CRM Business im Kreuzfeuer
Kann Larry Ellison in guter “Host” sein?

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Fusions-Wahnsinn

CRM Business im Kreuzfeuer

Im Moment müssten so einige Unternehmen vorsichtig geworden sein, wenn es um Investitionen im Technologiebereich geht. Dies trifft aber sicher nicht auf die IT-Anbieter selbst zu. Der in letzter Zeit beobachtete Ansturm bei Fusionen und Übernahmen setzte sich in den vergangenen Wochen fort als das Online Auktionshaus eBay den Kauf des VoIP Spezialisten Skype für rund 4 Milliarden Dollar ankündigte. Oracle hat währenddessen seinen “Pac-Man-artigen” Vorstoß auf die Industrie weitergeführt und die im Bereich der CRM-Software tätige Firma Siebel geschluckt.

Seit Beginn dieses Jahres befindet sich nun Oracle im Kaufrausch. Gerade erst war das Unternehmen aus dem langen Kampf um PeopleSoft erfolgreich hervorgegangen und machte sich sofort wieder auf die Jagd nach kleineren Anbietern, um sie aufzukaufen. Oblix , Entwickler von Identity-Management-Software, TimesTen – ein Experte für Realtime-Datenmanagement-Software – sowie die Softwareanbieter Retek und ProfitLogic, die Programme für den Einzelhandel bieten, sind alle im Einkaufswagen das Datenbankkrösus gelandet. Außerdem hat Oracle eine maßgebliche Beteiligung an der indischen Firma für Bankensoftware I-flex.

Und als dann der Gigant damit fertig war, sich PeopleSoft/JD Edwards einzuverleiben, entschied das Unternehmen, sich auf Siebel zu stürzen. Der Kauf bietet Oracle eine neue Gruppe von CRM-Anwendungen, die sie ihrer immer weiter wachsenden Auswahl hinzufügen können.

Kater nach dem Kaufgelage?

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Jedoch werden sich die Siebel Kunden wohl fragen, für wie lange ihre bestehenden Installationen weiterhin Support als eigenständige Produkte erhalten, ohne auf Oracle-Datenbanken zu basieren. Außerdem sind sie sicher gespannt, ob sie dazu ermuntert werden, sich in Richtung der integrierten Anwendungen der “Projektfusion” von Oracle zu bewegen.

Und die Nutzer von Oracle/PeopleSoft/JD Edwards werden Fragen hinsichtlich der potentiellen Integration von Siebel&aposs CRM-Systemen in die zukünftigen Produkte haben – und auch, ob das Ganze zu einer weiteren Verzögerung oder Komplizierung bei der Einführung eines integrierten Pakets führen wird, das die inzwischen vier Gruppen von Anwendungen abdecken wird.

CRM-Spezialist Hansjörg Schmitt hat im Weblog IT Frontal vorgerechnet, dass Oracle sogar sieben verschiedene CRM-Lösungen unter einen Hut bringen müsste – und meint, dass nicht nur die Kunden selbst im dichten Nebel stehen.

Indessen sieht der Oracle Chef Larry Ellison Wachstumspotential in dem Siebel-Deal. Laut Ellison liegt einer der Hauptgründe für das Interesse von Oracle an Siebel in deren gehosteten OnDemand-CRM Geschäft, das sich gemäß seiner Voraussage sehr schnell ausweiten wird.

Hosting mit Potential

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Ellisons Ansicht über die Perspektiven des Hostings findet in der ganzen Industrie breite Zustimmung. Die neuesten Zahlen der Analystenfirma AMR Research ließen erkennen, dass die Einnahmen von gehosteten CRM-Anwendungen um 105 Prozent im Jahre 2004 zugenommen hatten und ein Zehntel des Gesamtmarkts für CRM ausmachen – der im Vergleich um 10 Prozent gewachsen ist.

Aber haben Siebels Konkurrenten attraktivere Angebote für gehostetes CRM? Am gleichen Tag, als die Ankündigung des Oracle/Siebel Geschäfts verlautbart wurde, hat der Pionier im Bereich gehostetes CRM, das Unternehmen Salesforce com, Einzelheiten zu AppExchange bekannt gegeben – einer Web-Lösung, durch die Firmen Anwendungen und Komponenten von Drittparteien kaufen und verkaufen können, die auf der Plattform Salesforce laufen – etwa so, wie Software von Drittanbietern auf Windows läuft. Diese Öffnung für Drittanbieter sollte die Attraktivität von Salesforce steigern und bedeutet, dass die Unternehmen nicht so stark an einen einzigen Anbieter gebunden sind, der sich tief in ihre Unternehmenssysteme eingräbt. Lokale Spezialitäten lassen sich so recht einfach in ein großes Ganzes einbetten.

Unkluge Entscheidung?

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Die Frage ist, war Oracle klug, 5,85 Milliarden Dollar für ein Unternehmen zu hinzulegen, das hinter stärker etablierten Hosting-Firmen wie Salesforce zurückbleibt und dazu noch ein zur Zeit relativ kleines Licht auf dem Markt ist – anstelle sich um eine besser eingeführte Hosting-Firma zu bemühen, deren Preisschild mit einer kleineren Zahl versehen ist?

Siebels Kundenbasis von circa 4000 Unternehmen mit 3,4 Millionen Nutzern hat eine ganz klare Anziehungskraft. Aber für wie lange kann das Modell des Jahresabos für Wartung, Support und Updates sich auf einem Markt behaupten, in dem die Kunden in zunehmendem Maße gehostete Dienste und Flexibilität fordern?

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