Outsourcing als Chance
Tiefgreifende strukturelle Veränderungen
Große Veränderungen – sagen Zukunftsforscher
Outsourcing als Chance
Die Art und Weise, wie große Firmen funktionieren, ändert sich, wie ein kürzlicher Bericht des Beratungsunternehmens Global Future Forum (GFF – ein unabhängiger Zusammenschluss von Zukunftsforschern, Wissenschaftern und Wirtschaftsexperten) verlauten lässt. Darin wird vorausgesagt, dass Groß- unternehmen in zunehmendem Maße eine fragmentierte Struktur haben werden – und in ein paar Jahren werden viele Betriebe nur noch aus einem Netzwerk von ausgelagerten Ressourcen bestehen, die von relativ kleinen Führungsteams geleitet werden.
David Smith, Geschäftsführer des Global Future Forums sagte, dass dies letztendlich zu kleinen zentralen Management-Firmen führen wird, die Produktmanager, Strategen und Manager für Kundenbenbeziehungen beschäftigen, während alle anderen Geschäftsfunktionen von externen Dienstleistungs-Unternehmen und Subunternehmern abgedeckt werden.
Solche Veränderungen mögen viele Leute, die heutzutage in vertikal gegliederten Unternehmen arbeiten, für unwahrscheinlich halten – aber Andrew Parker von der Analystenfirma Forrester Research meint, dass die Unternehmen dieses neue Modell bereits anwenden. “Das Unternehmen Virgin ist auf diesem Weg schon ein großes Stück vorangekommen”, sagte er. “Die Marke ist einheitlich, aber das Unternehmen lagert einen großen Teil seiner geschäftlichen Aktivitäten entweder an Drittparteien aus oder vergibt an diese Franchising-Lizenzen.”
Multinationale Versicherung mit nur 2 Angestellten
Outsourcing als Chance
Die IT-Dienstleistungsfirma Accenture zitiert häufig das Beispiel des holländischen Versicherungsunternehmens Universal Leven, das mittels Outsourcing praktisch fast aller seiner Aktivitäten und Funktionen in der Lage ist, ein Millionengeschäft mit nur zwei offiziellen Angestellten zu führen.
Noch mehr an Glaubwürdigkeit gewinnt dieses Modell durch eine Reihe von Großunternehmen, die bereits große Bereiche ihrer Backoffice-Funktionen ausgelagert haben, aber immer noch unter Kostendruck stehen. Luke Young von der Handelsgruppe South African Contract Centre Community sagte, dass der immer höhere Entwicklungs- und Qualitätsstand der Offshore-Dienstleister in den Unternehmen das Vertrauen weckt, auch unternehmensentscheidende Dienstleistungen, die oft mit Kundenkontakt verbunden sind, auszulagern. “Wir beobachten, dass immer mehr Firmen nach Südafrika kommen, die Kundendienstzentren und Maketing-Aufgaben outsourcen wollen”, fügte Young hinzu. “Dies legt nahe, dass wir uns auf eine Stufe hinbewegen, auf der Unternehmen bereit sind, auch Kernprozesse auszulagern.”
Parker meinte, dass die neuen “netzwerkartigen Unternehmen” (Networked Companies) von einer größeren Beweglichkeit profitieren. “Virtuelle Unternehmen gehen wesentlich besser auf sich ändernde Marktsituationen ein”, sagte er. ” Das traditionelle, vertikal gegliederte Unternehmen wird an Bilanz-Aktivposten stehen bleiben, die man nur sehr schwer loswerden kann, wenn sich die Nachfrage ändert”. Es ist wesentlich einfacher, die Konditionen des Outsourcings zu modifizieren, wenn es zu einer Veränderung der Nachfrage von Kundensite aus kommt.
Vernetze Firmen – schwieriges Management
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Aber dieses Nirwana des vernetzten Unternehmens kann nur erreicht werden, wenn die Firmen und deren Dienstleister Experten bei der Gestaltung von Partnerschaften sind. “Die Kehrseite des Ganzen ist, dass es ziemlich komplex ist”, meinte Smith. “Die Unternehmen müssen multiple Lieferketten und Geschäftsbeziehungen managen und außerdem in der Lage sein, einen nahtlosen Informationsfluss über mehrere Firmen hinweg zu gewährleisten.”
Parker sagte voraus, dass dies für die IT-Chefs einen enormen Druck bedeuten wird, denn sie müssen die Software für das Management der Lieferketten sowie die Tools für die Business Intelligence quer durch multiple Organisationen, oft über Ländergrenzen hinweg, implementieren, damit die Manager der Unternehmen ihre Outsourcing-Partnerschaften überwachen können.
Der Grad an Komplexität könnte die Akzeptanz dieses neuen Modells behindern – und einige Experten stellen seine Lebensfähigkeit in Frage. Parker meint dazu, dass ausgereifte Unternehmen mit stabilen Lieferketten weniger geneigt sein würden, einen Wert im Aufbrechen ihrer Strukturen zu sehen, während viele mittelständische Betriebe sich aus kulturellen Gründen dem Outsourcing widersetzen werden.