Der Tanz um offene Software
Schwierige Schritte beim Open-Source-Mambo
Wie wird die Entwicklung gesteuert?
Der Tanz um offene Software
Open-Source-Software ist ein wunderbares Konzept. Die gesamte Community kann eine Anwendung übernehmen und erweitern. Die Zukunft dieser Anwendung wird von Interesse und Engagement der Entwickler bestimmt, ob es sich dabei nun um große Organisationen handelt oder um engagierte Einzelpersonen. Wenn es nicht genügend Interesse gibt, verliert das Projekt an Schwung und wird von anderen überholt.
Von Zeit zu zeit tauchen allerdings Fragen zur Richtung und Steuerung der Roadmap für ein Projekt auf. Meist sind sich alle bei den Antworten einig. Manchmal aber auch nicht, und dann kommt es zu einer Gabelung in der Entwicklung. Das führt unvermeidlich zu einer Divergenz der Interessen und vergeblichen Mühen. Nach einiger Zeit könnten sich die einzelnen Verzweigungen zu völlig unterschiedlichen Anwendungen entwickeln; ist das aber nicht der Fall, verrent man sich in Streitigkeiten nach dem Muster ?meins ist besser als deins?.
Ich verwende in meiner Firma zwei Open-Source-Anwendungen. Die eine heißt Asterisk und ist eine VoIP-PABX-Anwendung, die ursprünglich in den USA von Digium entwickelt wurde. Bei der anderen handelt es sich um eine Content-Management-System-(CMS)-Anwendung namens Mambo, die ursprünglich in Australien von Miro entwickelt wurde. Digium nutzt Asterisk, um seine Hardware zu promoten, während Miro ein Software- und Service-Anbieter ist. Das ist der Unterschied zwischen den beiden Firmen.
Spaltung wegen finanzieller Interessen
Der Tanz um offene Software
Je mehr Asterisk sich im Telefonie-Markt durchsetzt, desto wahrscheinlicher ist es, dass Digium seine Hardware verkauft. Es gibt dagegen wenig Anreize für den Großteil der Kunden, Miro für Dienstleistungen zu bezahlen, da Mambo nicht nur ausgesprochen funktional, sondern auch leicht zu warten ist.
Bedauerlicherweise hat sich bei der Weiterentwicklung von Mambo eine typische Weggabelung gezeigt. Miro hatte die Mambo Foundation gegründet, die die Aufgabe hatte, die Roadmap für Mambo zu kontrollieren. Das war an und für sich keine schlechte Idee. Das Problem war jedoch, dass eine Reihe von Entwicklern sich gegen die Zusammensetzung der Stiftung ausgesprochen hat. Das war nicht überraschend, wenn man sich die Kriterien für das oberste Level der Mitgliedschaft anschaut die strategischen Mitglieder.
Wer strategisches Mitglied mit einem echten Mitspracherecht bei der Zukunft des Projektes werden wollte, musste eine Mitgliedsgebühr von 50 000 australischen Dollar (ca. 30 000 Euro) im Jahr bezahlen und sich dazu verpflichten, dem Projekt vier Vollzeit-Entwickler zur Verfügung zu stellen. Diese Regelung schloss viele engagierte Entwickler aus, die diese Kriterien eindeutig nicht erfüllen können.
Das Resultat war eine Spaltung: Eine Entwicklergruppe hat ein neues CMS unter dem Namen Joomla herausgebracht und als Download zur Verfügung gestellt (wir berichteten).
OpenSource nicht immer vorteilhaft
Der Tanz um offene Software
Diese Entwicklung illustriert das Problem, das profitorientierte Unterstützung für ein Open-Source-Projekt mit sich bringt.
Jeder will eine Kompensation für seine Investitionen, sei es die Befriedigung, dass ein Job ordentlich erledigt wurde und dass Programmierkompetenz anerkannt wird, sei es – im Falle eines Unternehmens – ein konkreter Vorteil, der die aufgelaufenen Kosten rechtfertigt.
Die Unterstützung für ein erfolgreiches Open-Source-Projket kann seine Vorteile haben in Form von Öffentlichkeitswirksamkeit und bewiesener Markt-Expertise, was aber schwer zu messen ist. Das unmittelbare Maß aber ist eine belegbare Verbesserung durch das Endresultat.