Deutschland bei Internet übers TV-Kabel weit zurück
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinkt Deutschland bei der Nutzung von TV-Kabel als Datendienst deutlich hinterher. Besonders in Großbritannien, Schweden und den Niederlanden haben sich die TV-Kabelnetzbetreiber viel früher darauf eingestellt ihre Netze für das Internet rückkanalfähig zu machen. Infolge würden laut Analyst Philipp Geiger von Solon Management Consulting diese Länder auch über eine weitaus höhere Breitbandpenetration als DSL-dominierte Märkte verfügen. Deutschland ist international betrachtet das Schlusslicht in der Nutzung des Fernsehkabels für Internet-Zwecke, berichtet das Handelsblatt.
Der Grund für die schleppende Entwicklung auf dem deutschen Markt liegt in der Geschichte des deutschen TV-Kabels begraben: Der Verkauf des Netzes, das vormals der Deutschen Telekom gehörte, ging nur sehr zögerlich voran. Nachdem erst im Zeitraum von 1999 bis 2002 alle Teile an Investoren verkauft worden waren, machten diese sich auch nur langsam daran, die Infrastrukturen zu modernisieren. Zudem stellt die deutsche Marktaufteilung in die Netzebenen drei und vier ein Hindernis dar, weil Investoren der Netzebene drei (Stadt- und Überlandnetze) nur dann Endkunden versorgen können, wenn sie mit Betreibern der Ebene vier (Gebäudenetze) zusammenarbeiten.
Aufgrund neuer Technologien ist die Modernisierung des Koaxialkabels der Fernsehnetze inzwischen günstiger geworden. Die Fernsehkabelbetreiber geraten durch das aufkommende digitale terrestrische Fernsehen DVB-T zunehmend unter Druck und die Telekom plant mit neuen DSL-Technologien auch Datenfernsehen anzubieten. Somit zeigt sich bereits mehr Bewegung seitens der TV-Kabelgesellschaften. Die großen Netzbetreiber seien bereit, in die Rückkanalfähigkeit zu investieren. Die wichtigsten Positionen nehmen dabei Kabel Baden-Württemberg, Deutschlands größter TV-Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland sowie Iesy, Anbieter in Hessen und Nordrhein-Westfalen ein. (dd)