Pimp my Comp
Edel & Stark
Die Bewerbung
Pimp my Comp
Philipp ist der glückliche Besitzer einer ehemals lahmen Kiste, die ihn während seiner Ausbildung zum Industriekaufmann trotz diverser kleinerer chirurgischer Eingriffe bereits das eine oder andere Mal im Stich gelassen hat. Das Diskettenlaufwerk hat schon vor Monaten den Geist aufgegeben, die Grafikkarte stöhnt unter der Belastung der Daten, die ihr der schnelle Prozessor liefert, und auch die Festplatte leidet des Öfteren unter Gedächtnisverlust. Das ist besonders schlimm, da ans CD- oder DVD-Brennen zur Datensicherung momentan nicht zu denken ist: Der Brenner hat ebenfalls vor ein paar Wochen das Zeitliche gesegnet. In Kürze soll nun das BWL-Studium beginnen. Doch wohin mit all den wichtigen Daten, Fakten und Zahlen? Wie die Diplomarbeit ohne Zittern vor plötzlichem Datenverlust vorbereiten? Na klar, neuen Rechner kaufen. Aber halt, gibts da nicht so eine tolle Aktion eines Computermagazins? Die verwandeln doch alte Kisten in superleise Hightech-Maschinen, mit denen man auch noch fernsehen kann. Da sollte er sich bewerben.
Hat er auch gemacht, und seine ausführliche und nette Bewerbung ist unserem Team tatsächlich auch aufgefallen. In einem kurzen Telefonat sind wir uns dann schnell handelseinig geworden. Philipp verpackte seine Kiste, und wir schickten ihm einen Paketdienst und ließen das gute Stück abholen. Nun hieß es für ihn warten bis zum erneuten Klingeln des Paketdienstes, der zwei große Pakete und eine neue Ausgabe von AVDC für ihn dabei hat.
Der Auftrag
Pimp my Comp
AVDC recherchiert, fotografiert, testet und schreibt nicht nur für seine Leser, sondern schuftet auch für sie. Pimp my Comp heißt die Aktion, bei der die Redaktion jeden Monat einen betagten PC in einen flüsterleisen, bärenstarken und fernbedienbaren Mediacomputer umbaut. Voraussetzung ist eine Bewerbung mit Beweisfoto und das gewisse Etwas, damit ein Kandidat wie der alte Midi-Tower, der die Grundlage für die aktuelle Aktion bilden sollte, unsere Werkstatt erreicht.
Bei der Sichtung der zahlreichen Zuschriften und der anschließenden Auswahl war klar: Dieser Tower braucht ein neues Äußeres. Vom Innenleben müsste dagegen noch das eine oder andere zu gebrauchen sein. Also bekam Philipp den ersehnten Anruf, und der Paketdienst wurde beauftragt, den Rechner abzuholen. Das Paket traf ein paar Tage später in der Redaktion ein, und ein erster Blick bestätigte unsere Meinung. Lackieren allein reicht hier nicht. Das Gehäuse ist erstens langweilig wie eben einfache Midi-Tower so sind und zweitens bereits etwas verzogen. Auch fliegen einem die Front-USB-Buchsen bereits beim Hinsehen entgegen. Zusammen mit den anderen Redaktionsmitgliedern und unserem Art-Director Karl entschieden wir uns dafür, dem Rechner ein neues Kleid zu verpassen. Das Chassis sollte bleiben und nur das äußere Blechkleid durch etwas Cooleres ersetzt werden. Eine dazu passende Idee, die sich problemlos umsetzen lassen sollte, war schnell entwickelt.
Das Gehäuse
Pimp my Comp
Also ran ans Werk. Wie jeden Monat verwandelt sich nun eine Ecke unseres Testlabors vorübergehend in eine Werkstatt. Zusammen mit ein paar Mitgliedern der Creative-PC-Gruppe wurde der Rechner in seine Einzelteile zerlegt und noch mal schnell ins Fotostudio geschafft, um die Ausgangssituation festzuhalten. Anschließend wurden alle alten Teile ausführlich unter die Lupe genommen und die nicht mehr verwendbaren ausrangiert. Nun wurde das Chassis näher inspiziert. Dabei kamen bereits erste Zweifel bezüglich unseres Vorhabens auf: Ein so instabiles Computergehäuse hatten wir noch nicht gesehen. Das Ding machte einen solch windigen Eindruck, dass es nur mit Verstärkungen klappen würde. Also mit Schieblehre, Geodreieck und Lineal bewaffnet schnell die Maße genommen und mit den Notizen ab zum Baumarkt. Dort wurden verschiedene Aluminiumprofile und -leisten sowie diverse kleine Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben gekauft. Zurück in der Werkstatt gings dann mit dem wichtigsten aller Tools, dem Dremel, an die Arbeit. Mit Hilfe dieser Kleinbohrmaschiene haben wir schon diverse Um- und Ausbauten bewerkstelligt. Unter Zuhilfenahme von passenden Trennscheiben wurden die Leisten und Profile auf die jeweils passende Länge gebracht und die entsprechenden Befestigungslöcher gebohrt. Das Chassis bekam ebenfalls eine Behandlung mit dem Dremel, um an verschiedenen Stellen Aussparungen zu fräsen und Schraublöcher zu bohren. Es hörte sich mal wieder fast so an, als wären wir nicht in einer Redaktion, sondern in einer Zahnarztpraxis. Zusammen mit Mitgliedern der PC-Creativ-Gruppe des Moosacher Gymnasiums machen wir uns daran, den alten Rechner zu zerlegen.
Der Einbau
Pimp my Comp
Jetzt wurde es kritisch. Die ganze Sache ist noch wackeliger geworden, also schnell die Verstrebungen eingepasst und verschraubt. Geht doch, jetzt siehts stabil aus. Nun galt es die Zeichnungen für das neue »Kleid« anzufertigen. Stunden vergingen, bis alle Maße genommen und der entsprechende Plan gezeichnet war. Zwischenzeitlich trudelten langsam die bei den Sponsoren bestellten Komponenten ein, so dass auch die Maße der Laufwerke, des Displays und der Anschlüsse in die Zeichnung der Front aufgenommen werden konnten.
Am nächsten Morgen sollte es dann mit den Konstruktionsplänen unterm Arm zum Spengler gehen. Probeweise nahmen kurz vorher aber schon mal das Netzteil sowie das Mainboard ihren Platz im Chassis ein. Jetzt offenbarte sich, dass unsere ersten Befürchtungen berechtigt waren: Das Gewicht ist trotz Verstärkungen einfach zu viel für das immer noch labile Chassis. Was also tun? Im Redaktionsfundus befindet sich zum Glück noch ein schickes Media-PC-Gehäuse von Silverstone. Nach kurzem Überlegen scheint dieses geradezu der ideale Ersatz zu sein. Das LC10M/S aus der Lascala-Serie bietet ausreichend Platz, hat zudem ein zweizeiliges Display mit Infrarotempfänger eingebaut und sieht einfach edel aus.
Die Lüfter
Pimp my Comp
Also Kommando zurück. Jetzt werden die Komponenten in das neue Gehäuse eingebaut. Als Erstes musste dazu der serienmäßige Lüfter hinter der Frontblende einem noch leiseren Modell weichen. Die Blende hinter dem Lüfter war schnell entfernt. Doch die Schrauben, die den Quirl am Gehäuse halten, sind von vorn eingeführt und von der Frontblende, die aus einem Stück besteht, verdeckt. Also blieb nichts anderes übrig, als die Blende zu demontieren. Dabei mussten jedoch zahlreiche Schrauben erst einmal gefunden werden.
Antivibrationsrahmen
Der alte Lüfter wurde nun entfernt und der neue unter Zuhilfenahme eines Antivibrationsrahmens festgeschraubt. Jetzt das Ganze wieder retour und alle Schräubchen der Blende wieder festziehen. Die Festplatte wanderte in ihren gleichzeitig als Kühler dienenden Dämpfungsrahmen und fand zusammen mit dem DVD-Brenner im Laufwerkskäfig ihren Platz. Dazu musste der Frontblende abermals zu Leibe gerückt werden. Aber diesmal wars wenigstens mit dem Lösen von nur zwei Schrauben getan. Um das Laufwerk unterzubringen, ist nämlich der rechte Teil der Blende beiseitezuschieben. Danach das Laufwerk rein und die Blende wieder zurück und festschrauben. Jetzt konnte der Brenner so ausgerichtet werden, das die dem PC-Gehäuse beigepackte Alublende genau auf die Laufwerksschublade passt. Brenner mit vier Schräubchen und die Blende mit Hilfe des rückseitig angebrachten doppelseitigen Klebestreifens befestigen – passt perfekt.
Das Betriebsystem
Pimp my Comp
Ab jetzt gings zügig weiter. Die Positionen der Mainboardbefestigungen merken, Schraubbolzen eindrehen und
das Board einpassen. Netzteil zusammen mit dem Antivibrationsrahmen einsetzen, schließlich sollen sich eventuelle Schwingungen des Lüfters, wenn er denn doch mal zum Einsatz kommt, nicht auf das Gehäuse übertragen. Die weiteren Schritte verlaufen ebenfalls problemlos. TV-Karte und Grafikkarte wandern in ihre Slots, der Speicherriegel wird eingesetzt, und zum Schluss werden alle Kabelverbindungen vorgenommen.
Softwareinstallation
Nach ein paar Stunden Arbeit ist die Kiste bereit zur Installation des Betriebssystems. Auch das klappt wie am Schnürchen. Der anschließende 24-Stunden-Burn-in-Test zeigt keinerlei Fehler auf und beweist: Auch ein Hochleistungsrechner arbeitet auf niedrigem Geräuschniveau. Jetzt noch das Pimp-my-Comp-Logo aufgeklebt, sicher in die Kiste verpackt, und der Rechner kann ab zum Fotografen. Zwei Tage später lassen wir ihn wieder abholen, schreiben nun diesen Beitrag und verpacken das komplette System in zwei nicht gerade kleine Kartons. Allein das THX-zertifizierte Soundsystem beansprucht eine ganze Kiste für sich. Tastatur/Maus nicht vergessen, alle wichtigen Treiber-CDs und Anleitungen eingepackt, und dann machen sich die beiden Pakete zusammen mit der aktuellen Ausgabe von AVDC auf den Weg nach Göttingen.
Die Gesamtkosten
Pimp my Comp
Soundsystem: 300
Gehäuse: 200
Netzteil: 200
Mainboard: 130
Prozessor: 1000
Speicher: 60
Grafikkarte: 140
Festplatte: 120
Festplattenrahmen: 25
DVD-Brenner: 60
TV-Karte: 80
Zusatzlüfter: 10
Kleinteile: 55
Betriebssystem: 120
Summe: 2500 Euro