte nicht an der richtigen Stelle, geht es am schnellsten, nochmals an der korrekten Position zu schneiden und den neu entstandenen Schnipsel mit der richtigen Szene zu verbinden.
Einige Videoprogramme erkennen Werbeblöcke automatisch und teilen den Film dann an den entsprechenden Stellen. Allerdings ist auch diese Technik nicht unfehlbar, und es bleiben häufig Trailer und Eigenwerbung des Senders erhalten. Auch die vor und nach der Werbung stehenden doppelten Filmszenen können nicht automatisch entfernt werden. Da hilft nur Nacharbeiten.
Pinnacle Studio Version 9
Das Programm liest nur wenige Videoformate. Dafür kommt es mit fast allen digitalen Camcordern zurecht und ist zu Micro MV kompatibel. Ein weiterer Vorteil ist die große Bandbreite an Ausgabeformaten. Real-Media-Dateien und Windows-Media-Videos (WMV) unterstützt die Software ohne weiteres Plug-in.
Die Schnittpunkte
Videoschnittsoftware im Test
Das letzte Bild vor der Werbepause ist für den Übergang ein schlechter Ansatzpunkt. Meist ist es fast unmöglich, genau dieses Bild im Abschnitt nach der Werbung wieder zu finden. Einfacher ist es, eine plötzliche Veränderung im Bild als Anhaltspunkt zu verwenden. Das kann zum Beispiel ein ins Bild fliegender Ball sein oder eine plötzlich auftauchende Person. Auch Dialoge sind für Schnitte schlecht geeignet. Meist entsteht durch den Schnitt nämlich ein Bruch, der im Gespräch auffallen würde.
Mit dem Storyboard- oder Timeline-Modus bieten die Programme zwei Ansichten. Im Storybord-Modus steht für jede Szene ein gleich großes Kästchen. Das ist ideal, um einen Überblick über das Material zu bekommen. Für Feinarbeiten eignet sich dagegen der Timeline-Modus besser. Hier ist das Kästchen um so breiter, je länger eine Szene ist. Zusätzlich zeigt das Programm meist mehrere Spuren. Normalerweise enthält die oberste Zeile die Filmsequenzen. Darunter befinden sich Zeilen für Tonabschnitte, Titel und Effekte. Das macht einen fertig arrangierten Film übersichtlicher.
Ulead Videostudio 9
Filme von einer Kamera überspielen und bereits aufgezeichnete Filme schneiden sind die Spezialität von Videostudio 9. Die Grundfunktionen sind schnell zu überblicken, und die Bedienung ist nach Gewöhnung einfach. Das Programm unterstützt aber nicht alle Formate.
Die Feinheiten
Videoschnittsoftware im Test
Das von den Sendern eingeblendete Logo in einer der oberen Ecken stört einfach. Daher bieten ei
nige »PC-Filmstudios« eine mehr oder weniger raffinierte Funktion zum Entfernen. Bei der einfachen Variante verdeckt ein schwarzes Kästchen das Logo. Wo dieses Kästchen platziert ist und wie groß es ausfällt, bestimmen Schieber am Bildrand. Bei der eleganteren Lösung wird das Logo ersetzt, indem der Computer die fehlenden Pixel neu errechnet. Dabei nimmt er als Grundlage den umliegenden Hintergrund. Als Ergebnis bleibt meist ein leicht unscharfer Fleck an der betreffenden Stelle.
Filter, Effekte und Übergänge können mit dem Camcorder aufgenommene Videos verbessern. Oft haben sie einen Farbstich, sind zu dunkel oder gar verwackelt. Entsprechende Filter peppen einzelne Szenen oder gleich den ganzen Film auf.
Übergänge
Stehen die Szenen in der richtigen Reihenfolge? Dann geht es weiter mit Übergängen. Um harte Schnitte zu vermeiden, gibt es vom einfachen Wischen bis hin zu komplizierten 3D-Effekten die verschiedensten Varianten. Die Länge des jeweiligen Effekts bestimmt, wie viel der daran angrenzenden Szenen verloren geht. Um die Übergänge einzubauen, eignet sich die Storyboard-Ansicht am besten. Der Effekt ist einfach zwischen zwei einzelne Szenen zu ziehen. Ein Rechtsklick mit der Maus zeigt die möglichen Optionen und erlaubt das Feintuning.
Magix Video deluxe 2005
Die Optik ist gewöhnungsbedürftig, und die Handhabung der in vielen Reitern und Ordnern verteilten Funktionen erfordert Übung. Dafür ist die Software vielseitig einsetzbar, liest und schreibt alle wichtigen Formate. DivX und MPEG 4 erfordern allerdings zusätzliche Codecs.
Die Testergebnisse der Schnittsoftware im Überblick.
Die Effekte
Videoschnittsoftware im Test
Effekte verändern und verfremden das Videomaterial. So verwandelt sich eine einfache Aufnahme zum Beispiel in einen alten Stummfilm inklusive künstlich erzeugter Kratzer und Fehler. Wer keine Lust hat, die Effekte selber in seinen Film einzubauen, findet bei fast allen Videoprogrammen geeignete Assistenten, die nach Vorgabe aus Vorlagen, Effekten und Videomaterial dann einen Film nach Wunsch zusammenstellen.
Video sichern
Sind alle Schnitte gesetzt, gehts ans Speichern. Die meisten Programme bieten dazu drei unterschiedliche Möglichkeiten: Brennen auf CD/DVD, als Videodatei auf Festplatte oder bei Camcorder mit DV-Eingang direkt auf Band. Für die Ausgabe als Videodatei arbeiten die meisten Programme neben MPEG 1 und 2 noch mit weiteren, Platz sparenden Formaten wie zum Beispiel dem im Internet weit verbreiteten DivX.
Wichtig: Die meisten Programme speichern die Änderungen nicht in der ursprünglichen Filmdatei. Stattdessen legen sie ein File an, das nur Infos über alle Änderungen enthält. Erst beim Exportieren schreibt die Software die Änderungen ins Video. Daher ist es ratsam, das Projekt zwischendrin immer wieder zu sichern, sonst ist bei einem Programmabsturz soll ja gelegentlich mal vorkommen die ganze Arbeit umsonst.
Das Speicher-Formate
Videoschnittsoftware im Test
Die meistverwendeten Formate für Videofilme sind MPEG 1 und MPEG 2 und kommen beispielsweise bei einer CD oder DVD, die in einem DVD-Player abspielbar ist, zum Einsatz. MPEG 1 ist für eine einfache Video-CD nötig. Das Video hat dabei eine Auflösung von 352 x 288 Pixeln und eine feste Datenrate von 1150 Kilobit pro Sekunde. Die Audiodatenrate beträgt 224 kBit/s. Damit passen etwa 60 Minuten Video auf eine CD. Die Qualität lässt dabei aber zu wünschen übrig, weshalb dieses Format nur dann empfehlenswert ist, wenn das Ausgangsmaterial nicht viel mehr hergibt, weil es etwa von einem VHS-Band stammt.
Super-Video-CD
Die Weiterentwicklung dieses Formats ist die Super-Video-CD. Sie setzt im Gegensatz zur VCD auf den neueren Standard MPEG 2. Zusätzlich bietet sie eine Auflösung von 480 x 576 Pixeln. Die Datenrate für die Videospur steigt auf 2600 kBit/s. Die Audiodatenrate ist variabel und liegt zwischen 38 und 384 kBit/s. In diesem Format passen etwa 30 Minuten Film auf eine 700-MByte-CD. Die Qualität ist deutlich besser als bei der VCD. Weiterer Vorteil ist die Kompatibilität der SVCD. Sie ist in fast jedem DVD-Player und mit den meisten Softwareplayern auf dem Computer abspielbar. Probleme gibt es bei diesem Format lediglich mit Apple Macintosh die SVCD lässt sich nicht mit dem systemeigenen Standardplayer abspielen. In Mac OS X ist daher ein zusätzlicher Player wie der VLC media player (www.videolan.org) nötig.
MPEG2 für DVD
Wirklich gute Qualität liefert nur die DVD. Hierfür kommt ebenfalls der MPEG-2-Codec zum Einsatz. Die Auflösung liegt dabei allerdings bei 720 x 576 Pixeln und einer variablen Datenrate. Daher ist eine genaue Laufzeitangabe schwierig. 120 Minuten sind aber ein guter Richtwert.
Die neuere Variante MPEG 4 ist eine Weiterentwicklung des MPEG-2-Standards und speziell für sehr niedrige Datenraten entwickelt. Allerdings hat sich MPEG 4 noch nicht so durchgesetzt wie MPEG 1 und 2 und wird daher von den meisten Programmen, wenn überhaupt, nur nach der Installation eines zusätzlichen Codecs unterstützt.
Die Testergebnisse der Schnittsoftware im Überblick.