HDTV-Flachbildfernseher im Test
Fernsehen wird komplizierter

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Test begins

HDTV-Flachbildfernseher im Test

Man hält sich mit gut 15 Jahren Berufserfahrung bei Computerzeitschriften ja für einen relativ kompetenten Tester. Man kennt seine Pappenheimer und glaubt, so ein paar LCD-Fernseher könnten kein großes Problem sein. Man will ja modern und up to date wirken und nimmt sich deshalb nur Displays zur Brust, die auch HDTV-Signale darstellen können. Und dann das! Was als ganz normaler Test begann (Laborwerte ermitteln, Ausstattungsmerkmale festhalten, Fernseher mit verschiedenen Filmen und Testbildern in persönlichen Augenschein nehmen) und nach gewohntem Protokoll ablaufen sollte, endet in völliger Enttäuschung.

Bild: Szene aus dem Film »Batman begins« auf einem ACER AT3201W – der Größte im Test schlägt sich vergleichsweise gut.

Bewertung: Voll der Fernseher: Acers AT3201W ist als TV-Gerät recht gut und bringt starken Sound, patzt aber bei der PC-Darstellung.

Tipp: Wer sich nicht zwischen den Bildschirmgrößen entscheiden kann, beachtet die folgende Faustregel: Der Abstand zum Fernseher sollte mindestens das Fünffache der Bildschirmdiagonale betragen, sonst drohen Sehbeschwerden und Schwindelgefühle. Bei einem 30-Zöller wären das fast vier Meter zum Gerät. Wer weniger Platz im Wohnzimmer hat, für den tuts auch ein kleineres Modell.

Bezeichnungen

HDTV-Flachbildfernseher im Test

Die einfachste Aufgabe kommt als Erstes: technische Daten erfassen. Da hätten wir schon stutzig werden sollen. Denn wie um Himmels Willen kommt es, dass jeder Anbieter von Flachbildfernsehern sein eigenes Süppchen kocht, um Bilder wirklichkeitsnah auf die Mattscheibe zu bringen? Von »Digital Natural Image engine« und »3D Motion Adaptive Deinterlacing« über »S-IPS-Technologie« und »X-black LCD-Technik« bis »Digital Progressive Scan« ist bildtechnisch alles geboten, was zwar bombastisch klingt, aber den Kunden nur vor überflüssige Verständisprobleme stellt. Nichts anderes bei der Tonwiedergabe: »TruBass«, »SRS WOW« und »Dolby Virtual Surround« treten gegeneinander an und verheißen Kino-Feeling.

Verwirrende Bezeichnungen
Ein babylonischer Sprachenwirrwarr bei der Bezeichnung der Videoeingänge kommt noch dazu: Composite, Component, YUV, S-Video, YPbPr und YCbCr und natürlich diverse DVI-Varianten (Kostprobe: DVIHDCP, DVI-I, DVI-D ?).
Apropos Eingänge: Unser Referenz-DVD-Player, der HDTV-fähige Samsung DVD-HD850 schickt seine Bilder via HDMI-Interface in die Welt: Also ab zu Saturn und ein HDMI-Kabel besorgt, dazu den passenden Adapter auf den DVI-Eingang, den die Fernseher haben. Zusammen kostet der Spaß satte 90 Euro für ein Kabel und einen Stecker!

Bild: Sony MFM-HT75W – ein Formschöner 17-Zöller für den Schreibtisch

Bewertung: Schmuckstück für den Schreibtisch: Sonys MFM-HT75W liefert sehr gute Bilder, passablen Ton und ist angenehm zu bedienen.

Schlechte Bildqualität

HDTV-Flachbildfernseher im Test

Die nächste Überraschung lässt nicht lange auf sich warten. Die einzigen derzeit verfügbaren HDTV-DVDs liegen im vom Microsoft entwickelten WMV-HD-Format vor, und das kann unser DVD-Player wie fast alle anderen am Markt erhältlichen gar nicht abspielen! Also muss doch der PC her und die Fernseher ansteuern. Er sollte dann aber, laut Microsoft-Spezifikationen (und Sie wissen, was das heißt!), mindestens über einen 3-GHz-Pentium-4-Prozessor verfügen, sonst ruckelt das Bild. Der Media Player 9 ist sowieso Pflicht.
Das Staunen ist gross, als die Kinobilder von »Lara Croft: Tomb Raider Die Wiege des Lebens« dann endlich auf die Bildschirme kommen: Alle Fernseher bringen tolle Detailschärfe was für Angelina Jolie bisweilen aber auch peinlich wird. Noch die kleinste Hautunreinheit wird sichtbar und ihre Schminke hält bei den ständigen Wasserspielchen des Films eben nicht immer optimal. Unter Wasser wirkt es dann aber wie eine kalte Dusche: Die feinen Farbverläufe in den Tauchszenen stellen alle Fernseher nur grob getreppt dar. Deutlich sind harte Übergänge zwischen benachbarten Blautönen zu sehen, und als Lara dann noch die Unterwasserscheinwerfer ihres Mini-U-Boots einschaltet, läuft es uns eiskalt den Rücken hinunter. Das Bild sieht aus wie anno dunnemals die ersten Fotos auf einem PC-Monitor mit 256 Farben.

Bild: FUJITSU-SIEMENS MYRICA V27-1 – spartanisch in Design und Ausstattung bei 27 Zoll Größe.

Bewertung: Auweia Siemens! Schlechtes Bild, kaum Justiermöglichkeiten, enge Steckplätze und Gedächtnisverlust nach Aus- und Einschalten. Damit wird der Myrica V27-1 nur Schlusslicht im Test.

Fehlersuche

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Also ran an die Menüs der Fernseher und geschaut, ob sich in den zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten nicht Optionen finden, die diese Effekte eliminieren oder zumindest dämpfen. Um es kurz zu machen: Keines der Testgeräte schafft das. Das gibt uns zu denken. Kann es sein, dass der ansteuernde PC diese Fehler verursacht? Nach einem Rechnertausch: das gleiche Bild. Dann machen wir Screenshots der Szenen und siehe da: In Photoshop ist von den Artefakten nichts zu sehen. Das Signal von der Grafikkarte ist also sauber. Ein Gegencheck: Wir spielen den Film an einem 23-zölligen Röhrenmonitor ab. Der bringt die geforderte Auflösung locker her, und auch hier ist von den Farbtreppen nichts zu erkennen. Liegt es also an den LCD-Displays, die bauartbedingt nicht genug Farben darstellen können? Noch ein Test mit den Subnotebooks, die AVDC ebenfalls in dieser Ausgabe vorstellt: Diese bringen mit ihren LCDs den Film wunderbar detailscharf und ganz ohne Treppeneffekte.

Bild: SHARP LC-26GA4E – Vollblutfernseher im Mittelformat 26 Zoll

Bewertung: Sharp heißt scharf: Brillantes Bild und viele Einstellmöglichkeiten kombiniert der LC-26GA4E mit Supersound.

Röhren im Vorteil

HDTV-Flachbildfernseher im Test

Die Treppen bleiben ein Rätsel. Die am nächsten liegende Hypothese: Die in den Fernsehern verbauten Displays sind für feine Farbabstufungen einfach nicht geeignet angesichts des Preiskampfes auf dem LCD-Fernsehermarkt würden uns die billigstmöglichen Bauteile auch nicht wundern. Da hilft dann auch keine noch so toll benannte Elektronik weiter.
Doch egal, woher das Problem kommt: Als Fazit bleibt die Erkenntnis, dass es mit der Bildqualität der LCD-Flachbildfernseher nicht sonderlich weit her ist. Nimmt man dann noch den Umstand hinzu, dass es abgesehen von ein paar mittelmäßigen Streifen wie »Lara Croft« kaum HD-Inhalte zum Anschauen gibt, kann die Empfehlung nur lauten, mit der Anschaffung eines HD-fähigen LCD-Fernsehers noch zu warten. Die Redaktion begibt sich jetzt jedenfalls auf die Suche nach HDTV-kompatiblen Röhrenfernsehern in Japan und den USA gibt es die schließlich schon.

Bild: VIEWSONIC N3000-W Der braucht Platz: Mit 30 Zoll wird?s richtig ernst

Bewertung: Viewsonics N3000-W liefert ordentliche Bildqualität und gute PCDarstellung. Der Sound ist ebenfalls gut.

Testübersicht

HDTV-Flachbildfernseher im Test

Trotz der ernüchternden Ergebnisse haben wir die Geräte natürlich ausführlich getestet. Also noch einige Anmerkungen zur relativen Qualität: Klares Schlusslicht war der Fujitsu-Siemens Myrica V27-1. Sein Bild ist von harten Kontrasten und grellen Farben geprägt und lässt sich per Menü kaum beeinflussen. Die Einstellmöglichkeiten beschränken sich auf Helligkeit und Kontrast. Dazu kommt, dass sich der Myrica nach de
m Abschalten nicht merkt, auf welchem Eingang er zuvor seine Bildsignale erhalten hat. So heißt es nach jedem erneuten Einschalten durchs Menü navigieren, um DVI als Bildquelle auszuwählen. Und: Bekommt er Sound im Dolby-Digital-5.1-Format, spielt er nur die hinteren Kanäle ab; die Schauspieler bleiben stumm.
Die Anschlüsse sind wegen des angeschraubten Fußes schlecht erreichbar, und er zieht im Standby, wenn ihn der PC auslöst, fast so viel Strom wie im laufenden Betrieb. Auf Standby muss man also immer per Taste am Gerät gehen. Das gilt übrigens auch für die Modelle von Sharp und Viewsonic.

Testberichte im Überblick

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